BDSM - Einführung und Überblick:Herangehensweisen
Es gibt viele Wege, zu seinen ersten Erfahrungen im Bereich BDSM zu kommen. Dieses Kapitel bietet einige verbreitete Herangehensweisen und hilfreiche Informationen, sowie Tips für die ersten Spiele.
Hilfreiche Grundsätze
BearbeitenBei tollen neuen Dingen und insbesondere wenn man endlich einen Partner hat und sich endlich ausleben kann oder schon lange sich nicht mehr ausgelebt hat ist die Gefahr groß durch intensive und überwältigende Gefühle in eine "Sub-/Top-frenzy" zu verfallen. Das führt schnell zu unvorsichtigem Verhalten, was leider doch relativ häufig dazu führt, dass man viel zu schnell zu viel ausprobiert, zu weit geht oder anderweitig Dinge tut, welche man im Nachhinein bereut oder welche gar Schäden hinterlassen. Im schlechtesten Fall wird das ausgenutzt von einem Partner mit zweifelhaften Ansichten und hoher Risikobereitschaft, was zu meist nur kurzen und ungesunden (Spiel-)Beziehungen führt.
Insgesamt gilt daher bei allem neuen der Rat: Langsam heran tasten, nichts überstürzen und es gilt nicht "je höher, krasser, weiter, desto besser" oder "jetzt muss ich alles nachholen, was ich bisher nicht gemacht habe!", denn es geht einfach darum, dass alle etwas Positives davon haben: "Have Fun and stay safe"
Bei den ersten Spielen mit einem neuen Partner kommt es häufig vor, dass man es mit hohen Erwartungen angeht, welche man selbst und/oder der Partner aber nicht erfüllen kann, schlichtweg mangels Erfahrung und/oder Wissen über den Partner.
Dass die ersten Spiele, und auch viele weitere, nicht so verlaufen wie gedacht oder gar geplant, ist relativ normal.
Insbesondere wenn sich die Partner noch nicht gut kennen ist ein sehr intensives Ausleben von BDSM relativ selten auf eine sichere Art möglich.
Eine gewisse Erfahrung und Gespräche davor können das natürlich etwas mildern, der Effekt aber bleibt trotzdem zu einem gewissen Teil bestehen.
Habe daher keine zu hohen Erwartungen an dich und deinen Partner, und nimm es mit Humor wenn etwas nicht funktioniert wie erhofft.
BDSMler gehen in den Keller zum Lachen, denn dort ist das Spielzimmer!
Partnerfindung
BearbeitenViele Partnerschaften zwischen BDSMlern entstehen durch persönlichen Kontakt auf sozialen Szeneveranstaltungen wie Stammtischen, Playparties oder ähnlichem. Dabei entstehen durch Gespräche Bekanntschaften und Freundschaften und die Besucher lernen voneinander und einander mit der Zeit näher kennen. Bei entsprechender Sympathie und passenden Vorlieben entstehen dabei auch häufig Spielpartnerschaften, welche wiederum von den weiteren sozialen Kontakten profitieren können. Manche Menschen besuchen allerdings Szeneveranstaltungen mit dem primären Ziel, einen Partner zu finden. In der Folge forcieren diese jedoch dadurch meist das Abklären von Vorlieben der anderen Besucher, beispielsweise um "effizient" mögliche Partner auszuwählen und keine Zeit mit unpassenden zu "verschwenden". Dadurch werden sie schnell als aufdringlich, unangenehm und nicht am Menschen sondern nur den Vorlieben interessiert empfunden, wodurch selbst interessierte Gegenüber schnell abgeschreckt werden. Nebenbei wird dadurch vermieden nützliche Sozialkontakte zu knüpfen, von welchen zukünftig profitiert werden kann.
Leider gibt es auch unreflektierte, verblendete oder gar bösartige Menschen unter BDSMlern oder dem Deckmantel des BDSM. Daher ist es bei Treffen zum Kennenlernen neuer potentieller (Spiel)Partner abseits von Veranstaltungen verbreitet, sich in der Öffentlichkeit zu treffen und sich erst als Mensch kennen zu lernen. Dazu bieten sich unter anderem Cafés und innerstädtische Parks oder Stadtspaziergänge an. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" gilt auch wenn man sich die ersten Male mit einem neuen Partner zum Ausleben von BDSM trifft. Es ist dann ratsam, einen Notfallkontakt ("Cover") zu haben, welcher zu abgesprochenen Zeiten anruft oder eine Nachricht mit abgesprochenem Inhalt erwartet (wie "Das Wetter ist gut" oder "Ich habe ein Reh gesehen"). Stimmt dann etwas nicht oder fällt ein abgesprochenes Codewort für "Ich brauche Hilfe!", kann derjenige die Polizei einschalten. Vor lauter Vorfreude wird das leicht vergessen, oder aber man möchte sich dafür nicht vor Freunden outen. Für letzteren Fall bieten jedoch auch manche Vereine einen sogenannten Cover-Service an, hier zahlen sich aber auch gute Bekanntschaften oder Freundschaften mit anderen BDSMlern aus.
Ebenfalls verbreitet sind Gesuche auf entsprechenden sozialen Plattformen im Internet, hierbei werden Frauen jedoch meist mit Antworten überhäuft und Gesuche von Männern selten beantwortet.
Vorbereitungen
BearbeitenWelche Art an Vorbereitung vor dem Ausleben von BDSM benötigt wird hängt großteils von den ausgelebten Vorlieben und den Bedürfnissen der Beteiligten ab. Prinzipiell ist es von Vorteil auf verschiedenen Situationen beim Ausleben vorbereitet zu sein. Zum Einen hilft es natürlich enorm, wenn beim Ausleben alle benötigten Utensilien wie Fesseln, Kniekissen, Kondome und ähnliches griffbereit liegen und auch beim Auffangen nach dem Ausleben schnell eine kuschelige Decke zur Hand ist. Zum Anderen ist es allerdings auch äußerst gut, wenn im Notfall eine Notfallschere oder Seilschneider und Schlüssel, Traubenzucker, ein Getränk und falls nötig Medikamente für Asthma oder ähnliches sofort greifbar sind. All dies sollte im Vorhinein bedacht werden, dabei bietet es sich an dies zumindest Teilweise gemeinsam vorzubereiten. Damit kann jeder darauf achten was er benötigt und ob der Partner etwas vergessen hat, ob die Schlüssel mehrfach vor Ort sind und weiteres. Bei den ersten Spielen gehört unter Umständen auch dazu, dass ein Cover-Anruf ausgemacht wird. Das kann auch ruhig dem Partner mitgeteilt werden, sollte der Anruf noch während oder in einer kurzen Pause zwischen dem Ausleben erfolgen sollte auch ein Rückruf danach ausgemacht werden.
Nachbereitung
BearbeitenWurde ein Spiel nach dem Aftercare beendet, so bietet es sich an, nochmals darüber zu sprechen. Dies muss nicht direkt danach geschehen, sondern kann auch einige Stunden bis Tage später geschehen, wenn die Eindrücke verarbeitet werden konnten. Dabei können sowohl Praktiken und deren psychische und physische Wirkung angesprochen werden als auch die Gefühlswelt, Wünsche, weitere Ideen und sonstiges. Anhand solcher Gespräche kann mehr über den Partner gelernt werden und dieses Wissen bei weiteren Spielen genutzt werden und die (Selbst)Sicherheit im Umgang miteinander verbessern, da das Verhalten des Partners besser eingeschätzt werden kann.