A Poem a Day/ 1. September: Der Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe:Regieanweisung)
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Hier findet das in Tipp 9 Beschriebene Anwendung:
Tipp 9
BearbeitenSage Gedichte laut auf. Dabei versuche nicht nur darauf zu achten, ob man kein Wort vergessen hat, sondern konzentriere dich darauf, wie sich das Gedicht für einen Zuhörer anhören mag. Gedichte wollen vorgetragen werden. Dabei ist es wichtig, ob das Gedicht spannend, lustig, traurig oder auch eintönig klingen sollte. Versuche es dann auch so zu sprechen, wie du es hören möchtest.
Im weitesten Sinne geht es hier um Rhetorik. Man muss jedoch vorher das Gedicht für sich selbst interpretiert haben, um dem Zuhörer durch die Art, wie man es diesem vorträgt die Bedeutung des Gedichtes nahe zu bringen. Dabei setzt man seine Stimme, aber auch seine Mimik und Gestik ein. Die hier gemachten "Regieanweisungen" sind Vorschläge, wie man das Gedicht vortragen könnte. Jeder Redner ist jedoch völlig frei, es auf seine ganz eigene und individuelle Weise vorzutragen.
Regieanweisung zu "Der Zauberlehrling"
Bearbeiten- verschmitzt, sich die Hände reibend,
- Hat der alte Hexenmeister
- sich doch einmal wegbegeben!
- Und nun sollen seine Geister
- "meinem" betonen, auf sich selbst zeigend
- auch nach meinem Willen leben.
- sachlich, noch einmal überprüfend, kontrollierend
- Seine Wort’ und Werke
- merkt ich und den Brauch,
- und mit Geistesstärke
- "ich" wieder betonen
- tu ich Wunder auch.
- beschwörender, eintöniger Singsang, gegen Ende leicht lauter werdend
- Walle! walle - manche Strecke,
- dass, zum Zwecke, - Wasser fließe
- und mit reichem, vollem Schwalle
- zu dem Bade sich ergieße.
- herrisch, im Befehlston, wie zu einem Knecht
- Und nun komm, du alter Besen!
- Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
- bist schon lange Knecht gewesen;
- "meinen" wieder betonen
- nun erfülle meinen Willen!
- Auf zwei Beinen stehe,
- oben sei ein Kopf,
- eile nun und gehe
- mit dem Wassertopf!
- exakt gleich vortragen wie beim ersten Mal
- Walle! walle - manche Strecke,
- dass, zum Zwecke, - Wasser fließe
- und mit reichem, vollem Schwalle
- zu dem Bade sich ergieße.
- freudig erregt, berichtend, dass es geklappt hat
- (Man kann dabei mit dem Blick und dem Finger einem Besen folgen)
- Seht, er läuft zum Ufer nieder,
- wahrlich! ist schon an dem Flusse,
- und mit Blitzesschnelle wieder
- ist er hier mit raschem Gusse.
- weiter berichtend, etwas langsamer
- Schon zum zweiten Male!
- Wie das Becken schwillt!
- Wie sich jede Schale
- voll mit Wasser füllt!
- gönnerisch, ruhig, herrisch
- Stehe! stehe! - Denn wir haben
- deiner Gaben - vollgemessen!
- Pause
- verschreckt
- Ach, ...
- Pause
- sorgenvoll
- ...ich merk es! - Wehe! wehe!
- Hab ich doch das Wort vergessen!
- Ach, das Wort, worauf am Ende
- er das wird, was er gewesen!
- beobachtend
- Ach, er läuft und bringt behende!
- flehend, Stoßgebet
- Wärst du doch der alte Besen!
- wieder beobachtend
- Immer neue Güsse
- bringt er schnell herein,
- klagend
- ach! und hundert Flüsse
- stürzen auf mich ein.
- Entschluss fassend
- Nein, nicht länger - kann ichs lassen;
- will ihn fassen...
- hinterlistig
- ...Das ist Tücke!
- sorgenvoll
- Ach! nun wird mir immer bänger!
- abschätzig
- Welche Miene! welche Blicke!
- ausschimpfend
- O du Ausgeburt der Hölle!
- Soll das ganze Haus ersaufen?
- Seh ich über jede Schwelle
- doch schon Wasserströme laufen.
- Ein verruchter Besen,
- der nicht hören will!
- Einhalt gebietend
- Stock, der du gewesen,
- steh doch wieder still!
- zornig
- Willsts am Ende gar nicht lassen?
- Will dich fassen, - will dich halten
- und das alte Holz behende
- "sch" und "sp" scharf aussprechen
- mit dem scharfen Beile spalten.
- lauernd
- Seht, da kommt er schleppend wieder!
- Wie ich mich nur auf dich werfe,
- gleich, o Kobold, liegst du nieder;
- zuschlagend
- krachend trifft die glatte Schärfe.
- Pause
- sich selbst lobend
- Wahrlich! brav getroffen!
- Seht, er ist entzwei!
- erleichtert aufatmend
- Und nun kann ich hoffen,
- und ich atme frei!
- Pause
- erschrocken
- Wehe!...
- Pause
- sorgenvoll, nicht fassend
- ... Wehe! - Beide Teile
- stehn in Eile - schon als Knechte
- völlig fertig in die Höhe!
- flehend, die Hände zum Himmel erhoben
- Helft mir, ach, ihr hohen Mächte!
- sorgenvoll, immer resignierter
- Und sie laufen! Naß und nässer
- wirds im Saal und auf den Stufen.
- Welch entsetzliches Gewässer!
- flehend, die Hände zum Himmel erhoben
- Herr und Meister! hör mich rufen! -
- etwa wie "da kommt schon der Krankenwagen...
- Ach, da kommt der Meister!
- rufend
- Herr, die Not ist groß!
- besonders ausformuliert, denn dies ist die "Moral von der Geschicht"
- Die ich rief, die Geister
- werd ich nun nicht los.
- knapper bestimmter Befehlston, Stimmlage (wenn möglich) tiefer
- “In die Ecke, - Besen! Besen!
- Seids gewesen...
- ermahnend
- - Denn als Geister
- ruft euch nur, zu diesem Zwecke,
- erst hervor der alte Meister.”