Atlas der alternativen Behandlungsmethoden: Übersäuerung
Übersäuerung
BearbeitenKonzept: Laut einschlägigen Internetseiten soll ein großer Teil der Menschheit „übersäuert“ sein. Viele Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen werden darauf zurückgeführt. Ursache soll unter anderem ein hoher Fleischkonsum sein, weswegen neben der regelmäßigen Einnahme Basen-haltiger Nahrungsergänzungsmittel eine überwiegend basische (pflanzliche) Kost empfohlen wird. Diagnostiziert werden soll die Übersäuerung mit pH-Messungen im Urin, so soll ein saurer Urin eine Übersäuerung beweisen.
Beurteilung: Der Körper reguliert die Ausscheidung von Säuren und Basen sehr penibel und hält den pH-Bereich in einem engen Bereich konstant. Eine akute oder chronische Übersäuerung (Azidose) tritt nur bei schwerwiegenden Gesundheitsstörungen auf wie z.B. Stoffwechselentgleisung, schwerem Sauerstoffmangel, Störungen der Atmung oder ausgeprägter Nierenfunktionsschwäche. Hier sollte die Übersäuerung möglichst ursächlich behandelt werden. Bei sonst gesunden Erwachsenen ist sie nicht zu erwarten. Diagnoseverfahren der Wahl ist die arterielle Blutgasanalyse. Sie gibt Auskunft über die Stärke der Azidose, ob sie ganz oder teilweise kompensiert ist und ob die Ursache eher respiratorisch (Atmung) oder metabolisch (Stoffwechsel) bedingt ist. Messungen des Urin-pH geben keinen Aufschluss über den Blut-pH. Ein saurer Urin ist z.B. nicht als Hinweis auf eine Übersäuerung, sondern eher als Zeichen dafür zu deuten, dass die Säureelimination funktioniert. Illustrieren mag dies das Krankheitsbild der Renal-tubulären Azidose: Hier kommt es aufgrund einer Säureausscheidungsstörung der Niere zu einer Azidose mit zu basischem Urin.
Ein pflanzenreiche Kost ist unabhängig davon aus anderen Gründen empfehlenswert.
Literatur:
- "Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie". Dtsch Arztebl 2005; 102: A 1896–1899 (Heft 26)]
Weblinks: