Bad Kissinger Marienkapelle und ihr Friedhof als Spiegelbild der Ortsgeschichte
VorwortBearbeiten
Im Jahr 2005 ergab eine EMNID-Umfrage Bad Kissingen als den bekanntesten Kurort Deutschlands. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Einerseits konnte sich unter anderem durch die lokale Salzgewinnung und die hier vorhandenen sieben Heilquellen ein Kurwesen spezialisieren, zum anderen findet der Kurgast bei Spaziergängen im idyllishen Bad Kissinger Saaletal Erholung. Nicht zuletzt wurde der Ort auch von historischen Persönlichkeiten wie der österreichischen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ("Sisi") und dem Reichskanzler Otto von Bismarck als Quell der Gesundheit geschätzt. Letzterer verkündete am 17. August 1890 stolz: "„Nächst Gott verdanke ich mein gutes Befinden und meine Gesundheit meinem [Leibarzt] Schweninger und Kissingen". Beide wussten auch die Kissinger Natur für Spaziergänge zu schätzen. Während es die Kaiserin auf den Altenberg zog, wo heute ein Denkmal an sie erinnert, unternahm der Reichskanzler gerne Spaziergänge ins idyllische Kaskadental, eine Spazierstrecke nahe des Wildparks Klaushof. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim hatte hier künstliche Kaskaden errichten sowie inzwischen verschollene Skulpturen aufstellen lassen.
Genauso wie diese beiden historischen Beispiele kommen auch heutige Bad Kissinger Kurgäste auf ihre Kosten, egal, ob sie nun einfach in der Natur spazieren gehen wollen, sich für die Historie des Ortes interessieren oder gar an Orten wie dem bereits erwähnten Altenberg, der über der Stadt thronenden Burgruine Botenlauben oder dem Kapellenfriedhof, dem Thema dieses Wikibooks, beides kombinieren wollen.
Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen und die dazugehörige Marienkapelle gehören zu den Orten in Bad Kissingen, an denen sich die Stadtgeschichte konzentriert. Zum einen wurden hier über die Jahrhunderte Persönlichkeiten beerdigt, die Bad Kissingen auf unterschiedliche Weise geprägt haben, ob nun im Kurwesen, in der Kunst, oder auf anderen Gebieten. Zum anderen sind mit der Kapelle und dem Friedhof auch überregionale Namen und Ereignisse verbunden, wie zum Beispiel der Name des bekannten Architekten Balthasar Neumann, der die Marienkapelle im 19. Jahrhundert neu gestaltete. Andererseits fanden im Rahmen der "Schlacht bei Kissingen" während des "Deutschen Krieges" von 1866 auch einige Gefechte auf dem Gelände des Kapellenfriedhofs statt, wovon einige Kriegsgräber auf dem Gelände zeugen.
Es ist hoffentlich nicht zuweit hergeholt zu sagen, dass der Kapellenfriedhof in seiner Kombination aus Anlage und Geschichte an den Friedhof Père Lachaise in Paris oder den Wiener Zentralfriedhof erinnert, auch wenn er vielleicht nicht so groß dimensioniert sein mag wie die beiden genannten Beispiele.
Es ist Ziel des vorliegenden Wikibooks, die beschriebene Konzentration von Geschichte an einem einzelnen Ort in Bad Kissingen herausszuarbeiten. Das Wikibook bemüht sich, sich an ein möglichst breites interessiertes Publikum zu wenden, ohne spezielle Vorkenntnisse vorauszusetzen. Möglicherweise werden trotz des umfassenden Anspruchs einige Aspekte der Bad Kissinger Ortsgeschichte unberücksichtigt bleiben müssen. Im Idealfall sind diese Lücken jedoch ein Ansporn für den interessierten Leser dieses Wikibooks, über die Grenzen des Wikiboooks hinaus auf Entdeckungsreiuse zu gehen.
Es stieß in Bad Kissingen auf große Freude, als die Kurstadt im Juli 2021 gemeinsam mit zehn anderen Städten zum UNESCO-Welterbe „Great Spa Towns of Europe“ ernannt wurde. Möge dieses Wikibook dazu beitragen, dieses Geschichtsbewusstsein zuvertiefen!
Ein Überblick über die Bad Kissinger GeschichteBearbeiten
AnfängeBearbeiten
ErsterwähnungBearbeiten
Die erste bekannte Erwähnung Kissingens findet sich in einer Schenkungsurkunde vom 21. Juni 801, in der ein Adeliger namens Hunger seinen gesamten Besitz "im Gau Saalegau im Dorf Kissingen [...] bis auf 22 Morgen an Wiesen und Ackerlanf, sechs Ochsen, zwei Kühen und ebensovielen Kälbern" an das vom hl. Bonifatius gegründete Kloster Fulda verschenkte. Hrabanus Magnus, 822 bis 842 Abt im Kloster Fulda, ließ durch den Schulmeister und Bibliothekar Rudolf von ca. 20 bis 830 diese Urkunden sammeln. In diesem Zusammenhang entstand ein nach Gauen geordnetes Kapitular in acht Bänden. Da der Inhalt der Urkunde durch Abscshrift gesichert war, wurde das Original wahrscheinich weggeworfen.
Von diesen sieben Bänden hat sich nur ein einziges erhalten und zwar das Kartular über den Worms-, Nahe- und Rheingau und über das Elsass. Spuren der übrigen Bände weisen nach Süddeutschlahd. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Band des Kartulars mit den überlieferten Urkunden des Grabfeld- und Saalegaus und damit auch die Schenkungsurkunde des Adeligen Hunger durch den Humanisten Johannes Pistorius d. J. wiederentdeckt. Bevor die Handschrift danach wieder verloren ging, hat Pistorius d. J. das Kartular im Jahr 1607 im Druck veröffentlicht.
Die sechs übrigen Bände sind allerdings noch durch den "Codex Eberhardi" überliefert, eine Fuldaer Urkundenüberlieferung, die von ca. 1150 bis 1165 entsdtanden ist. Zusammengestellt wurde sie vom Mönch Eberhard, allerdings mit inhaltlichen Ungenauigkeiten. Während Hrabanus Maurus die Originaldokumente sichern wollte, ging es Eberhard um die Außenwirkung zur Ehre und zum Nutzen seines Klosters.
Die Beschreibung des Besitzes, die Hunger laut seiner Schenkungsurkunde von 801 zurückbehält, lässt darauf schließen, dass es sich bei Hunger um einen Adeligen handelte. Weitere Urkunden, die Hunger als Zeugen für Schenkungen ausweisen, deuten auf ein gewisses Ansehen hin, dass Hunger im Kissinger Raum genoss. Erwähnungen des Namens Hunger bis zum Jahr 890 deuten auf Nachfahren hin.
Für das Jahr 823 sind zwei Urkunden in Zusammenhng mit Kissingen bekannt: Zum einen übergab Erkanbert zwei Salinen in Kissingen, zum anderen Gotahelm seinen Anteil an einer Salzquelle an das Kloster Fulda. Da die Salzgewinnung noch eine wesentliche Rolle in der Kissinger Geschichte spielen sollte, wird uns dieses Thema noch ausführlicher begegnen.
Ein weiterer wichtiger dokumentarischer Nachweis für den Ort Kissingen stammt aus dem Jahr 840: Kaiser Ludwig der Fromme stellte hier am 12. Mai 840 eine Urkunde in einem Rechsstreit aus. Auf die Klage von Helis, die Königsleute des Fiskus Gerafelt hätten sein Königsgut in Besitz genommen und dem Königsgutbezirk einverleibt, erstattet Ludwig der Fromme dem Helis seinen Besitz in der Mark Vachdorf und zu Belrieth an der Werra, nachdem Graf Poppo die Angaben des Helis bestätigt hatte. Soweit bekannt hat Kissingen weder vorher noch nachher einem mkittelalterlichen Herrscher, wie in diesem Beispiel Ludwig dem Frommen, als Aufenthaltsort gedient.
OrtsnameBearbeiten
Der Name "Kissingen" gehört zu den großen Rätseln der bayerischen Ortsnamenskunde. Obwohl der Name in der Übeerlieferung des Klosters Fulda bis zu 15mal genannt wird, fällt die Bestimmung einer "Grundform" schwer. Hinzu kommt, dass der "Codex Eberhardi, wie schon angeführt, die Überlieferung verfälscht. Die edition des Johannes Pistorius nennt die Namensvariante Chizziche. Daneben sind für das 9. Jahrhundert kopial auch die Varianten Chizzinge, Kizzingen, Chizzicha, Chiz(z)zichi, Chizeche, Kizzeche, Kiz(z)icha, Kizecha, Kizzih, Chizzihheim undKizzech bekannt. Daraus geht hervor, dass die Ortsbezeichnung auf keine -ing-form zurückgeht, hinter der in der früheren Forschung fälschlicherweise eine alemannische Siedlung vermutet wurde. Hingegen erscheint die -ing-Form erst als Analogiebildung zu Ortsnamen wie Kitzingen oder des Nachbarortes Nüdlingen. Mitdieser ing-Form wurden Ansiedlugen benannt, die in Abhängigkeit zu einem Namensträger standen, womit Kitzingen "Siedlung bei den Leuten eines Kitzo" und Nüdlingen "Siedlung bei den Leuten eines Hnutilo" bedeutet. Im Falle von Kissingen ist ein Namensträger namens Chizzo unbekannt und wäre, falls es ihn gegeben hat, erst noch nachzuweisen.
Die Markgrafen von Schweinfurt, die Henneberger und die Burg BotenlaubenBearbeiten
Für die nächsten drei Jahrhunderte gibt es keine dokumntarischen Nachweise in Bezug auf Kissingen. In dieser Zeit verlagerten sich die Besitzverhältnisse. Das Kloster Fulda verlor an Einfluss, zunächst zugunsten an das 1057 im Mannesstamm ausgestorbene Grafengeschlecht der Markgrafen von Schweinfurt und danach an die für das Jahr 1096 erstmals genannten Grafen von Henneberg. Der Aribone Graf Boto von Kärnten stellte eine wichtige Vebindung zwischen beiden Grafengeschlechtern dar, als er Judith, die Tochter des letzten Schweinfurter Markgrafen Otto heiratete. Er ear wohl auch Namensgeber für die im heutigen Stadtteil Reiterswiesen über Kissingen thronende, für 1206 erstmals urkundlch bezeugte Burg Botenlaube. Es ist nun der Henneberger Otto I. von Botenlauben (geb. um 1175, gest. 1244), der sich nach der Burg benannte. Otto war Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg, und fuhr mit dem von Kaiser Heinrich VI. initiierten Kreuzzug ins Heilige Land, wo er Beatrix Courtenay kennenlernte und heiratete. Mit ihr bezog er im Jahr 1220 die Burg Botenlaube. Otto ar auch als Minnesänger tätig; Lieder von ihm finden sich u. a. in der Liederhandschrift "Codex Manesse" oder in den "Carmina Burana". Bekannt ist die Schleiersage, wonach das Ehepaar Otto und Beatrix auf der Burg spazierengingen und der Wind Beatrix' Schleier fortwehte, woraufhin das Ehepaar gelobte, am Fundort des Schleiers ein Kloster errichten zu lassen, was schließlich zum Bau des Klosters Frauenroth im Jahr 1231 (Frauenroth ist heute Stadtteil des Nachbarortes Burkardroth). Da Sohn Otto II. und dessen Gattin Adelheid sich 1230/31 de Deutschen Orden anschlossen, und sie, wie Otto und Beatrix sagten, ske hätten auf Erden keine Erben mehr, verkauften sie im Jahr 1234 die Burg Botenlauben an das Hochstift Würzburg unter Bischof Hermann I. von Lobdeburg.
Im Jahr 1240 setzte Graf Poppo VII. von Hennneberg, ein Bruder von Otto I.in einem Vertrag mit Bischog Hermann I. von Lobdeburg Kissingen als Friedenspfand ein. Für das Jahr 1279 ist Kissingen alss oppidum bezeugt. Diese Stadterhebung dürfte eine Rolle im Machtkampf zwischen den Hennebergern und dem Hochstift Würzburg gespielt haben. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Entwicklung des Marktrechts und der zivilen Gerichtsbarkeit in Kissingen stehen. In politischer Hinsicht entwickelten sich ab 1291 nach dem hennebergischen Stadtherrren Poppo des Jüngeren von Henneberg-Coburg Erbauseinandersetzungen und Verpfändungen zwischen den Hennebergern, den Markgrafen von Brandenburg und den Würzburger Bischöfen. Seit im Jahr 1394 das Hochstift Würzburg Kissingen vom Herzog von Stettin namens Swantibor käuflich erwarb, wurde das politische Schicksal Kissingens maßgeblich von Würzburg aus bestimmt.
In der Folgezeit machte sich die vom Mönch Martin Luther angestoßene Bewegung der Reformation auch in Kissingen bemerkbar. Ausgehend vom Ablasshandel, den Papst Julius II. zur Finanzierung des Baus des Petersdomes in Rom einführte, veröffentlichte Luther 95 Thesen. in denen er auf Missstände in der katholischen Kirche aufmerksam machte. In diesem Zusammenhang brach 1525 ein Aufstand der Bauern, der Bauernkrieg aus, der auch daas Hochstift Würzburg erschütterte. Fürstbischof Konrad von Thüngen musste vor den Aufständischen nach Heidelberg fliehen. Von den Plünderungen war unter anderem das in der Kissinger Nachbarschaft gelegene Kloster Aura betroffen. Nach verheerenden Niederlagen der Bauern gegen die Truppen des Schwäbischen Bundes Anfang Juni brach die Revolte der Bauern in sich zusammen. Konrad von Thüngen führte im Hochstift Würzburg ein grausames Strafgericht durch, in dessen Zusammenhang er seine Untergebenen wieder auf sich vereidigen sowie 200 Personen, unter anderem den Kissinger Stadtpfarrer Johannes Wüst hinrichten ließ.
Neben dem Kloster Aura fiel auch die Botenlaube dem Bauernaufstand zum Opfer, indem sie von Bauern vom Kloster Aura verwüstet wurde. Der Sage nach wurden sie vom verrräterischen Burgkoch eingelassen, der allerdings nicht mit dem versprochenen Gold belohnt, sondern geblendet und umgebracht wurde. Seitdem soll sein unruhiger Geist – so behauptet zumindest die Sage – in stürmischen Nächten auf der Burg umherirren und auf seinem Küchenbrett hacken.
Endgültig von den Unruhen erholt hat sich das Hochstift Würuburg von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Unter anderem ist hier die Gegenreformation zu nennen, die sich in der Stärkung des karitativen Wirkens unter anderem durch die Gründung des Würzburger Juliusspitals im Jahr 1576 und in dem Ausbau des Bildungswesens unter anderem durch die Gründung der Würzburger Universität im Jahr 1582 benerkbar machte. In religiöser Hinsicht übte er Druck auf jene aus, die dem neuen Glauben nicht abschworen. Den Unnachgiebigen unter ihnen blieb nur die Auswanderung. Die im Jahr 1588 erfolgte Verkleinerung des Kissinger Pfarrsprengels steht im Zusammenhang mit der Verstärkung der seelsorgerischen Maßmahmen. So verblieben nur noch Kleinbrach, Winkels, Garitz, Reiterswiesen und Botenlaube in der Pfarrei Kissingen; weiter entfernte Orte wie Waldfenster und Poppenroth gingen an Burkardroth und Oberthulba. Bereits 1578 wurde Elfershausen eigene Pfarrei.
In kirchlich-architektonisher Hinsicht hat der Julius-Echter-Turm mit einem achteckigen Turmhelm auf einem achteckigen Grundriss seine Spuren hinterlassen, der zum Beispiel auf dem Kirchturm der Kissinger St.-Jakobus-Kirche zu sehen ist.
In politischer Hinsicht regelte Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn in zahlreichen Dorf- und Stadtordnungen das Leben der Gemeinden, so wie am 30. März 1576 auch in Kissingen.[2] So sollten zum Beispiel die Produkte von Bäckern und Metzgern regelmäißg kontrolliert, alle drei Monate die Feuerstätten besichtigt und die Bauholzverteilung gerechter als vorher gehandhabt werden. Ferner gab der fürdtbischöfliche Amtmann und Ofandherr Valentin Echter zu Mespelbrunn im Jahr 1584 die Anweisung, dass der Rat der Stadt nun jeden Donnerstag zusammenzukommen und seine Verhandlungen und Beschlüsse in ein Buch einzutragen habe. am 13. September 1584 begann eine fast lückenlos im Stadtarchiv erhaltene Reihe von Ratsprotokollen.[3]
Die Salzgewinnung und die Kur gewinnen an BedeutungBearbeiten
Im Rahmen der Ersterwähnung des Ortes wurdden in diesem Wikibook bereits Überlieferungen über zwei Salinenschenkungen im 9. Jahrhundert erwähnt. Jedoch bezieht sich bereits eine Überlieferung beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus möglicherweise auf die Region von Hausen (heute Stadtteil von Bad Kissingen), das für die Kissinger Salzgewinnung noch eine wichtige Rolle spielen sollte. So berichtet Tacitus, dass im Jahr 58 n. Chr. zwei germanische Stämme um einen für die Produktion von Salz bedeutsamen Grenzfluss kämpften; allerdings ist nicht eindeutig erwiesen, ob sich dieser Bericht auf die Region von Hausen bezieht.
Es war zur Mitte des 16. Jahrhunderts, dass die Würzburger Bischöfe begannen, sich für das Kur- und Salinenwesen in Kissingen zu interessieren und diese an Bedeutung für den Ort gewannen. Die noch geringe wirtschaftliche Bedeutung der Salzquellen begann sich zu ändern, als im Jahr 1562 Friedrich von Wirsberg mit den Handelsleuten Kaspar Seiler aus Augsburg und Berthold Holzschuher aus Nürnberg einen Vertrag abschloss, der beiden die Nutzung sämtlicher Salz- und Sauerbrunnen sowohl Kissingen als auch im gesamten Hochstift überließ. Der Bischof überließ den beiden umfangreiche Subventionsleistungen. Sowohl der Platz als auch das Bauholz für die Gradierwerke und Sudhäuser wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Die beschäftigten Salzarbeiter bekamen Steuerfreiheit für ihr Bier und ihren Wein. Wurde Salz über den Bedarf des Hochstifts produziert, durften die beiden Handelsleute den Überschuss exportieren. Dafür wurde Fürstbischof Friedrich von Wirsberg das Vorkaufsrecht von einem Gulden rheinisch für eine Scheibe Salz sowie ein Zehntel der Einnahmen gewährt. Seiler und Holzschuher errichteten im heutigen Stadtteil Hausen eine Salzgewinnungsanlage, die Untere Saline. Die von Seiler eingesetzten Gradierhäuser, in denen die Sole über Reisig geleitet und fein verteilt wurde, wodurch das Wasser verdunstete und sich die Salzkonzentratiom vor dem eigentlichen Eindampfen der Sole erhöhte, waren die ersten ihrer Art in Deutschland. Dennoch rentierte sich das Vorhaben für Seiler und Holzschuher nicht, so dass beide im Jahr 1570 aufgaben.
Als nächstes versuchte der Münnerstädter Jodokus Deichmann, ein frühere Mitarbeiter Seilers, sein Glück. Im Jahr 1575 schloss er mit dem Hochstift Würzburg unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn einen Vertrag und verpflichtete sich, vier lange neue Kästen zur Gradierung und eine große neue Salzpfanne auf eigene Kosten zu errichten. Der Beitrag des Hochstifts bestand in Bauholz zum Vorzugspreis. Der Vertrieb lag zu einer Pacht von jährlich 50 Gulden bei Deichmann, während der Fürstbischof das Vorkaufsrecht über das gesamte Salz hatte.
Ein Bericht des sächsischen Arztes Dr. Kolreuter, der im Jahr 1578 die Kurmöglichkeiten in Kissingen erforschte, an Kurfürst August von Sachsen über die Technik und die vorhandenen Salinenanlagen ergab, dass je Sudvorgang in der einzigen Pfanne nach 16 Stunden 8 halbe Nürnberger Metzen gewonnen wurden. Der geringe Salzgehalt der Sole einerseits und andererseits die Tatsache, dass dsa Hochstift Würzburg kein Kapital zur Errichtung einer größeren Anlage gewährte, lassen den Schluss zu, dass Deichmann in Kissingen nicht viel verdient.
Im 17. Jahrhundert wurde es relativ still um die Kissinger Salinen. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts jedoch setzten nicht nur Maßnahmen zur Förderung des Kurbetriebes, sondern auch des Salinenwesen ein. In einem Bericht von 1730 an den Würzburger Fürstbischof wurden sieben Ursachen für den schlechten Zustand der Salinenanlagen genannt, so zum Beispiel die Überschwemmung der Salzubrunnen durch die Saale, der Mangel an Brennholz und die Konkurrenz der hessischen und sächsischen Salzkärrner. Gegen sie wurde jedoch nihts unternommmen, weil sie den Verkauserlös im Land ließen und durch den Einkauf heimischer Produkte für Zolleinnahmen sorgten. Laut einem Gutachten an die Hofkammer im Jahr 1738 war der Zustand des Kissinger Salzes der schlechteste in ganz Europa. Das Gutachten schlug vor, das Geld nicht in neue Salinenanlagen zu stecken, sondern neue Solequellen zu erschließen. Das Gutachten sah keine Gefahr, der Export des heimischen Salzes würde diee Einfuhr des hessischen und sächsischen Salzes und damit den Export des heimischen Weines beeinträchtigen.
Im Jahr 1738 übernahm die Handelsgesellschaft Todesco die Salzproduktion; die Bauaufsicht über die zu errichtenden Salinengebäude ging an den Oberlieutenant Balthasar Neumann, den Architekten der Würzburger Residenz, der später mit dem Kissinger Apotheker Boxberger die Rakoczi-Quellen entdeckte. Er wird uns auch im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Marienkapelle noch einmal begegnen. Zehn Jahre später gingen die Salzhütten an Johann Samuel Dabré als vererbbares Lehen, der dem Hochstift Würzburg eine jährliche Salzproduktion von 20.000 Zentnern versprach. Dem Hochstift wurde ein Zehntel der Einnahmen garantiert. Die Vertragsklausel, nach der der Betrieb des Kurbrunnens nicht beeinträchtigt werden durfte, zeugt von einem Bewusstsein für den Kurbetrieb.
Nach den überschaubaren Bemühungen der Fürstbischöfe im 17. Jahrhundert um das Kissinger Salinenwesen unternahm Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim wieder größere Anstrengungen. Aus dem gezielten Ausbau der Salinenanlagen nahe dem Kloster Hausen entstand die Obere Saline, an der später, Reichskanzler Otto von Bismarck zahlreiche Kuraufenthalte verbrachte. Das Wikibook wird später noch eunmal auf dieses Thema zurückkommen. Zwischen 1764 und 1767 entstanden neue Gradierwerke und Salzpfannen sowie ein Kanal. Die Anlage wurde durch eine 1764 gegründete Salinensozietät mit 40 Aktionären und einem Stammkapital von 180.0000 Gulden finanziert.
Die hohen Erwartungen des Unternehmens wurden jedoch nicht erfüllt. So wurden jährlich höchstens 11.000 statt der erhofften 20.000 Zentnern Salz produziert und reichten nicht einmal aus, den jährlichen Bedarf des Hochstifts von 70.000 bis 80.000 Zentnern zu decken. Zusätzlich galt das Salz als teuer und qualitativ nicht hochwertig. Die Wirtschaftspolitik der würzburger Fürstbischöfe trug ihren Teil zur Situation bei. So hatte beispielsweise ein Handelsabkommen von 1769, das Bayern die Einfuhr von Salz und Würzburg hingegen im gleichen Maße den Export von Wein nach Bayern eine vermehrte Einfuhrdes hochwertigen Reichenhallere Salzes zur Folge. Ende des 18. Jahrhunderts kehrte das Hochstift wieder zum Mittel der Verpachtung zurück, die wieder jährlich 16.000 Gulden einbringen sollte.
In der wirtschaftlichen Förderung der Kissinger Salzproduktion war es einerseits Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, der sich hervortat. Andererseits wurden zugunsten anderer Interessen wie zum Beispiel dem Weinexport Investitionen wie beispiesweise die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein im Jahr 1616 gemieden. Auch Ende des 18. Jahrhunderts finanzierte das Hochstift seinen Haushalt vorwiegend mit bäuerlichen Abgaben, Zöllen und Steuern und nur zu geringem Teil mit wirtschaftlichen Aktivitäten.
Der KurbetriebBearbeiten
Nach der mäßigen Förderung des Kurbetriebs durch die Fürstbischöfe folgte nach dem Dreißigjährigen Krieh eine gezielte Förderung im 18. Jahrhundert.
Der erste Nachweis für einen Kurgast in Kissingen stammt aus dem Jahr 1520. Laut den Protokollen des Würzburger Domkapitels wurde einem Domherren die Genehmigung für einen Kuraufenthalt in Kissingen erteilt. Im Jahr 1544 erlaubte Fürstbischof Konrad von Bibra den Hauswirten, Wein und Bier außerhalb des Wirtshauses auszuschenken. Die Kur spielte zu der Zeit weder für die Fürstbischöfe noch für die Kissinger eine größere Rolle.
Dafür finden sich zu der Zeit einige prominente Kurgäste wie der letzte Graf von Henneberg, Georg Ernst, der zwischen 1573 und 1581 Stammgast wurde, und der bereits erwähnte sächsische Hofarzt Kolreuter, der die Möglichkeiten der Kissinger Kur erkundete. Ebenfalls zur Erkundungsreise kam im Jahr 1587 Dr. Johann Wittich, Leibarzt des Grafen Albrecht von Schwarzburg, der einen regelmäßigen Transport des Heilwassers in die Residenz des Grafen in Arnstadt auskundschaften sollte.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn zur Entdeckung der Rákoczy-Quelle, die Kissingens Ruf als Heilbad begründete. Die Entdeckung erfolgte durch den Architekten Balthasar Neumann, der im Auftrag des Fürstbischofs zum Schutz der Heilwasser Maxbrunnen und Pandur den Lauf der Fränkischen Saale verlegte, und des hiesigen Apothekers Georg Anton Boxberger. Zu Ehren der beiden Quellenentdecker wurde im Rosengarten das Boxberger-Neumann-Denkmal errichtet. Balthasar Neumannwirduns bei der Restaurierung der Marienkapelle noch einmal begegnen. Namenspate der neu entdeckten Quelle war der ungarische Freiheitskämpfer Franz II. Rákoczy, der zwischen 1706 und 1711 in Kämpfe gegen würzburgische Dragoner in Österreich verwickelt war. Ein Aufenthalt Rákoczys in Kissingen lässt sich nicht nachweisen, doch dürften Veteranenoffiziere seines Dragonerregiments den Namen Rákoczy nach Kissingen gebracht haben. Der Nmae Pandur hingegen bezieht sich auf die in Südungarn aufgestellten Truppen der österreichischen Armee, insbesondere das Pandurenkorps unter dem Freiherrren von Trenck.
Gleichzeitig wurde das Aussehen der Kuranlage durch die Anlage des Kurgartens und das neuerbaute Kurhaus aufgewertet.
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Kissingen bautBearbeiten
Der Höhepunkt der aufstrebenden Entwicklung des Ortes war die Bautätigkeit unter König Ludwig I. und dem Architekten Friedrich von Gärtner. Die Weichenstellungen in der Städteplanung und vim Kurviertel, die in dieser Zeit gelegt wurden, wirken bis in die heutige Zeit hinein. Die Idee, das durch die Ausfallstraße nach Bad Brückenau und Hammelburg geteilte Kurviertel zu vereinen, stammt von König Ludwig I. Die Funktion der bis dahin bestehenden Saalebrücke im Kurviertel wurde von der heutigen Saalebrücke übernommen, die über die Ludwigsbrücke verlängerte Ludwigstraße wurde neue Verkehrsachse.
Zwischen 1835 und 1838 entstand im Kurviertel der Arkadenbau mit dem kleinen Konversationshaus, dem heutigen "Kleinen Kursaal". In den Jahren 1836 bis 1839 entstand das heutige Krugmagazin, weil das alte Krugmagazin den Anforderungen des Wasserversandes nicht mehr gerecht wurde. Im Jahr 1842 entstand neben dem Arkadenbau die gusseiserne Brunnenhalle, die als erster Ingenieurbau Bayerns gilt.
Der persönliche Einfluss bis him zum Eingreifen bis ins Detail von König Ludwig I. drückt nicht nur die personalisierte Linie seiner Politik, sondern auch sein persönliches Interesse für die Entwicklung Kissingens aus. Sein Interesse für Denkmalschutz äußerte sich auch in seinem Einsatz für die Burgruine Botenlauben.
Ferner wurden Maßnahmen zur Verschönerung des Ortes getroffen. In der Umgebung wurden Wander- und Spazierwege eingerichtet, die das Naturerlebnis steigern sollten, der Altenberg zur Parkanlage umgebaut, die Burgruine Botenlaube in das Konzept miteingebunden, die Forsthäuser Klaushof und Seehof entwickelten zu gastronomischen Zielen.
Dieses Engagements seitens der Regierung bedeutete nicht nur eine Einnahmeuelle, sondern diente einer Etablierung von Staaatsbädern die Finabzquelle und staatliche Repräsentation vereinte, und diente der Integration der Untertanen in den Gesamtstaatenverband. Die adelige Kurgaststruktur von "Bad Kissingen" brach zugunsten einer bürgerlichen Oberschicht auf. Dies trug durch einen steigenden Wohn- und Lebensstil zu einem langsam wachsenden Qualitätsanstieg in allen Bereichen des Kulturlebens bei.
Gleichzeitig setzte auch eine Entfestigung des Stadtbildes ein, indemm die mittelalterlichen Wehranlagen in Form von Stadtmauern und Türmen biss auf wenige Reste verschwanden. Die mittelalkterlichen Straßenstrukturen sind im Stadtbild noch zu erkennen. Möglich war nun ein Ausgreifen der Stadt in alle Richtungen.
Kissingen wird "Bad"Bearbeiten
Im Jahr 1883 wandten sich Stadtmagistrat und "Curcommission" an das Bezirksamt in Kissingen mit dem Anliegen, den Ortsnamen um den Zusatz "Bad" zu ergänzen. Die Gründe lagen jedoch nicht in erster Linie in eine Steigerung des Ansehens des Ortes, sondern war praktischer Natur. In erster Linie wollte manzukünftige Verwechslungen mit dem fränkischen Kitzingen und dem niederländischen Vlissinge vermeiden. Das Anliegen wurde über das bayerische Innenministerium König Ludwig II. vorgelegt, der am 24, April Kissingens Bad-Erhebung zu Bad Kissingen genehmigte. Durch die Bad-Erhebung wurde die Trennung zwischen der Stadt einerseits und dem baulichen Ausgreifen der Stadt unter Ludwig I. und seinem Architekt Friedrich von Gärtner andererseits und wuchs zu einer übergeordneten Einheit als Inbegriff von Stadt und "Weltbad" zusammen.
Bayerisches KönigreichBearbeiten
"Schlacht bei Kissingen"Bearbeiten
Der Deutsche Krieg von 1866 machte auch Bad Kissingen nicht Halt. Beim Deutschen Krieg handelte es sich um den zweiten von drei Einigungskriegen, die unter Reichskanzler Otto von Bismarck zur Gründung des Deutschen Reiches führten sollten. Der erste Einigungskrieg war der Deutsch-Dänische Krieg von 1864, der dritte der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71. Im Deutschen Krieg kämpften Preußen und seine Verbündeten gegen Österrreich, um dessen Vormachtsstellung im Deutschen Bund einzudämmen. Die Kampfhandlungen erfassten auch Bad Kissingen. So drangen preußische Truppen von Süden her über Garitz (heute Stadtteil von Bad Kissingen) in Bad Kissingen ein und besetzten die Villa Vay (später Café Bellevue). Nachdem die bayerischen Truppen die Saalebrücken in den heutigen Luitpoldpark zerstört hatten, bauten die preußischen Truppen aus Möbelresten aus der Villa Vay provisorische Brücke und überquerten die Saale. Zwei Grabmäler auf dem Altenberg erinnern an die Kampfhandlungen. Auf ihrem Durchzug durch Kissingen erreichten die preußischen Truppen auch die Marienkapelle mit dem Kapellenfriedhof (dazu später mehr in den entsprechenden Kapiteln über die Narienkapelle und den Kapellenfriedhof in diesem Wikibook). Ein entscheidendes Gefecht fand schließlich zwischen dem heutigen Bad Kissinger Stadtteil Winkels und dem Nachbarort Nüdlingen statt. Einige Gefallene fanden auf dem Nüdlinger Friedhof ihre letzte Ruhe. Zwischen Winkels und Nüdlingen erinnert ein imJahr 1867 von Bildhauer Michael Arnold geschaffener Gedenkstein an die in der Schlacht gefallenen Soldaten des 2. Posenschen Infanterie-Regimentes Nr. 19.
Durch die "Schlacht bei Kissingen" wurden logistische Probleme in Kissingen deutlich. Dies führte dazu, dass König Kudwig II. am 9. April 1867 eine Bahnverbindung für den Ort genehmigte. Im Mai 1874 konnte der neoklassizistische Bahnhofsbau eröffnet werden. Der Bahnhofsbau beherbergt auch ein als "Königssalon" genanntes "Fürstenzimmer" für den Hofadel, das als Wartebereich beziehungsweise als Stätte für Empfänge gedacht war.
Kaiserin "Sisi"Bearbeiten
In den Jahren 1862 bis 1865 verbrachte die österreichische Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ("Sisi"), Ehefrau von Kaisser Franz Josef, ihre Kuraudenthalte in Bad Kissingen. Dabei residierte sie gerne im "Kaiserhof Victoria" (Am Kurgarten). Das Jahr 1864 wurde in diesem Zusammenhang als "Kaiserkur" bekannt, bei der neben "Sisi" und ihrem Ehemann u. a. der bayerische König Ludwig II. und der russische Zar Alexander II. anwesend waren. Während ihrer Kuraufenthalte unternahm sie gerne Spaziergänge auf dem Altenberg. Auf dem Altenberg wurde im Jahr 1907 zu ihren Ehren das "Sisi"-Denkmal errichtet.
Otto von BismarckBearbeiten
Im Jahr 1874 verbrachte Reichskanzler Otto von Bismarck im Haus der Dres. Diruf in der damaligen Saalestraße (heute: Bismarck-Straße) seinen ersten von mehreren hiesigen Kuraufenthalten. Während dieses Kuraufenthaltes verübte der Böttchergeselle Eduard Kullmann aus Protest gegen Bismarcks Kulturkampf gegen die katholische Kirche ein Attentat auf den Reichskanzler, bei dem dieser nur leicht verletzt wurde. An der Stelle des Attentats befindet sich eine von Bildhauer Michael Arnold angefertigte Gedenktafel, die an das Attentat erinnert.
Während man in Kissingen fürchtete, Bismarck würde nicht mehr nach Kissingen zurückkommen, kehrte Bismarck im Jahr 1876 zurück, verbrachte aber ab da seine Kuraufenthalte (bis 1893) im heutigen Stadtteil Hausen in der "Oberen Saline", wo sich heute u. a. das "Bismarck-Museum" befindet. Hier bekam er Personal zur Erledigung seiner Amtsgeschäfte sowie Wachpersonal gestellt. In Hausen verfasste er auch das berühmte "Kissinger Diktat", in dem er die Grundlagen seiner Außenpolitik darlegte. Bismarck sah seine Kuraufenthalte in Bad Kissingen beziehungsweise Hausen als Geste der Versöhnung, nachdem Preußen den "Deutschen Krieg" gewonnen hatte. Im Jahr 1877 wurde zu seinen Ehren das Bismarck-Denkmal errichtet; Bismarck selbst fühlte sich jedoch zu verlegen, es persönlich in Augenschein zu nehmen. Im Jahr 1893 wurde die Saalestraße in Bismarckstraße umbenannt, im Jahr 1914 begann man mit dem Bau des Bismarckturms auf dem Sinnberg.
MarienkapelleBearbeiten
GeschichteBearbeiten
Neugestaltung unter Balthasar NeumannBearbeiten
Dr. theol. Johannes Laurentius Helbig, seit dem Jahr 1700 Pfarrer von Bad Kissingen, bezeichnete am 7. Juli 1701 die Bausubstanz des Kirchengebäudes als »höchst ruinös und dahero ohnumgänglich zu reparieren«[4] und trat für entsprechende Baumaßnahmen ein. Er schlug vor, das Vorhaben u. a. mit dem Verkauf des Landbesitzes der Marienkapelle von einem Morgen zu finanzieren. Nachdem zweimal Abgesandte des Bistums Würzburg den Zustand der Marienkapelle untersuchten, weitere Maßnahmen jedoch ausblieben, appellierte Helbig im Jahr 1702 erneut an seine Vorgesetzten, dass »die Gefahr wird von tag zu tag grösser« werde und »daß das Dach einfallen, Altäre, Orgel und anderes in der Kirche zerschmettern oder auch Menschen erschlagen könnte.«[5] Nach einer im September 1725 begonnenen Sammlung im Juni 1726, die einen Ertrag von 250 Gulden erbrachte, wurde der Baumeister Balthasar Neumann mit einem Neubau der Marienkapelle beauftragt, den dieser ab 1727 ausführte.
Der Architekt und Baumeister Balthasar Neumann wurde am 27. Januar 1687 in Eger geboren. Sein erster Lehrmeister war wahrscheinich sein Pate, der Glocken- und Metallgießer Balthasar Platzer aus Eger. Seit 1711 war Neumann nachweislich in der Gießerei Ignaz Kopp in Würzburg beschäftigt. Im Jahr 1712 wurde er Gemeiner in der fränkischen Kreis-Artillerie, da er nur so die Ingenieurslaufbahn einschlagen konnte. Beim Militär brachte er es bis 1718 zum fürstlichen Ingenieur-Kapitän. In den Jahren 1717/18 befand er sich mit den Truppen in Österreich und Ungarn, wo er, wie auf einer Reise nach Mailand, Berufserfahrung und Eindrücke sammeln konnte. In Würzburg wurde der Stückhauptmann (der Artillerie) und Oberingenieur Neumann im Jahr 1719 vom neuen Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn zum fürstbischöflichen Baudirektor in Würzburg berufen. Auf Empfehlung des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn, des Onkels des Fürstbischofs, beauftragte dieser Neumann mit der Planung des Neubaus der seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Würzburger Residenz. Eine Studienreise in diesem Zusammenhang führte ihn bis nach Paris, wo er seine Fähigkeiten vertiefte. Im Jahr 1724 wurde er Major und heiratete ihm Jahr darauf Maria Eva Engelberta Schild, Tochter des Geheimen Hofrats Franz Ignaz Schild. 1729 wurde er Oberstleutnant in der fränkischen Kreisartillerie und Baudirektor in Bamberg. 1731 erhielt er den für ihn neu eingerichteten Lehrstuhl für Zivil- und Militärbaukunst an der Universität Würzburg und wurde 1741 Oberst (der höchste für ihn möglichen militärische Rang). Im Jahr 1723 wurde Neumann Mitglied der bischöflichen Baukommission. Als Baudirektor des Domkapitels nahm er eine beherrschende Rolle im Würzburger Bauwesen ein. Er starb am 19. August 1753 als Oberst der Artillerie und fürstbischöflicher Oberbaudirektor und wurde in der Würzburger Marienkapelle beigesetzt.
Der Neustädter Benedikt Lux ergänzte Neumanns Neubau in der Marienkapelle in den Jahren 1734 bis 1738 mit Altar- und Kanzelneubau.
Am Hauptaltar zeigt das Altarbild, dessen Entstehung unbekannt ist, den heiligen Burkard, den ersten Bischof von Würzburg und von nun an Patron der Kapelle, vor der Würzburger Residenz bei der Verehrung Mariens. Der hl. Burkard wird dabei von Skulpturen von Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes (beide jeweils innen) sowie die hl. Joachim und Anna, der Eltern der hl. Maria (beide jeweils außen) flankiert. Und dem Altarbild des hl. Burkard befindet sich in der Tabernakelnische eine Gnadenfigur in Form einer Pietà von 1420.
Der linke Seitenaltar beherbergt den hl. Josef zwischen Skulpturen der hl. Katharina und der hl. Apollonia von Alexandria, der rechte Seitenaltar die Immaculata zwischen Skulpturen des Elias und des Elischa.
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Linker Seitenaltar
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Hauptaltar
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Pietà in der Tabernakelnische des Hauptaltars
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Rechter Seitenaltar
Im Jahr 1740 errichtete Valtin Lohr eine neue Sakristei.
Die von Benedikt Lux geschaffene Kanzel ist an Korb und Schalldeckel mit Voluten versehen. Gegenüber der Kanzel befindet sich ein Dreifaltigkeitsaltar aus der Zeit um 1700 mit einer Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit sowie der hl. Barbara von Nikomedien. Der Altar ist mit gedrehten Säulen und Schleiern aus schwerem Akanthus ausgestattet.
Am 29. September 1744 fand die feierliche Weihe der Kapelle in ihrer neuen Gestalt durch Johannes Bernardus Mayer, dem Weihbischof der Diözese Würzburg in Anwesenheit von 12 Priestern und zwei Mönchen statt. In diesem Rahmen firmte der Weihbischof 73 Kissinger Kinder.
"Schlacht bei Kissingen"Bearbeiten
Die "Schlacht bei Kissingen" betraf beim Durchmarsch der preußischen Truppen durch Kissingen auch die Marienkapelle und den Kapellenfriedhof (zum Kapellenfriedhof, speziell zu den Gefallenen der Schlacht siehe den entsprechenden Abschnitt im Wikibooks-Kapitel über den Kapellenfriedhof). Genneralleutnant Oskar von Zoller ließ den Kapellenfriedhof von Resten verschiedener Kompanien, u. a. dem 15. Infanterie-Regiment, verschanzen und verteidigen, um den Preußen den Weitermarsch nach Winkels (heute Stadtteil von Bad Kissingen) und Nüdlingen zu versperren. Die bayerischen Truppen nutzten Steine Steine von Meßnerhaus und Mauer als Schießscharten. Während des Gefechts entstanden viele Sachschäden, Gräber wurden umgestoßen, Tote und Verletzte waren auf dem Gelände verteilt. Die preußischen Soldaten nutzten die Kapelle als Gefangenenlager für gefangengenommene bayerische Soldaten. Eine zeitgenössische Zeichnung, die sich in Privatbesitz befindet, zeigt die Festnahme des Kapellenkirchners Kaspar Betzer, der vergeblich versucht hatte, diese Art der Nutzung der Kapelle zu veehindern. In Betzers Familie wurde der Beruf des Totengräbers schon seit 300 Jahren ausgeübt; der Tag der "Schlacht bei Kissingen" war der 100. Geburtstag seines Vaters. Als die preußischen Soldaten den Schlüssel der Kapelle verlangten, behauptete er zunächst, er hätte ihn seiner Tochter mitgegeben, musste den Schlüssel aber hergeben, als die preußischen Soldaten auf ihrer Forderung bestanden.
Zur Marienkapelle gehörende Bauwerke und AnlagenBearbeiten
KüsterhausBearbeiten
Das ehemalige Küsterhaus befindet sich auf dem Friedhofsgelände nahe dem Haupteingang auf Höhe der Marienkapelle. Es stammt aus der eresten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude stellt einen zweigeschossigen, verputzten Walmdachbau über einem hohen Sandsteinquadersockel dar.
LiebfrauenseeBearbeiten
Vor der Anlage von Marienkapelle und Kapellenfriedhof befindet sich der 1.76 m² große Liebfrauensee. Der Sage nach ist er mit dem Golf Biscaya verbunden beziehungsweise bezieht sein Wasserreservoir aus dem Bad Kissinger Stationsberg. Der Sage nach soll auf seinem Grund ein Riese schlafen, dessen Bewegungen Erdbeben auslösen, während die Gasblasen aus dem See seinen Atem darstellen; wenn er eines Tages aufsteht, sollen riesige Wasserfluten die Stadt erfassen.
Der Sage nach geht der Name des Sees auf eine zunächst unglückliche Liebesgeschichte zurück. Demnach stand einst am Fuß des Sees eine Mühle, die eine reichen Adeligen aus der Stadt gehörte. Sein Geselle verliebte sich in die Tochter des Müllers, der allerdings nur einen reichen Schwiegersohn wollte. Aus Liebeskummer wollte sich der Müllersgeselle in den See stürzen, wurde jedoch von einer Marienerscheinung davon abgehalten, die ihm versprach: „Nach drei Jahren“. Der junge Mann zog in die Ferne und kam nach drei Jahren wieder. Der Müller war inzwischen erkrankt und verarmt und erlaubte die Hochzeit.
St.-Nepomuk-StatueBearbeiten
Auf dem zwischen Marienkapelle und Liebfrauensee befindet sich zur Kapellenstraße hin eine 1,80m große Sandsteinstatue, die wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt und den Brückensturz des hl. Nepomuk zeigt. Bei dem Brückensturz handelt es sich um das Martyrium des Heiligen, auf das dessen Heilisprechung zurückgeht. Demnach hielt er sich an das Beichtgeheimnis und weigerte sich, dem König Wenzel zu verraten, was dessen Ehefrau dem Heiligen in der Beichte anvertraut hatte, woraufhin Wenzel ihn von der Brücke werfen ließ.
Vor ihrer Versetzung an ihren jetzigen Standort an der Marienkapelle im Jahr 1907 befand sich die Statue um 1870 an einer Saalebrücke, die im Krieg gesprengt wurde.
BildstockBearbeiten
Nahe der Nepomuk-Statue befindet sich ein Bildstock, der – inzwischen nicht mehr sichtbar – mit 1719 bezeichnet war. Über einem 97 Zentimeter hohen Tischsockel und einer 1,40m ionisierenden Säule befindet sich eine 90 Zentimeter hohe Aufsatztafel, deren Schauseiten das Wunder von Vierzehnheiligen und eine Abbildung der 11köpfigen, vor dem Kreuz knieenden Stifterfamilie zeigen. Der Bildstock wird bekrönt von einer Darstellung des hl. Georg mit Drachen. Der jetzige Standort des Bildstocks ist wahrscheinlich auch der originale.
Auf dem Sockel befindet sich folgende Inschrift:
AD GLORIAM DEI
ET SANCTORUM XIV
AUXILIATORUM VE
NERATIONEM
Auf Deutsch:
Zur Ehre Gottes
Und zur Verehrung der 14 heiligen
Nothelfer
Der Bildstock befindet sich auch auf bildlichen Darstellungen der Schlacht bei Kissingen von 1866.
KriegerdenkmalBearbeiten
Vor der Marienkapelle befindet sich ein Gefallenendenkmal, das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert. Es entstand im Jahr 1924 nach Entwürfen des Münchners Heinrich Salomoun.
Auf dem Sockel befindet sich ein breites Kämpferkapitell nit Soldatenreliefs, darüber die Figur eines brüllenden, verletzten Löwen.
KapellenfriedhofBearbeiten
GeschichteBearbeiten
"Schlacht bei Kissingen"Bearbeiten
Während der "Schlacht bei Kissingen" am 10. Juli 1866 im Rahmen des "Deutschen Krieges" ließ Genneralleutnant Oskar von Zoller den Kapellenfriedhof von Resten verschiedener Kompanien, u. a. dem 15. Infanterie-Regiment, verschanzen und verteidigen, um den Preußen den Weitermarsch nach Winkels (heute Stadtteil von Bad Kissingen) und Nüdlingen zu versperren. Die bayerischen Truppen nutzten Steine Steine von Meßnerhaus und Mauer als Schießscharten. Während des Gefechts entstanden viele Sachschäden, Gräber wurden umgestoßen, Tote und Verletzte waren auf dem Gelände verteilt. Bei der Erstürmung des Friedhofs durch preußische Soldaten verloren auf beiden Seiten viele Soldaten ihr Leben. Sie und etwa 151 der insgesamt 350 Gefallenen wurden auf dem Kapellenfriedhof bestattet (siehe Kapitel "Kriegsgräber"). Gegenüber dem Friedhof fanden 63 Gefallene in einem Massengrab ihre letzte Ruhe, für das Bildhauer Michael Arnold das Mahnmal der Trauernden Germania schuf. An der Münnerstädter Straße Richtung Nüdlingen entstand zu Ehren von Oskar von Zoller der Zoller-Gedenkstein, ebenfalls von Bildhauer Michael Arnold gefertigt. Schriftsteller Theodor Fontane schilderte die "Schlacht bei Kissingen" in einem Kriegsbericht.
FriedhofserweiterungenBearbeiten
GegenwartBearbeiten
Zum Kapellenfriedhof gehörende Bauwerke und AnlagenBearbeiten
LeichenhausBearbeiten
Das Leichenhaus des Kapellenfriedhofs entstand bei der Friedhofserweiterung von 1890. Erste Pläne für das Leichenhaus gehen auf das Jahr 1885 zurück. Bei dem von Architekt Jakob Hergenröther errichteten Leichenhaus handelt es sich um einen eingeschossigen Satteldachbau im Rundbogenstil. Im Eingangsbereich it es mit einem mittigen Dreiecksgiebel über einer dreifachen Arkatur gestaltet.
Friedhofskreuz (18. Jhdt.)Bearbeiten
Das Friedhofskruzifix aus Sandstein neben der Marienkapelle entstand im 18. Jahrhundert. Es steht auf einem breiten Tischsockel mit einer Reliefdarstellung des schlafenden Christuskindes. Vor dem Kruzifix befindet sich eine ebenfalls aus Sandstein bestehende Marienfigur.
In der Brust der Marienfigur befindet sich ein Loch mit Bleiresten, das der Legende zufolge während der "Schlacht bei Kissingen" entstanden sein soll, als ein preußischer Soldat vom Westeingang des Friedhofs auf einem auf dem Kruzifixsockel stehenden bayeriscchen Soldaten schoss. Eine andere Version der Legende besagt, der preußische Soldat habe gezielt auf die Marienfigur geschossen. Kreisheimatpfleger Werner Eberth zufolge stammt das Loch mit den Resten aus Lötblei wohl eher von einem an der Marienfigur befestigten, zur Mater-Dolorosa-Darstelllung gehörenden Schwert oder Dolch; Schwert oder Dolch fielen Eberth zufolge einem Diebstahl zum Opfer.[6]
GedenksäuleBearbeiten
Zwischen den Kriegsgräbern befindet sich auch eine Gedenksäule für die Gefallenen des Deutschen Krieges. Die Säule ist mit einem bayerischen Raupenhelm auf einem Lorbeerkranz mit Schwert ausgestattet. Unter den im Bad Kissinger Stadtarchiv erhaltenen Entwürfen des Bildhauers Michael Arnold befindet sich auch ein Entwurf für die Gedenksäule. Allem Anschein nach wurde die Gedenksäule auch nach Michael Arnolds Entwurf ausgeführt.
Friedhofskreuz (1890)Bearbeiten
Das Friedhofskreuz von Valentin Weidner wurde bei der Friedhofserweiterung von 1890 in der Mitte des nach Osten erweiterten Teils des Kapellenfriedhofs aufgestellt. Die Einweihung Ende September 1890 fand unter Berichterstattug der lokalen "Saale-Zeitung" statt. Am Friedhofskreuz fällt die achteckige Ausführung des Kreuzesstammes auf. Das Friedhofskreuz wurde Ende der 1980er Jahre renoviert.
MariensäuleBearbeiten
Die Mariensäule und wurde im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner errichtet. Am 8. Dezember 1905 (Mariä Empfängnis) wurde sie ursprünglich nördlich der Herz-JesuStadtpfarrkirche aufgestellt; ein Kurgast soll sie gestiftet haben. Im Jahr 1958 wurde sie neben der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche durch eine barocke Madonnenfigur ersetzt. Bei der Auflösung des Kissinger Instituts der Englischen Fräuulein in Bad Kissingen haben diese diee Madobnenfigur von der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche mitgenommen und im Garten ihres Erholunngsheims in Kirchehrenbach (Fräänkische Schweiz) wieder aufgestellt. Die Hand mit dem Zepter abgebrochen, jedoch wohlverwahrt.
Als wegen Schwesternmangel die Schließung des Erholungsheims bevorstand, einigten sich die Englischen Fräulein mit der Stadt Bad Kissingen über eine Rückgabe der Statue. Im Gegenzug übernahm die Stadt die Pflege der Englischen Fräulein auf dem Kapellenfriedhof. Nach mehreren Standortalternativen fiel schließlich die Entscheidung, die Mariensäule in der Ost-West-Achse des Friedhofs aufzustellen. womit sie dem Friedhofskreuz von Valentin Weidner spiegelbildlich auf der Querachse gegenübersteht.
Der Bad Kissinger Steinmetzbetrieb Torsten Göbel bekam den Auftrag zur Ergänzung der Säule. Nach der Vorlage von Valentin Weidner von 1905 entstand eine neue Säulenbasis aus rotem Sandstein. Im Rahmen einer Maiandacht wurde die neue Mariensäule am 29. Mai 1994 von Stadtpfarrer Dekan Oskar Pflüger neu eingeweiht, woran auch eine Vertretung der Englischen Fräulein aus Bamberg teilnahm.
GrabanlagenBearbeiten
KriegsgräberBearbeiten
Während der "Schlacht bei Kissingen" im "Deutschen Krieg" von 1866 fanden Teile der Kämpfe, wie im entsprechenden Kapitel dieses Wikibooks ausgeführt, auch auf dem Gelände des Kapellenfriedhofs statt. Aus diesem Grund finden sich auf dem Kapellenfriedhof auch Gräber von Gefallenen der Schlacht. Der Todestag der Gefallenen ist dementsprechend, wenn nicht anders angegeben, der 10. Juli 1866, der Tag der Schlacht.
Franz DoyesezBearbeiten
Das Grab des Provisors/Apothekers Franz Doyesez (geb. 1840 in Trebnitz, Schlesien) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Doyesez war, vermutlich zwischen 1850 und 1860, aus Preußen geflohen, um nicht in der Armee dienen zu müssen. Er arbeitete in der heutigen Boxberger-Apotheke in der Unteren Markstraße. Laut Augenzeugin Amalie Ihl wurde er während der Gefechte vom einem Granatsplitter tödlich ins Herz getroffen. Nach Augenzeugenberichten war er sofort tot. Jahrzehntelang erinnerte ein Text im Ladenraum an Doyesez' Schicksal. Bei einem Umbau der Apotheke wurde der Text entfernt.
Michael HergenrötherBearbeiten
Das Grab des Hausdieners Michael Hergenröther (geb. 1808, Geburtsort unbekannt) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Er war im "Russischen Hof" (heute: Kurhausstraße 9) tätig, der der Mutter des Schriftstellers Oskar Panizza gehörte. Laut den Memoiren seiner Chefin fand Hergenröther den Tod, als er seinen kämpfenden Landsleuten den Weg über den Zaun weisen wollte. Hergenröther soll laut mündlicher Überlieferung 13 Kinder gehabt haben.
Wilhelm LüdersBearbeiten
Wilhelm Lüders war preußischer Hauptmann. Während der Gefechte wurde er lediglich verwundet und starb am 9. August.
Paul von Brosowski, Carl von Rex, Feldwebel Schmitt aus Aschersleben, W. Schuermannn IIIBearbeiten
Lieutenant Carl von Rex,
Feldwebel Schmitt aus Aschersleben,
Füsilier W. Schuermannn III
Paul Brozsowski (geb. in Potsdam) gehörte dem 6. Westfälischen Infanterie-Regiment und starb durch bayerische Kugeln.
Der preußische Lieutenant Carl von Rex (geb. in Erfurt) gehörte ebenfalls dem 6. Westfälischen Infanterie-Regiment an und starb durch eine preußische Kanone.
Ferner liegen in dem Grab der Feldwebel Schmitt (geb. in Aschersleben) und der Füsilier W. Schuermannn III
Friedrich Johann Ernst von ReitzensteinBearbeiten
Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein (geb. 1823 in Kronach) stammte aus dem Vogtländischen Uradel (1318) der fränkischen Reichsritterschaft, Kanton Gebürg. Im Jahr 1759 wurde seine Familie in den Freiherrenstand erhoben. Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein war Hauptmann in der 4. Compagnie I. Bataillon 12. Infanterie-Regiment "König Otto von Griechenland". Bei der Verteidigung von Winkels erlitt er schwere Verwundungen durch Schüsse in Schultergelenk und Leber.
Karl Heinrich August RohdewaldBearbeiten
Karl Heinrich August Rohdewald (geb. 1821 in Detmold) begann seine militärische Laufbahn als Offiziers-Aspirant im Füsilier-Batalllon Lippe. Im Jahr 1842 erlangte er sein Reifezeugnis zum Offizier. Im Jahr 1849 wurde er Adjutant des II. Füsilier-Bataillons Lippe und daraufhin Adjutant des Füsilier-Bataillons Lippe, im Jahr 1563 Stabskapitän, im Jahr 1859 Kompanie-Chef sowie im Jahr 1863 Major und Bataillons-Kommandeur des Füsilier-Bataillons Lippe. Karl Heinrich August Rohdewald wurde im Jahr 1861 mit dem LMV-Orden und im Jahr 164 mit dem LGDKr-Orden ausgezeichnet. Er fiel am 10. Juli 1866 um 18:30 Uhr auf der Passhöhe des Schlegelberges zwischen Winkels und Nüdlingen beim ehemaligen Waldschlösschen durch ein Schrapnellgeschoss in den Kopf. Theodor Fontane zufolge fiel Karl Heinrich August Rohdewald nicht hoch zu Ross, sondern links seitlich seines Bataillons zu Fuß.
Karl Heinrich August Rohdewalds Offizierscorps stiftete den Steinsarg und ließ ihn mit einer Inschrift versehen. Der bronzene Aufsatz in Form eines griechischen Helmes mit Säbel und Wehrgehänge fiel vor einigen Jahren einem Diebstahl zum Opfer. Im Jahr 2009 hat eine Bad Kissingerin den Aschacher Bildhauer Ludwig Bauer beauftragt, den Helm zu ersetzen. Theodor Fontane erwähnte das Grabmal auch in seiner Novelle "Eine Frau in meinen Jahren".
Schmidt, Vorname unbekanntBearbeiten
Der Buchdrucker und Corporal im 6. Jäger-Bataillon Schmidt (geb. in Bayreuth, Geburtsdatum und Vorname unbekannt) starb laut Augenzeugen J. Heinemann, im Gegensatz zur Schilderung bei Theodor Fontane, "an der Promenade, vor dem Hotel Sanner" (heute: Rhön-Reha-Klinik, Kurhausstraße 20) im tapferen Kampf gegen sieben Preußen, die ihn mit einem provisorischen Kreuz bestatteten und dieses beschrifteten mit "Hier ruht ein seiner Pflicht gefallener tapferer Bayer". Schmidt wurde später auf den Kapellenfriedhof umgebettet. Wie Theodor Fontane bei einem Besuch im Jahr 1867 auffiel, war das Grab wie das Grab eines volkstümlichen Helden mit Blumen und Gedichten geschmückt.
Ignaz ThomaBearbeiten
Der Bürstenbinder und Hauptmann 9. Kompanie III. Bataillon 9. Infanterie-Regiment "Wrede" Ignaz Thoma (geb. 1820 in Kaufbeuren) stammte aus einer Melberfamilie und war wahrscheinlich Schüler der Lateinschule Kaufbeuren. Im Jahr 1842 trat er als Transkribierter dem 11. Inf.-Rgt- "Ysenburg" bei und vollendete im Jahr 1847 seine Dienstzeit als Sergeant. Er verpflichtete sich 1848 weiter und wurde als Unterlieutenant in das 3. Jäger-Bataillon versetzt, im Jahr 1851 in das 5. Jäger-Bataillon und im Jahr 1859 als Oberlieutenant in das 9. Infanterie-Regiment "Wrede". Am 20. Mai 1866 wurde er Hauptmann II. Klasse. Auf Grund seiner Mittellosigkeit musste ihm sein Bruder für seine Equipierung anlässlich seiner Beförderung zum Offizier Geld leihen. Thoma hielt mit 200 Mann die Stellung am Kapellenfriedhof zwei Stunden lang, bevor er dder preußischen Übermacht weichen musste. Er wurde wenige Meter außerhalb auf dem Weg nach Winkels verwundet.
Colmar von UthmannBearbeiten
Colmar von Uthmann, Premier-Lieutenant und Kompanie-Chef 6. Compagnie II. Battaillon 2tes Posensches Infanterie-Regiment Nr. 19 (geb. 1836, Langenau in Schlesien) fiel im Kapf um die Höhen bei Winkels. An ihn und andere Gefallene erinnert auch das von Bildhauer Michael Arnold geschaffenes Denkmal auf der Passhöhe nach Nüdlingen.
Eduard WarnbergBearbeiten
Hauptmann Eduard Warnberg (geb. 1827 in Ansbach) besuchte "4 lateinische Klassen" und trat im Jahr 1843 als freiwillig Gmeiner und Kadett ins 4. Infanterie-Regiment "Gumppenberg" ein. Im Jahr 1848 wurde er im gleichen Regiment Unterlieutenant und im Jahr 1856 Oberlieutenant. Wegen Wechselschulden wurde er zwischen 1861 und 1864 mehrmals unfreiwillig zu verschiedenen Regimentern versetzt. Zuletzt war er im 11. Infanterie-Regiment und wurde am 5. Juli 1866 zum Hauptmann 1. Klasse befördert. Er starb am 29. Juli 1866 an den Folgen eines Bauchschusses.
Das Grabmal könnte von Bildhauer Michael Arnold stammen. Es entspricht einem kolorierten Aquarellentwurf von Arnold.
Weichselsberger, AntonBearbeiten
Der Bayer Anton Weichelsberger war laut Grabinschrift "Lieutenant im k. b. 11. Infant. Regiment". Die Grabinschrift fiel starker Verwitterung zum Opfer.
August von ZwehlBearbeiten
Der preußische Hauptmann August von Zwehl (geb. 1830 in Lügta/Westfalen) war zunächst <nteroffizier im 19. Infanterie-Regiment, wurde im Jahr 1850 Port d'Epée Fähnrich im Jahr 1852 Seconde Lieutenant, 1866 Hauptmann und Compagnie-Chef im 7. königlich preußischen 2ten Posenschen Infanterie-Regiment No. 19. Er wurde beim Kampf um die Höhen bei Winkels (Schlegelberg) verwundet und starb zwei Tage später. An ihn und andere Gefallene erinnert auch das von Bildhauer Michael Arnold geschaffenes Denkmal auf der Passhöhe nach Nüdlingen.
Historische PersönlichkeitenBearbeiten
In diesem Kapitel des Wikibooks sind die Grabstätten von Persönlichkeiten beschrieben, die sich vor allem in der Ortsgeschichte Bad Kissingens hervorgetan haben. Das Wort "Historisch" in dieser Wukibook-Überschrift ist daher in den meisten Fällen als "lolalhistorisch" zu verstehen.
Augsburger DiakonissenBearbeiten
Das Schwestengrab der Augsburger Diakonissen befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs.
Nachdem Theodor Fliedner im Jahr 1836 das erste Diakonissen-Haus in Kaiserswerth gegründet hatte, entstand die erste evangelisch-lutherische Gemeinschaft der Diakonissen im Jahr 1855. Die Haupttätigkeiten der Diakonissen bestehen aus Krankenpflege, Erziehungs-, Sozial- und Altenarbeit, evangelische Erwachsenenbildung und ökumenische Diakonie in Tansania. In Kissingen waren Diakonissen ab dem Jahr 1865 als Kurschwestern tätig. Ab dem Jahr 1887 betrieben sie eine evangelische Kinderheilanstalt und danach bis 2000 in der Salinenstraße 32 ein Reha-Zentrum für Kinder und Jugendliche und ab 1910 das Altenheim Katharinenstift. Im Jahr 1957 wurde die Diakonissenanstalt aufgelöst.
Katharina Krebs (geb. 1829 in Poppenlauer) legte mit ihrem Vermächtnis den Grundstein für die Gründung des Katharinenstiftes in Bad Kissingen. Sie starb im Jahr 1903.
Anni Henle (geb.1897 in Augsburg) trat im Jahr 1920 ins Mutterhaus ein. Ab 1941 leitete die das Katharinenstift. Anni Henle starb im Jahr 1945.
Anna Heinle (geb.1892 in Nördlingen) trat im Jahr 1913 ins Mutterhaus ein. Ab dem Jahr 1929 war sie in der Kinderheilanstalt tätig. Anna Heinle starb im Jahr 1953.
Dr. Franz von BallingBearbeiten
Der Badearzt Franz Anton von Balling (geb. 1800 in Sulzfeld) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs. Als Kind lebte Balling in Bad Neustadt/Saale. Ab 1814 besuchte er das Gymnasium in Münnerstadt. Ab 1819 studierte er Medizin in Würzburg und wurde 1824 promoviert. Ab 1826 war er Assistenzarzt am Juliusspital in Würzburg. Er erhielt ein Stipendium zum Weiterstudium in Berlin, Wien und Paris. Für kurze Zeit war er an der Universität Landshut tätig, musste sie aber, vermutlich wegen seiner liberalen Ansichten, wiedermverlassen. 1833 war er in Ludwigsbad/wipfeld tätig und ließ sich 1834 in Kissingen nieder. Im Jahr 1836 heiratete er die Kissinger Kaufmannstochter Anna Maria Schoeller. Balling war literarisch auf dem Gebiet der Balneologie tätig und veröffentlichte u. a. "Kissingens Bäder und Heilquellen. Ein Taschenbuch für Kurgäste und Ärzte" (1838). Um 1840 ließ er das noch existierende Ballinghaus in der Martin-Luther-Straße 3 errichten. Er gründete das Actienbad (das heutige Luitboldbad). Durch sein großes Interesse an Landwirtschaft und Gartenbau verwandelte er seinen Besitz in eine landwirtschaftliche Musteranlage, woraus im Jahr 1890 der Ballinghain (zwischen Bahnhof und dem heutigen Stadtteil Reiterswiesen an der heutigen Umgehungsstraße) hervorging. Im Jahr 1865 wurde er zum Ehrenbürger von Kissingen ernannt und wurde 1874 in den persönlichen Adelsstand erhoben. Zudem war er Mitglied des Magistrats. Franz Anton Balling starb 1876 in Kissingen.
Die Grabanlage wurde von Valentin Weidner im Renaissancestil gestaltet und mit den Büsten von Dr. Balling (zwischenzeitlich gestohlen) und dessen Frau Anna ausgestattet. Am 12. Juli 1881 beschrieb die lokale "Saale-Zeitung" die Familiengruft als "weitere hervorragende Zierde"[7] für den Friedhof. Die Grabanlage wurde Anfang der 1990er Jahre von der Stadt Bad Kissingen renoviert.
Gustav Graf von BlomeBearbeiten
Das Grab des österreichischen Diplomats und Politikers Gustav Graf von Blome (geb. 1829 in Hannover) befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs nahe der Mariensäule. Nach dem Besuch der Ritterakademie in Lüneburg, dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und der Teilnahme am dänischen Krieg 1848/49 trat er in den österreichischen diplomatischen Dienst ein. In diesem Zusammenhang war er in St. Petersburg, Paris, im Wiener Außenministerium und als Gesandter in Hamburg und in München als bevollmächtigter Minister am königlich bayerischen Hof tätig. Ferner war Blome
- Fideikommissherr auf Montpreis (Steiermark),
- Königlich Kaiserlicher Kämmerer,
- Geheimrat und außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister zur Diposition,
- Mitglied des Herrenrates des österreichischen Reicsrates auf Lebenszeit.
Blome trat für sozialpolitische Reformen, die berufsständische Organisation der Wirtschaft, eine Arbeiterunfallversicherung, die Sonntagsruhe und ein Verbot der Nachtarbeit für Frauen ein. GustavGraf von Blome starb im Jahr 1006.
Familie BoxbergerBearbeiten
Das Familiengrab der Apothekerfamilie Boxberger befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.
Georg Anton Boxberger wurde 1679 in Hammelburg geboren. Im Jahr 1711 gründete er die erste Apotheke in Kissingen (die heutige Boxberger-Apotheke). Boxberger war auch als Bürgermeister tätig. Im Jahr 1737 entdeckten er und der Baumeister Balthasar Neumann, dcr uns bereits bei der Restaurierung der Marienkapelle begegnet ist, bei der Verlegung der Saale die Rákoczy-Quelle, deren großen Wert Boxberger beschrieb. Boxberger starb im Jahr 1765 in Kissingen. Zu Ehren der beiden Quellenentdecker wurde im Jahr 1937 im Bad Kissinger Rosengarten das Boxberger-Neumann-Denkmal aufgestellt.
Der Arzt Dr. Karl August Boxberger wurde im Jahr 1808 geboren. Er ließ das heutige Haus Boxberger errichten, in dem sich heute die heutige Boxberger-Apotheke befindet. Er war auch der Verfasser einer "Geschichte Kissingens und seiner Umgebung". Dr. Karl August Boxberger starb im Jahr 1880 in Würzburg.
Der Apotheker Franz Seraph Boxberger wurde im Jahr 1842. Im Jahr 1871 übernahm er die Apotheke. Im Jahr 1874 wurde er zum Königlichen Hofapotheker ernannt. Er war auch als Magistratsrat tätig. Die von ihm hergestellten Quellenprodukte und Salze trugen zum guten Ruf Kissingens als Bad bei. Franz Seraph Boxberger starb im Jahr 1914.
Max Grav von CoudenhouveBearbeiten
Prof Dr. von Dapper-SaalfelsBearbeiten
Dr. Wendelin DietzBearbeiten
Dr. Oskar von DirufBearbeiten
ElisabethinerinnenBearbeiten
Dr. F. D. Erhard (Grab Almstedt)Bearbeiten
Erlöserschwestern (Barmherzige Schwestern)Bearbeiten
Karl GaydeBearbeiten
August GleissnerBearbeiten
Dr. Josef GleissnerBearbeiten
Dr. Sebastian GoldwitzBearbeiten
Das Epitaph von Dr. Sebastian Goldwitz (geb. 1752 in Bamberg), Doktor der Philosophie und Arzneiwissenschaften, Stadt- und Distrikts-Physikus befindet sich an der Außenwand der Marienkapelle. Goldwitz war ab 1786 als Physikus tätig. Er wurde vom Staat als Amtsarzt bestellt und damit für die medizinische Versorgung und Überwachung zuständig. In seiner Schrift "Die Mineralquellen zu Kissingen und Bocklet im fränkischen Hochstift Würzburg" von 1795 beschrieb er das Kissinger Kaskadental. Goldwitz empfahl viel Bewegung, die Bade- und Trinkkur. Goldwitz starb 1824.
Friedrich Wilhelm GrellBearbeiten
Otto von Gustedt-DeersheimBearbeiten
Werner von Gustedt-DeersheimBearbeiten
Auguste Viktoria von Gustedt-DeersheimBearbeiten
Philipp HailmannBearbeiten
Karl HalderBearbeiten
Anna HeinleBearbeiten
Eduard HemmerichBearbeiten
Anni HenleBearbeiten
Johanna HesseBearbeiten
Balthasar Heußlein von EußenheimBearbeiten
Das Epitaph von Caspar Heußlein von Eußenheim (geb. 1525, vermutlich im Schloss Eußenheim) befindet sich im Chor der Marienkapelle. Balthasar Heußlein von Eußenheim war der erste seines Geschlechts, der sich in Kissingen niederließ. Ihm gehörten ein ritterlicher Besitz in Kissingen, ein Burggut in Münnerstadt und ein Gut in Fatschenbrunn bei Eltmann. Balthasar Heußlein von Eußenheim reiste 1562 mit dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wisberg zur Krönung Kaiser Maximilians nach Frankfurt. Das auf Balthasar Heußlein von Eußenheims Epitaph dargestellte Kind ist Heußleins Sohn Georg Christoph (gest. 1591). Balthasar Heußlein von Eußenheim starb 1593.
Carl Leo Heußlein von Eußenheim und Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach genannt Heußlein von EußenheimBearbeiten
Das Familiengrab der Adelsfamilie Heußlein von Eußenheim befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Der Familie Heußlein von Eußenheim gehörte ein Schloss in der heutigen Innenstadt des Ortes, das heutige "Neue Rathaus". Am Standort des heutigen "Neuen Rathauses" hatte sich im Jahr 1590 Johann Christoph von Schletten ein Wohnhaus (Kemenate) errichten lassen. Die Kemenate wurde im Jahr 1709 von der Familie Heußein von Eußheim aufgekauft. An ihrer Stelle entstand nach den Plänen von Architekt Johann Dientzenhofer ein Schloss, das heutige "Neue Rathaus". Es wurde im Jahr 1928 an die Stadt Bad Kissingen verkauft.
Carl Leo Heußlein von Eußenheim (geb. 1838 in Kissingen) trat mit 18 Jahren als Kadett in das 13. Infanterie-Regiment, später in das 5. Cheveauleger-Regiment ein, bis in eine Lungenerkrankung zwang, den Militärdienst zu unterbrechen. Carl Leo Heußlein von Eußenheim lebte 1861, lebte danach in Ceylon und danach in Würzburg. Im Jahr 1864 befreite er auf einer Reise nach Mexiko einen päpstlichen Nuntius aus der Gefangenschaft einer Räuberbande, wofür ih Papst Leo IX. mit einem Orden und einrm wertvollen Rosenkranz auszeichnete. Im Jahr 1865 trat er in das 9. Infanterie-Regiment Wrede in Würzburg ein, wurde Oberleutnant im 6. Cheveauleger-Regiment und zog 1870/71in den Deutsch-Französischen Krieg. Bei einem Kurierritt durch die Feuerlinien tat er sich besonders hervor, trug zum Sieg bei Sedan bei und wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Nach den Anstrengungen starb er kurz darauf im Jahr 1870 in Messincort. Mit ihm starb sein Geschlecht aus.
Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach genannt Heußlein von Eußenheim war mit Adelheid verheiratet, der Schwester von Carl Leo Heußlein von Eußenheim. Um ein Erlöschen des Namens zu verhindern, erlaubte König Ludwig II. ihm, sich "Lochner von Hüttenbach, „genannt Heußlein von Eußenheim“ zu nennen. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach war Hauptmann, Königlich Bayerischer Kammerherr und Kommandant der 3. Sanitätskompanie. Er nahm am "Deutschen Krieg" von 1866 und am "Deutsch-Französischen Krieg" von 1870/71 teil. Er quttierte den Militärdienst, zog mit seiner Fanmilie nach Kissingen und verwaltete den Besitz seiner Frau. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach schrieb Kritiken für Theaterstücke, im Kissinger Kurtheather aufgeführt wurden, sowie heimatkundliche Beiträge für die lokale "Saale-Zeitung". Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach war gut mit Reichskanzler Otto von Bismarck befreundet; beide besuchten sich gegenseitig auf Christian Freiherr Lochner von Hüttenbachs Schloss beziehungsweise Bismarcks Friedrichsruh. Zu seinem Besitz gehörte auch das Neue Schloss in der Maxstraße 18 und das Jägerhaus im heutigen Stadtteil Winkels. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach starb 1916.
Im Jahr 1870 bestellte Christoph Heußlein von Eußenheim, der Vater von Carl Leo Heußlein von Eußenheim, bei Bildhauer Michael Arnold ein Grabmal für ein Familiengrab. Ausgestattet war das Grabmal mit einer lebensgroßen Ritterfigur in Harnisch, mit dem Familienwappen der Eußenheim, drei 2:1 gestellten Rosen, auf dem Schild. Im Zweiten Weltkrieg oder kurz danach stürzte eine hinter der Nordmauer befindliche Pappel auf das Familiengrab und zerstörte die Ritterfigur sowie das daneben liegende, von Bildhauer Valentin Weidner geschaffene Grab der Grafen von Luxburg. Selbst in der Familie Lochner war unbekannt, dass das Grabmal von Bildhauer Michael Arnold geschaffen wurde, doch ist seine Urheberschaft durch zwei Fotos in dem von ihm angelegten Album seiner Werke belegt.
Baptist HoffmannBearbeiten
Das Grab des Opoernsängers Baptist Hoffmann (geb. 1837 in Garitz [heute Stadtteil von Bad Kissingen]) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs. Hoffmann wurde bei Julius Stockhausen in Frankfurt und an de Gesangsschule Weinlich-Tipka in Graz zum Baritonsänger ausgebildet. Nachdem seine Mutter Margarethe Hoffmann einer Gesangskarriere ihres Sohnes zunächst skeptisch gegenüber stand, wurde sie nach dem frühen Tod seines Vaters bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1910 zur künstlerischen Betreuerin ihres Sohnes. Seine erste Sängertätigkeit fand 1888 in Graz statt. Danach folgten bis 1894 Engagements in Köln und anschließend bis 1897 an der Hamburger Oper, danach bis 1919 an der Hofoper in Berlin. Im Jahr 1913 wurde er Königlich Preußischer Kammersänger. Er galt als einer der ersten Opernsänger, die das lyrische wie das heroische Opernfach gleichermaßen beherrschten. Hoffmann sang Gastrollen in Münchrn,n Dresden,Hamburg, London und Brüssel. Nachdem er durch die Inflation sein Vermögen verloren hatte, war er ab 1919 als Gesangslehrer tätig.
Baptist Hoffmann starb im Jahr 19337 in Bad Kissingen. Heute ist in Garitz eine Straße nach Baptist Hoffmann benannt, wo auch sein Geburtshaus steht (heute Baptist-Hoffmann-Straße 30).
Ernst IhlBearbeiten
Das Grab Ihl des Apothekers Ernst Ihl (geb. 1842) befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Nach Besuch des Gymnasiums Münnerstadt und der Gewerbeschule in Würzburg machte Ernst Ihl eine Lehre bei seinem Vater Johann Baptist Ihl in Kissingen. Danach folgten eine Tätigkeit als Provisor in Baden-Baden und ein Studium an der Universität Würzburg. Danach arbeitete er in der heutigen Boxberger-Apotheke in Kissingen. Ernst Ihl kaufte ein um 1830 erbautes Haus in der Ludwigstraße und eröffnete hier die Ludwigs-Apotheke (die zweite Apotheke in Kissingen). Er und sein Vater erstellten und lieferten die Arzneimittel und analytischen Untersuchungen für Kaiserin Elisabeth Österreich-Ungarn ("Sisi") bei deren Kuraufenthalten von 1862 bis 1865 sowie 1897 und 1898. Im Jahr 1898 wurde Ernst Ihl Königlicher und Kaiserlicher Hoflieferant. Ernst Ihl war
- von 1876 bis 1884 im Gemeindekollegium tätig (davon vier Jahre im Vorstand)
- Mitglied der Kranken-, Unterstützungs- und Sterbe-Cassa
- im Vorstand des liberalen Vereins
- im Vorstand der Arbeitsgemeinschft für ein Wasserwerk
- als ausgebildeter Bariton aktives Mitglied der Liedertafel und
- Leutnant der Landwehr.
Johann Baptist Ihl starb im Jahr 1899.
Johann Baptist IhlBearbeiten
Das Grab des Apothekers Johann Baptist Ihl (geb. 1772 in Orb) befindet sich hinter dem Chor der Marienkapelle. Nach Besuch der Lateinschule und des Gymnasiums in Aschaffenburg machte Johann Baptist Ihl eine Apothekerlehre in Orb. Es folgten Tätigkeiten als Gehilfe in Klingenberg, Miltenberg und Lohr. Dem schloß sich ein Studium in Würzburg an. Ab 1830 war er in der heutigen Boxberger-Apotheke tätig; von 1837 bis 1866 war er Pächter der Apotheke. Ihl ließ in der Theresienstraße ein Kurhaus, das heutige Kurheim Rosengarten (heutige Adresse: Balthasar-Neumann-Promenade 8) errichten. Johann Baptist Ihl starb im Jahr 1852.
Institut der Englischen FräuleinBearbeiten
Das Grab der Bad Kissinger Schwestern vom Institut der Englischen Fräulein befindet sich in der Nordwest-Ecke des Kapwllenfriedhofs hinter dem Chor der Marienkapelle. Institut der Englischen Fräulein befindet sich Das 1609 von Maria Ward gegründete Institut der Englischen Fräulein, das zu Erziehung der weinlichen Jugend und zur <unterstützung der Seelsorgearbeit der Priester gegründet wurde, ar von 1862 bis 1973 in Bad Kissingen aktiv. Sie betrieben zunächst eine Höhere Töchterschule mit Internat (das Institut St. Maria) und bis 1925 eine Volksschule. Am standort der Internatsgebäude (heute: Hartmannstraße 2) steht heute das kaholische Gemeindehaus; das Schulhaus in der Kapellenstraße 5 existiert noch. Die Madonna auf der Säule in der Mitte des Friedhofsgeländes stammt aus dem Besitz des Instituts.
Dr. Georg JaegerBearbeiten
Das Epitaph von Pfarrer Dr. Georg Joseph Jaeger (geb. 1768 in Kissingen) befindet sich an der Außenwand der Marienkapelle. Der Gedenk- und Grabstein enthält das Familienwappen sowie eine lateinische Inschrift, die Jaegers Werdegang zusammenfasst. Er studierte in Würzburg Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften, Gerschichte unf Medizin. Er verfasste über 20 Werke, zum Großteil über historische Themen, wie zum Beispiel im -Jahr 1803 die Schrift "Briefe über die hohe Rhön in Franken", die sich mit geologischen, botanischen, wirtschaftlichen, sozialen und ethnologischen Aspekten beschäftigt, im Jahr 1823 die "Geschichte des Städtchens Kissingen und seiner Mineralquellen". Jaeger starb im Jahr 1824. Sein Elternhaus am Marktplatz 11 existiert noch.
Cyrill KistlerBearbeiten
Das Grab des Komponisten Cyrill Kistler (geb. 1848 in Großaitingen) befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs nahe der Mariensäule. Von 1865 bis 1867 besuchte er das Lehrerseminar in Lauingen und studierte von 1876 bis 1878Orgel und Komposition an der Königlichen Musikschule in München. Im Jahr 1883 übernahm er die Lehrerstelle für Musiktheorie am fürtstlichen Konservatorium in Sondershausen. Im Jahr 1876 lernte er in Bayreuth Richard Wagner kennen, der ihn von da an nachhaltig beeinflusste. Ab 1884 war Kistler in Kissingen tätig, gründete eine eigene Musikschule und war ab 1880 Herausgeber der Zeitschrift ";usikalische Tagesfragen. Organ für Musiker, Musikfreunde und Freunde der Wahrheit". Zu seinen Kompositonen zählen Opern (z. B. "Valdurs Tod", "Die Kleinstädter", "Kunihild", "Der Schmied von Kochel"), weltliche und geistliche Chöre, Lieder, Orgel- und Klavierstücke. Im Jahr 1904 veröffentlichte er seine Harmonielehre "Der einfache Kontrapumkt und die einfache Fuge". Cyrill Kistler sstarb im Jahr 1907. In der Matin-Luther-Straße steht eine Kistler-Büste.
Kistlers Grabmal stammt von Valentin Weidner (signiert links "VW" in Ligatur, Eb 1907) und besteht aus einer Stele auf Tuffsteinsockel und trägt ein Profilrelief des Komponisten.
Dr. Ernst KraftBearbeiten
Carl und Franz KrampfBearbeiten
Das Grabmal des Architekten Carl Krampf (geb. 1863 in Bad Kissingen) und seines Bruders Franz Krampf (geb. 1875 in Bad Kissingen) , der ebenfalls Architekt war, befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.
Carl Krampf schuf in Bad Kissingen etwa 50 Bauten, folgte stiltechnisch vor allem dem Jugendstil und dem Historismus. Zu seinen Bauten zählen die Laurentiuskirche im heutigen Stadtteil Reiterswiesen, der Wittelsbachger Jubiläumsturm im heutigen Stadtteil Arnshausen, die Russische Kirche, zahlreiche Wohnhäuser in der Innenstadt sowie die im Zusammenhang mit der Reichskristallnacht zerstörte Neue Synagoge. Gesellschaftlich aktiv war er als Oberleutnant der Landwehr, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sowie als Gründungsmitglied der Sektion Bad Kissingen des Deutschen Alpenvereins. Carl Krampf starb 1910 in Bad Kissingen.
Zum Schaffen seines Bruders Franz Krampf gehören unter anderem der Tattersall und die Häuser Theresienstraße 10 und 12. Franz Krampf starb 1945 in einem Gefängnis des Nazi-Regimes.
Johann Sebastian KrampfBearbeiten
Das Epitaph von Johann Sebastian Krampf (geb. 1751 in Althausen), Rektor der Lateinschule in Kissingen, befindet sich an der äußeren Chorwand der Marienkapelle. Er starb 1817 in Kissingen.
Katharina KrebsBearbeiten
José de LegòrburuBearbeiten
Otto LevinBearbeiten
Gerhard LinhardBearbeiten
Andreas LoreyBearbeiten
Caroline Gräfin von Luxburg und Dr. Friedrich Graf von LuxburgBearbeiten
Das Familiengrab Luxburg befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Caroline Gräfin von Luxburg, verh. v. Cetto (geb. 1820 in Dresden), war die erste Hofdame der Kronprinzesssin Marie von Preußen, der späteren Königin von Bayern. Beide kannten sich aus Berlin. Caroline Gräfin von Luxburg, verh. v. Cetto starb 1881 in München.
Der Jurist und Regierungspräsident Dr. jur. h. c. Friedrich Graf von Luxburg (geb. 1829 in Laubegast/Dresden), besuchte von 1840 bis 1845 das College Le Grand in Paris, war Page in München und absolvierte sein Studium in Heidelberg, Berlin und München. Im Jahr 1853 folgte das juristische Staatsexamen. Ab 1856 war er Landrichter in Kissingen, Regensburg und München. Von 1846 bis 1863 war er Landrichter, Bezirksamtmann und Bad Kommissar in Kissingen. Von 1868 war er als Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg tätig. Er wurde Ehrenbürger von Bad Kissingen (1893) und Würzburg (1899). Friedrich Graf von Luxburg war Förderer von Landwirtschaft, Industrie, Bildung und Fürsorge. Als Kunstliebhaber gründete er im Jahr 1893 den "Fränkischen Kunst- und Altertumsverein, Würzburg (heute: "Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte"). Im Jahr 1874 erwarb er das Schloss Aschach als Familienbesitz. Im Jahr 1955 ging das Schloss als Schenkung an den Bezirk Unterfranken. Friedrich Graf von Luxburg starb im Jahr 1905 in Würzburg.
Das Ehrengrab von Friedrich Graf von Luxburg wurde im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner geschaffen und ist mit "V.W., Eb 1905" signiert. Es besteht aus grünem Sandstein. Während des Zweiten Weltkrieges oder kurz danach wurde das Grab wie das daneben liegende, von Bildhauer Michael Arnold geschaffene Familiengrab der Adelsfamilie Heußlein von Eußenheim von einer morschen, hinter der Nordmauer befindlichen Pappel zerstört. Das Grab Luxburg wurde in der Nachkriegszeit offensichtlich vereinfacht.
Dr. Johann Adam MaasBearbeiten
Das Grab des Landgerichtsarztes Dr. Johann Adam Maas (geb. 1784 in Würzburg) befindet sich an der Südmauer am östlichen Ende des Kapellenfriedhofs. Seit etwa 1814 war Maas in Kissingen tätig. Außerhalb des Stadtkerns ließ er ein Kurhaus, das heutige Haus Rottmann in der Ludwigstraße, errichten. Während der napoleonischen Kriege betätigte er sich als Arzt im Lazarett zu Zell/Würzburg sowie als Feldchirurg im Offiziersrang beim Landwehrbataillon. Im Jahr 1820 verfasste er mit "Kissingen und seine Heilquellen" eine ausführliche Beschreibung von Krankheiten, die durch eine Bade- und Trinkkur geheilt werden können. Im Jahr gründete er das durch eine Stiftung der Königin Therese von Bayern entstandene Theresienspital für bedürftige Bedienstete, das an anderer Stelle als Theresienkrankenhaus weiterbestand. Er arbeitete als Arzt im Spital und stiftete sein Jahresgehalt von 100 fl. Maas war Schwiegervater von Dr. Heinrich Carl Welsch und Großvater von Dr. Hermann Welsch, die ebenfalls auf dem Kaüellenfriedhof bestattet sind. Maas starb 1852 in Bad Kissingen.
Matthäus und Fritz MemmelBearbeiten
Das Grab von Matthäus Memmel (geb. 1857 im Nachbarort Nüdlingen) und seinem Sohn Fritz (geb. 1884) befindet sich an Südtmauer am östlichen Ende des Friedhofs. Nach einem beruflichen Aufenthalt in den USA gründete Matthäus Memmel nach seiner Rückkehr nach Kissingen im Jahr 1880 einen Konditoreibetrieb in Kissingen. Der Umsatz erlaubte ihm im Jahr 1903 den Bau eines eigenen Hauses mit Geschäft in der Ludwigstraße 14 nach Plänen des Architekten Carl Krampf im barockisierenden Jugendstil.
Wie seine Konditorkollegen Johann Baptist Messerschmitt und Kaspar Zoll verkaufte auch Matthäus Memmel im Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:
"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."
Matthäus Memmel starb im Jahr 1934.
Sohn Fritz Memmel arbeitete in Genua, Rom, an der Riviera, in Jerusalem und Kairo, bevor er 1934 die Konditorei des Vaters,Bad Kissingen, die erste elektrisch betriebene Zwiebackfabrik in Bad Kissingen übernahm. Im Jahr 1939 eröffnete er seine Kolonial-Stube mit selbst erworbenen Schaustücken aus seiner Zeit in Afrika.Viele der Ausstellungsstücke gingen verloren, als das Haus im Jahr 1945 beschlagnahmt wurde. Als im April 1945 mit dem Kurviertel links der Saale auch die Ludwigsstraße gesperrt wurde, fanden Fritz Memmel und sein Sohn Josef Unterschlupf im Billardzimmer des Café Hinsche. Fritz Memmel führte die familiäre Konditorei in der Ludwigstraße bis zu seinem Tod im Jahr 1949 weiter. Ende der 1950er Jahre wurde der Betrieb aufgegeben.
Johann Baptist MesserschmittBearbeiten
Das Grab des Konditormeisters Johann Baptist Messerschmitt befindet sich auf Höhe von Marienkapelle, Marienstatue und Kreuz an der Südmauer des Friedhofs.
Johann Baptist Messerschmidt wurde 1836 in Bamberg geboren. Mit Adam Messerschmitt gründete bereits 1848 das erste Mitglied der weit verzweigten Familie Messerschmitt ein Geschäft in Kissingen. Im Jahr 1894 erbaute Johann Baptist Messerschmidt am Kurgarten gegenüber dem ehemaligen Steigenberger Kurhaushotel das heute noch existierende Gründerzeiteckhaus Haus Messerschmitt mit eigenem Gartenlokal und Kurhaus. Messerschmitt betrieb auch das ebenfalls noch existierende Cafè Jagdhaus am Staffelsberg sowie ab 1904 ine Filiale in Berlin „Unter den Linden“.
Dank seiner Fähigkeiten wurde Messerschmitt mit verschiedenen Titeln wie
- Herzogisch-Sächsich-Altenburgischer Hoflieferant (1896),
- Hgerzoglich-Braunschweigisch-Lüneburgischer Hoflieferant (1897),
- Confectioner of his Royal Highness Prince Christian of Schleswig-Hokkstein (1901)
bedacht.
Wie seine Konditorkollegen Matthäus Memmel und verkaufte auch Johann Baptist Messerschmitt im Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:
"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."
Johann Baptist Messerschmidt starb im Jahr 1918.
Das Haus Messerschmitt wurde im Jahr 1894 von Architekt Karl Weinschenk errichtet, der in Bad Kissingen auch die Häuser Marktplatz 18 und Kurhausstraße 27 in einem ähnlichen, für Bad Kissingen unüblichen Dekor entwarf. An der Fassade befinden sich zwei weibliche Steinfiguren. Die linke Steinfigur hält mit Zeichenblock, Winkel und Lineal die Insignien des Architekturberufes in Händen und stellt laut Heimatforscher Edi Hahn die Franconia dar.[8] Laut Edi Hahn handelt es sich bei der rechten Figur um die Bavaria, bei der kleinen Frauenfigur auf ihrem Schoß um Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit.[8] Inzwischen dient das Anwesen als Wohn- und Geschäftshaus.
MSC (Herz-Jesu-Missionare)Bearbeiten
Das Grab der Missionare von heiligsten Herzen Jesu befindet sich am westlichen Ende des Kapellenfriedhofs hinter dem Chor der Marienkapelle. Der Orden wurde im Jahr 1854 von P. Julius Chevalier in Isssoudon (Frankreich) gegründet. Im 19. und 20. Jahrhundert verbreitete sich die Kongregation in Holland, Österreich und Deutschland. Seelsorge und Jugenderziehung wurden zur Haupttätigkeit des Orrdens. Im Jahr 1921 wurden die Patres von Stadtpfarrer Friedrich Roth, der ebenfalls auf dem Kapellenfriedhof bestattet ist, nach Bad Kissingen geholt.
Jacques PilartzBearbeiten
Das Grab des Hoffotografen Jacques Pilarrtz (geb. 1836 in Köln) befindet sich an der Ostmauer des Kapellenfriedhofs. Pilartz hatte als niederländischer Staattsbürger zunächst ein Atelier für Fotografie in Amsterdam uns eröffnete dann 1875 ein Atelier in Kissingen, das später von Pilartz' Frau und danach vom gemeinsamen Sohn Otto geführt wurde. Pilartz fotografierte mehrmals Reichskanzler Otto von Bismarck, dessen "Lieblingsfotograf" er wurde. Vor allem Pilartz' Bismarck-Fotografien um 1890 fanden weite Verbreitung in Deutschland. Pilartz fotografierte auch Kaiserin Auguste Viktoria miz Kindern während einer Kur in Bad Kissingen 1889. Pilartz wurde u. a. mit der silbernen Medaille der Ausstellung in Amsterdam und der italienischen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Pilartz starb 1910 in Bad Kissingen.
Friedrich von ReitzensteinBearbeiten
Karl RohdewaldBearbeiten
Emanuel von RösslerBearbeiten
Friedrich RothBearbeiten
Das Grab des Bad Kissinger Stadtpfarrers Friedrich Roth (geb. 1847 in München) befindet sich Am Ostende des Kapellenfriedhofs in der Höhe des Kreuzes. Vor seiner Tätigkeit in Bad Kissingen war er in der Region in Ochsenfurt, Aschffenburg, Meiningen und Dettelbach tätig. In Bad Kissingen entwickelte er eine intensive Bautätigkeit mit der neugotischen Innenausstattung der Stadtpfarrkirche, dem Neubau der Laurentiuskirche im heutigen Stadtteil Reiterswiesen, der Restaurierug der Marienkapelle und der Gründung des indergartens in der Maxstraße. Im Jahr 1921 holte Roth die Herz-Jesu-Missionare nach Bad Kissingen. Im Jahr 1920 wurde er Ehrenbürger der Stadt. Im Jahr 1926 starb Friedrich Roth in Bad Kissingen.
Christian SandrockBearbeiten
Das Grab von Christian Sandrock (geb. 1865 in Rotterdam) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Der Bruder der Schauspielerin Adele Sandrock war Historien- und Porträttmaler sowie Schriftsteller. Sein Theaterstück "Jeanne" kam im Jahr 1910 unter Mitwirkung von Adele Sandrock in Bad Kissingen zur Uraufführung. Als langjähriger Kurgast Bad Kissingens besaß Sandrock die Ehrenurkunde der Stadt. Christian Sandrock starb 1924 in Bad Kissingen.
Tobias August SchachenmayerBearbeiten
Das Grab des Buchhändlers und Redakteurs Tobias August Schachenmayer (geb. 1825 in Isny) befindet sich in der Südostecke des Kapellenfriedhofs. Als Buchhändler war Schachenmayer in Hamburg, Bremen, Graz und Kempten tätig. Im Jahr 1869 kaufte er in Kissingen Druckerei und Verlag von A. Reichardt und führrte 1846/47 das "Kissinger Intelligenzblatt", die 1863 in "Saal-Zeitung",Werke sowie die heutige "Saale-Zeitung", weiter. Schachenmayer verlegte auch balneologische und stadtgeschichtliche Ansichtspostkarten. Politisch vertrat er die Ansichten des liberalen Bürgertums. Schachenmayer starb 1912 in Bad Kissingen.
Johann Christoph von SchlettenBearbeiten
Das Epitaph von Johann Christoph von Schletten befindet sich im Chor der Marienkapelle. Um 1574 war er als Schultheiß zu Hammelburg tätig. Um 1566 bekam er vom Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg ein Rittermannslehen (Burggraf) zu Bothenlaube. Seit 1590 hatte er ein Wohnhaus (Kemenate). Die Kemenate wurde im Jahr 1829 von der Familie Heußlein von Eußenheim aufgekauft. An ihrer Stelle wurde 1709 nach Plänen von Johann Dietzenhofer ein Schloss, das heutige "Neuen Rathauses", errichtet. Die von Schletten waren vermutlich eine seit dem 14. Jahrhundert in Kissingen ansässige Adelsfamilie. Der Kissinger Adel lebte von der Verwaltung des Besitzes und der Landwirtschaft mit dem Recht auf Viehzucht. Die Schletten bekamen auch Abgaben von so genannten Schutzjuden.
Schmidt (der tapfere Bayer)Bearbeiten
Adolf SchmidtBearbeiten
Albert SchmidtBearbeiten
Balduin SchmidtBearbeiten
Karl SchmidtBearbeiten
Lina SchonderBearbeiten
Dr. Alfred Sotier und Dr. Paul SotierBearbeiten
Das Familiengrab Sotier befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.
Der praktische Arzt und Medizinalrat Dr. Alfred Sotier (geb. 1833 in Münnerstadt) besuchte das Gymnasium Münnerstadt, machte im Jahr 1858 sein Staatsexamen und eröffnete seine erste Praxis im Jahr 1859 in Aschach. Wenig später ließ er sich in Kissingen nieder. Als Zivilarzt war er im Deutschen Krieg von 1866 tätig. Beim Besuch des bayerischen Königs Ludwig II. wurde Sotier von diesem ausgezeichnet. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war Sotier Operationsarzt. Er wurde auch Bahnarzt für preußische Bahnbedienstete. Im Jahr 1881 verfasste er "Bad Kissingen, Monographie". In der Prinzregentenstraße errichtete er ein Kurhaus (das heutige Uibeleisen). Er war beratender Arzt von Kaiserin Auguste Viktoria (1889) und Kaiserin Elisabeth von Österreich (1897) während deren Kuren in Bad Kissingen.
Der Arzt Dr. Paul Sotier (geb. 1876) bildete sich nach seiner Approbation im Jahr 1903 in Paris, St. Petersburg und Moskau weiter. Im Jahr 1905 ließ er sich in Bad Kissingen nieder und übernahm durch Einheirat mit Anna Düring den "Fürstenhof" in der Bismarckstraße (heute Bayerischer Hof). Im "Fürstenhof" wohnten 1945-1946 SKH Prinz Louis Ferdinand v. Hohenzollern und seine Gattin Kira (Romanow) mit Kindern. Im Jahr 1952 lebte Kronprinzessin Cecilie im "Fürstenhof" und starb hier im Jahr 1954. Im Jahr 1927 behandelte er "Kaiserin" Hermine während ihrer Kur in Bad Kissingen und wurde Leibarzt von "Kaiser Wilhelm II." in Doorn. Dr. Paul Sotier starb im Jahr 1950.
Josef SteinbachBearbeiten
Das Familiengrab Steinbach befindet sich auf der Ostmauer des Kapellenfriedhofs. Schlossermeister, Büchsenmachermeister, Gastwirt und Hotelier Josef teinbach (geb. 1825 in Burgsinn) erlernte das Büchsenmacherhandwerk in Ansbach, wurde im Jahr 1840 Geselle, ging auf Wanderschaft und arbeitete 2 Jahre lang in Philadelphia, USA. Im Jahr 1847 bezeichnete er sich als "Büchsenmachermeister in Kissingen ansässig". Eine von ihm hergestellte und signierte Scheibenpistole befindet sich in Privatbesitz in Bad Kissingen. Ab 1851 betrieb er das Schützenhaus in der heutigen Rosenstraße 32 mit Schankwirtschaft und Konzession für kalte Speisen. Ab 1875 führte er das von ihm erbaute Hotel Diana, in welchem viele Mitglieder des Hochadels logierten wie zum Beispiel Franz Joseph I. von Österreich. Josef Steinbach starb im Jahr 1890.
Das Familiengrab Steinbach aus rotem Sandstein und mit weißer Marmorschrifttafel stammt von Bildhauer Valentin Weidner und ist mit "V.W." signiert. Die Büste im Zentrum des Grabmales ist mit "V. Weidner, fec. Eb 1890" signiert.
Michael StögerBearbeiten
Dr. Hugo StöhrBearbeiten
Karl Streit (Grab Dr. Löffler)Bearbeiten
Josef StürmerBearbeiten
Ignaz ThomaBearbeiten
Colmar von UthmanmBearbeiten
Kaspar WahlerBearbeiten
Kaspar Wahler jun.Bearbeiten
Eduard WarnbergBearbeiten
Hans WeidnerBearbeiten
mit Ehefrau Käthe, geb. Halk
Bildhauer Hans Wedner (geb. 1875 in Bad Kissingen), der Sohn des Bildhauers Valentin Weidner, ist im Grab seiner Schwiegereltern Halk bestattet. Es befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs, knapp oberhalb der Marienkapelle und wurde von Valentin Weidner geschaffen. In den Familiengrab fanden Hans Weidners Frau Käthe, geb. Halk, sowie der gemeinsame Sohn Oskar ihre letzte Ruhe.
Nach einer Ausbildung zum Bildhauer bei seinem Vater und an der Königlichen Akademie für Künste in München war Hans Weidner im Jahr 1907 im Vatikan tätig. Danach arbeitete er in der Werkstatt des Vaters mit, die er im Jahr 1919 übernahm. Er schuf u. a. einige Grabmäler auf dem Kapellenfriedhof, die er mit „H. W.“ signierte. Wegen einer Staublunge arbeitete er vorwiegend als Restaurator, Vergolder und Holzschnitzer. Wegen der Weltkriege, Wirtschaftskrise und Inflation war Hans Weidner trotz künstlerischen Talents geschäftlich nicht erfolgreich, so dass er von den Einnahmen des Kurzwarengeschäfts seiner Schwiegereltern leben musste. Hans Weidner starb 1953 in Bad Kissingen.
Sein Wohnhaus in der Brunnengasse existiert noch.
Valentin WeidnerBearbeiten
Das Grabmal des Bildhauers Valentin Weidner (geb. 1848 in Würzburg) befindet sich östlich der Marienkapelle hinter deren Chor. Laut Familienlegende studierte Valentin Weidner bei Ferdinand von Miller dem Älteren an der Königlichen Kunstakademie in München. Er war ferner Schüler des Bildhauers Michael Arnold, dessen Atelier er später übernahm. Weidner war zweimal verheiratet. Aus sein ersten Ehe mit Maria Elisabeth Seitz stammte der Sohn Hans Weidner, der ebenfalls Bildhauer wurde. Weidner betätigte sich auch als Feuerwehrkommandant, als Mitglied des Gemeindekollegiums und als Stellvertreter des Bürgermeisters. Im Jahr 1919 wurde er Ehrenbürger der Stadt Bad Kissingen. Weidner starb im gleichen Jahr in Bad Kissingen vor der geplanten Überreichung der Ehrenbürgerurkunde.
Sein nach den Plänen von Architekt Carl Krampf errichtetes Wohnhaus am Valentin-Weidner-Platz 1 existiert noch. Von Valentin Weidner stammen zahlreiche Gräber auf dem Kapellenfriedhof, sowie zahlreiche Denkmäler (z. B. St.-Wendelin-Statue am Wendelinus, Kreuzwege im heutigen Stadtteil Abertshausen und auf dem Bad Kissinger Stationsberg) und Kirchenausstattungen in Bad Kissingen und Umgebung (z. B. Bad Kissinger Stadtpfarrkirche).
Die beiden Stelen neben dem Mittelkreuz zeigen links die Grablegung Christi sowie rechts den Auferstandenen. Im Grab sind neben Valentin Weidner sind seine zweite Ehefrau Anna Mathilde Reuß, sowie Barbara Maria, dritte Tochter aus zweiter Ehe, und der Ehemann der vierten Tochter Maria Rosa, der Kurhausbesitzer Johann Fridolin Hofmann, bestattet. Sohn Hans Weidner, der aus der ersten Ehe stammte und ebenfalls Bildhauer wurde, ist im Familiengrab seiner Schwiegereltern Halk bestattet.
Dr. Heinrich Carl und Dr. Hermann WelschBearbeiten
(Kapellenfriedhof, Bad Kissingen)
Badearzt Heinrich Carl Welsch (geb. 1808 in Odernheim am Glan) und sein Sohn, der Badearzt Dr. Hermann Welsch (geb. 1842 in Kissingen) sind in der Familiengrft Welsch an der Südmauer am Ostende des Friedhofs bestattet. Das Grabmal wurde von Bilhauer Valentin Weidner gefertigt.
Die protestantische Familie Welsch stammte ursprünglich aus Wales, war aber aus Glaubensgründen zugewandert. Nach seiner Gymnasialzeit in Kreuznach und Zweibrücken studierte Heinrich Carl Welsch Medizin zunächst an der Universität Erlangen, später an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schließlich an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und promovierte im Alter von 20 Jahren. In dieser Zeit besuchte er das erste Mal Kissingen. Nach einem kurzen Aufgenthalt in Paris ging er nach Würzburg und machte sein praktisches Examen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Während einer Kur in Kissingen suchte er den Badearzt Johann Adam Maas auf und lernte dessen 14jährige Tochter Eva Amalie Therese Maas, seine spätere Ehefrau, kennen. In Speyer eröffnete Welsch eine florierende Arztpraxis. Im Jahr 1837 heirateten Welsch und die inzwischen 19jährige Eva Amalie, weswegen Welsch u. a. seine Praxis nach Kissingen verlegte. Aus dieser Ehe stammte u. a. der Sohn Hermann Welsch, der später auch Badearzt wurde. Auch hier erwarb sich Welsch' Praxis einen guten Ruf. Zu seinen prominentesten Patientinnen gehörte die österrreichische Kaiserin Elisabeth ("Sisi"). Aufgrund seiner Englischkenntnisse hatte er auch Patienten aus dem Ausland. Mit seinem Vermögen aus dem Praxisbetrieb ließ er im Jahr 1840 das Westendhaus (heute Bismarckstraße 26), eines der ältesten Kissinger Kurhäuser, erbauen. Heinrich Carl Welsch starb im Jahr 1882.
Dr. Hermann Welsch kam 1642 als Enkel von Dr. Johann Adam Maas, der auch auf dem Kapellenfriedhof liegt, zur Welt. Mit seiner Badeliteratur (u. a. „The Springs and Baths of Kissingen“) lockte er englischsprachige Kurgäste nach Kissingen. Welsch war Ritter des Sächsischen Ernestiner-Ordens. Er starb im Jahr 1892 während eines Krankenbesuchs.
Der Sockel der nachträglich tiefergelegten Marmorbüste von Dr. Carl Welsch passt vom Material her nicht zum restlichen Grab. Vorher überragte die Büste die südliche Friedhofsmauer und soll nachts Passanten auf der Kapellenstraße erschreckt haben. Die Büste ist am Schulteransatz signiert mit "V. Weidner fec. Eb 1882").
Barbara Elisabetha WieberBearbeiten
Das Epitaph von Barbara Elisabetha Wieber (geb 1801) befindet sich an der äußeren Chorwand der Marienkapelle. Die von den Eltern gewidmete Grabinschrift weist auf ein früh verstorbenes irdisches Leben hin. Barbara Elisabetha Wieber starb im Jahr 1822.
Johannes WiesingerBearbeiten
Das Grab des Theologen sowie Orts- und Badepredigers Johannes Wiesinger (geb. 1821, Geburtsort unbekannt) befindet sich nahe der Südmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Wiesinger war von 1870 bis 1882 in Kissingen tätig. Danach war er Dekan in Würzburg. Am 13. Juli 1874 hielt er nach dem Attentat auf Reichskanzler Otto von Bismarck in der heutigen Bismarckstraße einen Dankgottesdienst in der heutigen Erlöserkirche. Wiesinger starb im Jahr 1886 in Würzburg. Sowohl sein Nachruf in der lokalen "Saale-Zeitung" als auch Mathilde Panizza, die Mutter des Schrifstellers Oskar Panizza, in ihren Memoiren beschreiben Wiesinger als ausgezeichneten Redner.
Hermann und Kaspar ZollBearbeiten
Das Grab des Konditormeisters Hermann Zoll (geb. 1842) und seines Vaters, des Schmiedemeisters und Melbers Kaspar Zoll (geb. 1808 in Arnshausen [heute Stadtteil von Bad Kissingen]) befindet sich an der Nordmauer am östlichen Ende des Kapellenfriedhofs. Die Vorfahren von Vater und Sohn waren in Westheim und Arnshausen als Müller tätig. Im Jahr 1847 eröffnete Kaspar Zoll eine Restauration in Kissingen (in der heutigen Schlossstraße). Im Jahr 1863 eröffnete Hermann Zoll in der Ludwistraße 4 eine Konditorei, die nach Hermann Zolls Tod im Dezember 1893 von dessen Sohn Adam Zoll weitergeführt wurde. Nach dem Tod des letzten Mitglieds der Familie Zoll wurde die Konditorei von Oscar Schmaus weitergeführt.
Wie seine Konditorkollegen Johann Baptist Messerschmitt und Matthäus Memmel verkaufte auch Kaspar Zoll m Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:
"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."
LiteraturBearbeiten
- Elisabeth Keller: Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen, Band 1, Eigenverlag des Landkreises Bad Kissingen, 1978
- Franz Warmuth: 100 Jahre Herz Jesu Pfarrei Bad Kissingen – Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Bad Kissingen. Bad Kissingen 1984, S. 23–38
- Edi Hahn: Bad Kissingen und seine Umgebung die schönsten Sagen, Legenden und Geschichten, Bad Kissingen 1986, ISBN 3-925722-01-7
- Edi Hahn: Eine Führung durch die Kuranlagen, Bad Kissingen, 1989, ISBN 3-925722-03-3
- Denis A. Chevalley, Stefan Gerlach: Denkmäler in Bayern - Stadt Bad Kissingen, Edition Lipp (1998). ISBN 3-87490-577-2
- Werner Eberth: Valentin Weidner. In: Kissinger Hefte. Band 1, Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1992, DNB 920517749.
- Werner Eberth: Valentin und Hans Weidner (1848–1919), (1875–1953). Bildhauer des Historismus in Franken. Ergänzungen zum Kissinger Heft. Band 1, Beiheft zur Ausstellung: „Der Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner“ 1992. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1996, OCLC 164759770.
- Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2
- Werner Eberth: Michael Arnold – Ein Bildhauer des Spätklassizismus. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2001, S. 118–150
- Gerhard Wulz: Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen. Ein Führer mit Kurzbiografien. Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-934912-04-4
- Peter Ziegler: Prominenz auf Promenadenwegen – Kaiser, Könige, Künstler, Kurgäste in Bad Kissingen, Verlag Ferdinand Schöningh, 2004, ISBN 3-87717-809-X
- Werner Eberth: Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach. Ein geschichtliches Lesebuch für Hausener und Kleinbracher und die es werden wollen. Band 2. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2010, DNB 1009635379.
- Bad Kissingen (Hrsg.), Benno Dichtel: Als das Rathaus noch ein Schloss war. Aus der Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechtes – ein Familienmitglied erinnert sich, Ausgabe Version 06, Nov. 2012
- Werner Bartsch: Das Rathaus in Bad Kissingen – Johann Dientzenhofers Planung zum Heußleinschen Schloss, Bad Kissinger Archiv-Schriften, hrsg. von Peter Weidisch, Band 3, Michael-Imhof-Verlag, 2015, ISBN 978-3-86568-674-9
- Werner Eberth: Der Deutsche Krieg von 1866 im Landkreis Bad Kissingen. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2016, DNB 1103677756, S. 70 ff.
- Gerhard Wulz: Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen. Ein Führer mit Kurzbiografien. Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 2001, 2. erweiterte und überarbeitete Ausgabe, Bad Kissingen 2019, ISBN 978-3-934912-24-3
WeblinksBearbeiten
- Bad Kissingen weiterhin Nummer 1 als Deutschlands bekanntester Kurort – osthessen-news.de, 03.07.2005 (aberufen am 16.01.2023)
- – UNESCO-Welterbe in Bad Kissingen (abgerufen am 16.01.2023)
- Great Spa Towns of Europe - Bad Kissingen (abgerufen am 16.01.2023)
- Fuldaer Zeitung, 28.07.2021 – Bad Kissingen ist nun Unesco-Welterbe: Großer Jubel im Kurort (abgerufen am 16.01.2023)
- FAZ.net, 24.07.2021 – UNESCO hat entschieden: Mathildenhöhe, Baden-Baden, Bad Ems, und Bad Kissingen sind Welterbe (abgerufen am 16.01.2023)
- Welterbeurkunde übergeben: Bad Kissingen feiert (abgerufen am 16.01.2023)
- BR.de, 27.10.2022 – infranken.de, 28.10.2022: Unesco-Welterbe: Bad Kissingen erhält Ernennungsurkunde (abgerufen am 16.01.2023)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 588 und 605 f.
- ↑ StAW, HV Ms.f.175 II S. 156ff.
- ↑ StadtAKG, RP
- ↑ Pfarrarchiv Bad Kissingen, Band 21 – Protocollum Capituli ruralis Muenerstadiani ab anno 1700, S. 23
- ↑ Pfarrarchiv Bad Kissingen – S. 51b
- ↑ Eberth, 2015. S. 85 f.
- ↑ Saale-Zeitung, 12. Juli 1881
- ↑ 8,0 8,1 Das Messerschmitt-Haus und seine Nachbarn, in: Edi Hahn: Eine Führung durch die Kuranlagen, 1989, S. 12
ProjektdefinitionBearbeiten
- Zielgruppe: "Alle Interessierten"
- Lernziele: Bad Kissingen, Marienkapelle, Kapellenfriedhof, Ortsgeschichte"