Pseudoprimzahlen: Absolute Fermatsche Pseudoprimzahlen

Carmichael-Zahlen Bearbeiten

Die Carmichael-Zahl ist eine besondere Form der fermatschen Pseudoprimzahl. In ihren Eigenschaften kommt sie der Primzahl am nächsten. Sowohl für Primzahlen als auch für Carmichael-Zahlen gilt der kleine Fermatsche Satz: Für jede ganze Zahl   gilt  . Erst wenn man diesen Satz modifiziert, ergibt sich ein Unterschied zwischen Primzahl und Carmichael-Zahl.

Carmichael-Zahlen haben folgende Eigenschaften:

  1. Eine Carmichael-Zahl ist quadratfrei.
  2. Eine Carmichael-Zahl hat mindestens drei Primfaktoren.
  3. Für jeden Primfaktor   einer Carmichael-Zahl   gilt   teilt  .
  4. Für alle Basen  , die zu einer Carmichael-Zahl   teilerfremd sind, ist  .

Quadratfreiheit Bearbeiten

Warum muss eine Carmichael-Zahl quadratfrei sein? Angenommen es gibt eine Carmichael-Zahl, die nicht quadratfrei ist. Sie hat der Einfachheit halber die Form   mit  . Außerdem sind   und   Primzahlen. Es gilt also   teilt  . Mit der Kenntnis der Faktorisierung von   kann man die Carmichael-Funktion   berechnen:

 

Da   durch   teilbar ist, ist   auch durch   teilbar, und damit gilt dadurch auch dass   durch   teilbar ist. Und das führt zu einem Widerspruch.

Es gilt nämlich   teilt   und   teilt  . Der Widerspruch liegt darin, dass   und   zueinander teilerfremd sind, also keinen gemeinsamen Teiler besitzen. Also ist es nicht möglich, dass eine Carmichael-Zahl nicht quadratfrei ist.

mindestens drei Primfaktoren Bearbeiten

Jede Carmichael-Zahl besitzt mindestens 3 voneinander verschiedene Primfaktoren.

Beweis: Durch Widerspruch.

Sei   eine Carmichael-Zahl. Angenommen,  , wobei   und   Primfaktoren seien. Zunächst muss wegen der oben gezeigten Quadratfreiheit gelten, dass  . Wir können also annehmen, dass   (man kann die Schlüsse analog mit   ziehen). Nun gilt wegen Eigenschaft (3)   also  .

Damit ist  . Das bedeutet aber,   im Widerspruch zu  . Also war die Annahme falsch. Carmichael-Zahlen mit nur einem Primfaktor kann es nach Definition nicht geben (denn sie sind keine Primzahlen), und dass es Carmichael-Zahlen mit 3 Primfaktoren gibt, zeigt bereits die allererste:  . Zusammen genommen ist also gezeigt worden, dass eine Carmichael-Zahl mindestens 3 Primfaktoren hat.

Satz von Korselt Bearbeiten

Der deutsche Mathematiker Alwin Reinhold Korselt hat 1899 ein Theorem über eine bestimmte Art von Pseudoprimzahlen, die später Carmichael-Zahlen genannt wurden, aufgestellt:

  1. Es existieren ungerade, quadratfreie natürliche Zahlen  , so dass   für alle natürlichen Zahlen   ein Vielfaches von   ist
  2. Für alle Primteiler   von   gilt, dass   die Zahl   teilt.
  • Beispiel
  ist das Produkt von  ,   und  . Da   eine Carmichael-Zahl ist, gilt nach dem Satz von Korselt:
    teilt  
    teilt   und
    teilt  .

Pseudoprim zu allen zu c teilfremden Basen a Bearbeiten

Unter den fermatschen Pseudoprimzahlen ist sie die Königin, denn für sie gilt, mit jeder natürlichen Zahl  , zu der die Carmichael-Zahl   teilerfremd ist,

 .
  • Beispiel
Die Zahl   ist eine Carmichael-Zahl.
Die Zahlen  ,   und   sind teilerfremd zur  , also gelten:
 
 
 
Die Zahlen  ,   und   sind nicht teilerfremd zur  , also gelten:
 
 
 

Carmichael-Zahlen generieren Bearbeiten

Es gibt zwei Wege, an Carmichael-Zahlen zu kommen. Der eine ist, sich zufällig natürliche Zahlen zu erzeugen, um dann auf   und   für alle   zu testen. Die Wahrscheinlichkeit, auf diese Weise Carmichael-Zahlen zu finden ist sehr gering. Will man allerdings Carmichael-Zahlen vermeiden, so ist dieser Weg vorzuziehen. Der andere Weg ist, konsequent das Produkt aus mindestens drei, zueinander teilerfremden Primzahlen zu bilden, um die so erzeugten Zahlen auf das Korselt-Kriterium zu prüfen.

Nicht jedes quadratfreie Produkt aus Primzahlen kann eine Carmichael-Zahl sein. Ansonsten gäbe es jede Menge Carmichael-Zahlen. Aber kann man bestimmte Primzahlkombinationen schon vorher ausschließen? Man kann! Es gilt nämlich, dass zwei natürliche Zahlen   und   zueinander teilerfremd sind. Das bedeutet, dass   und   keine gemeinsamen Teiler besitzen.

Es ist also wichtig, dass bei der generierten Zahl   alle   zu allen   teilerfremd sind. Das ist nicht selbstverständlich, wie das folgende Beispiel zeigt:

 

Wichtig an dem Beispiel ist, dass (11-1) durch 5 teilbar ist, (23-1) durch 11 und (47-1) durch 23. Ein solches Produkt kann keine Carmichael-Zahl sein.

Wenn also die Primzahl   Teiler einer Carmichael-Zahl sein soll, so sind alle Primzahlen der Form   als Teiler der Carmichael-Zahl ausgeschlossen.

   
3 7 13 19 31 37 43 61 67 73 79 ...
5 11 31 41 61 71 101 ...
7 29 43 71 ...

Carmichael-Zahlen nach Chernick Bearbeiten

Wenn man sich auf eine spezielle Form der Carmichael-Zahlen beschränken will, dann gibt es noch die Carmichael-Zahlen nach Chernick. Diese haben die allgemeine Form:

 

wobei alle Faktoren Primzahlen sind, und für k > 4 die Zahl   durch   teilbar sein muss.

Für   lautet die Formel  , die äquivalent zu der Formel   für  ist.

Für   lautet die Formel  .

Beweis der Äquivalenz Bearbeiten

Warum sind die beiden Konstruktionsvorschriften:

Eine Zahl   ist dann eine Carmichael-Zahl,
wenn alle 3 Faktoren  ,   und   Primzahlen sind.

und

Sei p > 3 eine Primzahl derart, dass auch 2p-1 und 3p-2 Primzahlen sind,
dann ist n = p(2p-1)(3p-2) eine Carmichael-Zahl

zueinander äquivalent? Es wäre doch möglich, das eine Primzahl  , die nicht der Form   entspricht, existiert, so daß   und   auch Primzahlen sind. Nun, so eine Primzahl existiert nicht.

Es gibt nur zwei Arten von Primzahlen   mit  , nämlich Primzahlen der Form   und Primzahlen der Form  . Wenn man   durch   ersetzt, bekommt man statt   den Ausdruck  . Ausmultipliziert und zusammengefaßt macht das  . Dieser Ausdruck ist also stets durch drei teilbar. Nur mit einer Primzahl der Form   kann man mit der Formel   für   eine Carmichael-Zahl bekommen.

Absolute eulersche Pseudoprimzahlen Bearbeiten

Eine absolute eulersche Pseudoprimzahl ist eine Carmichael-Zahl, die zu jeder, zu ihr teilerfremden, Basis   euler-pseudoprim ist.

Für jeden Primteiler   einer absoluten Eulerschen Pseudoprimzahl   gilt:

  teilt  .

Die ersten absoluten Eulerschen Pseudoprimzahlen sind 1729, 2465, 15841, 41041, 46657, 75361.

Es gibt keine absoluten Euler-Jacobi-Pseudoprimzahlen.

Häufigkeit und Überschneidung mit Lucas-Pseudoprimzahlen Bearbeiten

Anzahl der Carmichael-Zahlen und Überschneidung
mit starken und Lucas-Pseudoprimzahlen
gleichzeitig Carmichael- &
Obergrenze x Carmichael[1] f(x)(I) abs epsp sPsp(2) lpsp Lucas3(7,*)
10 3 1 0.014 0 0 0 0
10 4 7 0.072 2 0 0 0
10 5 16 0.054 6 3 0 0
10 6 43 0.047 16 5 0 0
10 7 105 0.050 45 11 0 0
10 8 255 0.042 124 19 0 0
10 9 646 0.036 306 43 0 0
1010 1547 0.031 740 87 0 0
1011 3605 0.024 1736 171 0 0
1012 8241 0.019 4011 316 0 0
1013 19279 0.015 9362 621 0 0
1014 44706 0.012 21974 1153 0 0
1015 105212 0.009 52221 2234 0 0
1016 246683 0.007 122608 4185 0 0

(I) Mittlerer Anteil falscher Zeugen beim Miller-Rabin-Test.

Quellen Bearbeiten

  1. http://www.s369624816.websitehome.co.uk/rgep/cartable.html Tables of Carmichael numbers