Austauschschüler-Knigge für die USA: Sex, Drugs, Rock 'n Roll
Sex, Drugs, Rock 'n Roll
BearbeitenDie neuesten Trends, sämtliche Fernsehserien, Filme, Hip Hop, Baggy Pants und noch viel mehr kommt bei uns hier in Europa an. Aber hat das wirklich etwas mit Amerika zu tun? Jedenfalls das Amerika, das ein Austauschschüler erleben wird? Wird er oder sie wirklich so reden können wie in "Sex and the City" oder "Orange County" oder so fluchen wie Eminem? Die allermeisten Austauschschüler werden nicht so ein "freies" Leben führen können.
Viele Amerikaner sind sehr religiös und nehmen die Bibel wörtlich. Im sogenannten Bible Belt befindet sich die Hochburg des evangelikalen Protestantismus. Es werden starke Werte gelegt auf Jungfräulichkeit bis zur Ehe, Vermeidung sämtlicher Schimpfwörter, keine nackte Haut im Fernsehen, wenig Alkohol, keine Drogen etc. Diese puritanischen Werte beschränken sich aber nicht auf den Bible Belt, sondern sind in allen Teilen Amerikas (wenn auch abgeschwächter) vertreten. An den Küsten und in den großen Städten wird alles lockerer gesehen, aber dass ein Austauschschüler in eine Großstadt kommt, ist sehr unwahrscheinlich. Die meisten kommen mitten in die Pampa, wo es kein public transportation gibt, so dass man immer auf rides von Gasteltern, Gastgeschwistern oder Schulkameraden angewiesen ist.
Amerikanische Jugendliche wachsen aus europäischer Sicht sehr behütet auf. Sie haben im Vergleich zu Deutschland nicht so lange Ausgang, dürfen Freunde des anderen Geschlechts nicht auf ihre Zimmer mitnehmen und schon gar nicht die Tür schließen, denn sie könnten ja Sex haben. Partys mit Alkohol sind für junge Leute unter 21 verboten, was natürlich einige Jugendliche davon nicht abhält, es trotzdem zu tun und große alkoholische Exzesse auszuführen. Werden sie aber erwischt, kriegen sie es mit dem Gesetz zu tun.
Erst recht betrifft dies kleinkriminelle Mutproben wie das garage hopping, dem Diebstahl von Getränken oder Alkohol oder anderen Substanzen aus Garagen. Derartige Mutproben sind teils unter Jugendlichen beliebt, verstoßen aber gegen das Gesetz und können zudem tödlich enden: in manchen US-Bundesstaaten gilt die castle doctrine (sinngemäß: dein Haus ist deine Burg), die zur Verteidigung der eigenen Grundstücks unter Umständen sogar gezielte Schüsse erlaubt.
Ein Austauschschüler, der bei drinking parties mitmacht, sitzt für gewöhnlich nach 48 Stunden im Flieger nach Hause. Viele amerikanische Jugendliche sind selber sehr religiös und lehnen diese Partys ab. Sie gehen sogar in Bibelkreise und zweimal wöchentlich in die Kirche. Wenn du nicht mit in die Kirche gehst, werden das deine Gasteltern möglicherweise als Beleidigung werten.
Die High School erlässt nicht weniger strenge Regeln. Sie schreibt z. B. einen dress code vor, der das Tragen von bauchfreien Tops, Bierwerbung, Miniröcken etc. verbietet. Zu spät kommen und Schwänzen werden streng geahndet. Mehr dazu siehe High-School-Alltag.
Ein selbstständiger deutscher Jugendlicher muss sich also fragen, ob er dazu bereit ist, viele seiner deutschen Freiheiten für ein Jahr ruhen zu lassen, oder ob vielleicht ein anderes Land besser für ihn geeignet ist.