Applied Behavior Analysis (ABA): Theorie


Paradigmen

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Es gibt bei ABA zwei Paradigmen:

1. Menschliches Verhalten ist sinnvoll, verfolgt also einen Zweck.

2. Menschliches Verhalten lässt sich verändern, da die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten auftritt, von den Folgen abhängt, die das Verhalten nach sich zieht, ob also zum Beispiel der damit verfolgte Zweck erreicht wird oder nicht.

Verhalten

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Bei ABA wird Verhalten nach dem ABC-Prinzip analysiert:

  • Antecedent (A), der Auslöser, ein Bedürfnis.
  • Behavior (B), das Verhalten.
  • Consequence (C), die Folge.
John hat Hunger (A). Er isst also etwas (B). Der Hunger ist gestillt (C).

Veränderung

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Ein Verhalten hat oft seine Ursache in den Reaktionen anderer Menschen, wenn ein Ziel nur mit deren Hilfe erreicht werden kann oder wenn andere Menschen ein Verhalten von einem fordern.

Es gibt also a.) Folgen, die ihre Ursache im Verhalten selber haben (ipse facto), oder b.) Folgen, die ihre Ursache im Verhalten anderer Menschen haben (ipse jure).

Der Ansatzpunkt, ein Verhalten zu verändern, bezieht sich meist auf den Punkt, die das Verhalten anderer Menschen betreffen.

Angemessenes und unangemessenes Verhalten

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ABA unterscheidet nicht zwischen "gutem" und "schlechten" Verhalten, sondern zwischen "angemessenem" und "unangemessenem" Verhalten.

Die Frage, ob ein Verhalten angemessen ist oder nicht, hängt vom sozialen Kontext ab.

Beim Boxen im Sportunterricht ist es ein angemessenes Verhalten, Mitschülern durch Schläge körperliche Schmerzen zuzufügen. In der Hofpause ist ein derartiges Verhalten unangemessen.

Autisten haben oft Probleme, den sozialen Kontext zu erfassen, wann also ein Verhalten angemessen ist oder nicht, und hier greift ABA ein.

Methoden

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Es gibt folgende Methoden, ein Verhalten zu beinflussen: Verstärkung, Bestrafung und Löschen.

Verstärkung (SR)

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Verstärkung ist jede Folge eines Verhaltens, die dazu führt, dass das Verhalten in der Zukunft öfter auftritt. Man unterscheidet positive und negative Verstärkung.

Positive Verstärkung (SR+)

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Positive Verstärkung bedeutet, dass das Verhalten zur Folge hat, dass etwas Angenehmes der Umwelt hinzugefügt wird.

Tim schreit (B), weil er einen Keks bekommen will (A). Er bekommt den Keks (C).

Negative Verstärkung (SR-)

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Negative Verstärkung bedeutet, dass etwas Unangenehmes aus der Umwelt entfernt wird.

Tim schreit (B), weil ihm das Radio zu laut ist (A). Die Mutter macht das Radio leiser (C).

Bestrafung

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Bestrafung ist jede Folge eines Verhaltens, die dazu führt, dass das Verhalten in der Zukunft seltener auftritt. Man unterscheidet positive und negative Bestrafung.

Positive Bestrafung

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Positive Bestrafung bedeutet, dass ein Verhalten zur Folge hat, dass etwas Unangenehmes der Umwelt hinzugefügt wird.

John fährt mit dem Auto zu schnell (B), wird geblitzt und bekommt deswegen einen Strafzettel (C).

Negative Bestrafung

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Negative Bestrafung bedeutet, dass ein Verhalten zur Folge hat, dass etwas Angenehmes aus der Umwelt entfernt wird.

John fährt mit dem Auto zu schnell (B) und bekommt einen Monat Fahrverbot (C).

Löschen

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Dieser Punkt erzeugt die meisten Missverständnisse, da es hier nicht darum geht, Verhalten "auszuradieren", sondern eine vorher vorhandene positive Verstärkung ausbleiben zu lassen. Nicht das Verhalten wird gelöscht, sondern die Verstärkung.

Tim hat immer, wenn er geschrieen hat, einen Keks bekommen (SR+). Jetzt unterhalten sich Mutter und Consultant und Tim schreit wieder. Beide reagieren nicht, sondern unterhalten sich weiter.

Die Wirksamkeit des Löschens beruht darauf, dass ein Verhalten nicht nur vermindert wird, wenn darauf eine negative Reaktion erfolgt, sondern auch, wenn darauf keine Reaktion erfolgt, da das Verhalten dann als sinnlos begriffen wird.

Rangfolge

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Bei ABA werden die Methoden so angewendet:

  1. Verstärkung
  2. Löschung
  3. Bestrafung

Bestrafung wird, im Gegensatz zu früher, nur im Notfall angewendet: