Analysis II: Ableitungen: Mittelwertsätze

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Einleitung

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Der Mittelwertsatz der Differentialrechnung ist eine sehr wichtige Erkenntnis der eindimensionalen Analysis und es stellt sich die Frage, ob man diese Erkenntnis ins mehrdimensionale übertragen kann. Wir werden diese Frage mit 'Ja' beantworten, weil wir durch geschicktes Parametriesieren den mehrdimensionalen Fall auf den eindimensionalen Fall zurückführen können.
Zusätzlich kann man die Differenz statt über die Ableitung eine Integraldarstellung finden, welche vom Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung inspiriert wird.
Aber wir müssen mit einer großen Einschränkung leben: Der Mittelwertsatz gilt in seiner erweiterten Form nur dann, wenn man die zwei Punkte mit einer direkten Strecke verbinden kann. Was machen wir also, wenn die zwei Punkte verbunden werden können mit einer Kurve, aber halt nicht direkt? Auch da existiert eine Darstellung, die Integraldarstellung des Funktionszuwachses genannt wird. Wie der Name schon andeutet, wird die Differenz zweier Funktionswerte nicht über die Ableitung gemittelt, sondern durch ein Kurvenintegral dargestellt, welches die beiden Punkte miteinander verbindet.

Benötigte Definitionen

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Mittelwertsatz der Differentialrechnung

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Sei   im kompakten Intervall   stetig und im offenen Intervall   differenzierbar, so existiert ein   mit

 

Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung

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Der Hauptsatz der Differential und Integralrechnung besteht aus zwei unterschiedlichen Aussagen, wovon uns nur eine interessiert: Ist die Funktion   im kompakten Intervall   stetig differenzierbar, so gilt:

 

1. Mittelwertsatz

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Fangen wir direkt an: <div id="Satz:Mittelwertsatz" class="serlo-box serlo-theorem " style="border-left: #bedfed solid .3rem; margin-top: 1.5rem; margin-bottom: 2rem; padding-left: 0.8rem;">

Satz (Mittelwertsatz)

Sei   mit  . Seien   Punkte, deren Verbindungsstrecke ganz in   liege. Dann existiert ein Punkt   mit

 

Für den Beweis parametrisieren wir die Strecke zwischen   und  . Dann können wir mit der Kettenregel und dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung die Existenz von   zeigen, weil wir dann das Problem auf eine Dimension runterbrechen.
Beweis:
Wir parametrisieren die Strecke mit:

 

und betrachten die Funktion

 

Mit dieser gilt

 

  ist laut der Kettenregel differenzierbar und wir können den Mittelwertsatz der Differentialrechnung anwenden:

  mit  

Damit wäre die Behauptung bewiesen.
 

Schrankensatz

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2. Mittelwertsatz

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Satz (2. Mittelwertsatz)

Sei   mit   und   normierte Vektorräume.
Seien   Punkte in   und die gesammte direkte Verbindungsstrecke liege in  . Dann gilt:

 

Der Beweis arbeitet ähnlich wie der Beweis für den ersten Mittelwertsatz, nur, dass diesmal nicht der Mittelwertsatz der Differentialrechnung angewendet wird, sondern der Hauptsatz der Differential und Integralrechnung.
Beweis:
Wir basteln uns wieder eine Parametrisierung:

 

Damit folgt:

 

Nun können wir den Hauptsatz der Differential und Integralrechnung anwenden:

 

Mittels Kettenregel werten wir das Differential aus:

 

Jetzt können wir noch   auflösen und erhalten die behauptete Darstellung:

 

 

Integraldarstellung des Funktionszuwachses

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Nun wollen wir die Bedingung aufheben, dass die Verbindung zwischen zwei Punkten eine direkte sein muss und verallgemeinern somit den 2. Mittelwertsatz. Ansich ist der folgende Satz sogar schon bewiesen, aber der Vollständigkeit halber werden wir den ganzen Beweis ohne Wissen des 2. Mittelwersatzes formulieren. <div id="Satz:Integraldarstellung des Funktionszuwachses" class="serlo-box serlo-theorem " style="border-left: #bedfed solid .3rem; margin-top: 1.5rem; margin-bottom: 2rem; padding-left: 0.8rem;">

Satz (Integraldarstellung des Funktionszuwachses)

Sei   mit   und   normierte Vektorräume.
Seien   Punkte in   und   eine   Kurve mit

  und  .

Dann gilt:

 

Beweis:
Es gilt:

 

Nun können wir den Hauptsatz der Differential und Integralrechnung anwenden:

 

und das Differential mit der Kettenregel auswerten und erhalten die geforderte Form:

 

 
Bemerkung: Die Kurve muss nicht über das Intervall   parametrisiert werden. Es kann ein beliebiges Intervall genommen werden. Dann müssen nur die Integralgrenzen angepasst werden.