Adventskalender 2004: Türchen 13
Carl-Friedrich und die Mathematik
BearbeitenEs war an einem herbstlichen Dienstag Morgen, da ging der kleine Carl-Friedrich, der kürzlich gerade mal sechs Jahr alt geworden war, wie jeden Morgen zur Schule. Herr Vonningen, sein Lehrer, ein etwas beleibterer älterer Herr, schien heute etwas mürrisch zu sein. Carl-Friedrich setzte sich an sein Pult und wartete artig auf den Unterricht.
Herr Vonningen schaute die Schüler mißmutig an und sagte: "Stillarbeit! Ihr zählt mir die Zahlen von 1 bis 100 zusammen!" So eine blöde Aufgabe!, dachte sich Carl-Friedrich, holte Stift und Papier aus der Tasche und fing an bunte Schlangen auf sein Papier zu malen. Schlangen sind sowieso viel schöner und bei so einer Rechnung vertut man sich sowieso immer irgendwo, da kann man auch gleich irgendeine Zahl nehmen.
Weiter kam er nicht in seinen Überlegungen. "Carl-Friedrich! Du sollst rechnen!" schrie Herr Vonningen. Die ganze Klasse war still, alle schauten auf ihn, der sonst immer der Beste im Rechnen war. Carl-Friedrich lief rot an und begann, die Zahlen von 1 bis 100 untereinander auf sein Papier zu schreiben. Wenn ich fertig bin, dann schreibe ich einfach irgend eine Zahl darunter, dann kann ich weiter Schlangen malen... dachte sich der kleine Carl-Friedrich.
Wie groß musste die Zahl wohl in etwa sein? Es waren 100 Zahlen, die sie zusammenzählen mussten, und sie waren im Mittel 50 also musste das Ergebnis in etwa 5000 sein. Carl-Friedrich grübelte und da der Lehrer ihn schon wieder missmutig anschaute schrieb er hastig weiter die Zahlen auf.
Hundert. So geschafft. Was nun? Zum Zusammenzählen hatte Carl-Friedrich keine Lust. Vielleicht geht es ja einfacher, wenn ich die Zahlen rückwärts zusammenzähle... dachte er sich und fing damit an, eine zweite Spalte vollzuschreiben, diesmal die Zahlen rückwärts. Weit kam er dabei aber nicht, er stutzte. Da stand 1 und 100 in der ersten Zeile. Das ergab zusammen 101. In der nächsten Spalte stand 2 und 99 und das ergab auch 101. In der dritten Spalte 3 und 98, ebenfalls 101.
Na logisch, rechts ziehe ich ja immer eins ab und links zähle ich immer eins dazu. dachte er sich und schrieb leicht enttäuscht an der zweiten Spalte weiter. Etwas trotzig schrieb er auch immer noch die 101 in die dritte Spalte. Zwischendurch schaute er zu Hannes am Pult nebenan. Der war gerade dabei 136 und 17 zusammenzuzählen.
Inzwischen hatte Carl-Friedrich auch die zweite Spalte voll. Wenn man nur die 101en zusammenzählen müsste, das wäre ja einfach gewesen... Er machte einen Strich unter die vielen 101en und schrieb 10100 darunter. Unter die anderen beiden Spalten schrieb er ein großes X. Das hatte er bei seinem Vater gelernt. Wenn der irgendwas nicht genau angeben wollte, so sagte er auch immer sowas wie "Das ist X beliebig." oder "Ich habe dir das schon X mal gesagt!"
"X+X=10100" stand da jetzt in der untersten Zeile. Carl-Friedrich schaute nochmal genauer hin, so verblüfft war er. Dann ist X=5050. Na klar, in der Spalte ganz rechts habe ich ja die Zahlen von 1 bis 100 genau zweimal zusammengezählt.
Aufgeregt rannte er zu Herrn Vonningen und zeigte ihm sein Ergebnis. Zuerst war der nicht sonderlich begeistert, hatte er sich doch gedacht, eine Weile Ruhe vor den kleinen Plagegeistern zu haben. Doch dann hellte sich seine Miene auf und er klopfte Carl-Friedrich auf die Schulter: "Du wirst mal ein berühmter Mathematiker werden!" sagte er stolz. Und sollte recht behalten...
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