Meisterhaft – Musterhaft Georg Bötticher/ Tapetenmuster für den europäischen Markt/ Flachmuster

Flachmuster

Zu jener Zeit, 1890, war ein 48-seitiges Sammelwerk mittelalterlicher Stoffmuster des Kunstgewerbedirektors Friedrich Fischbach (1839–1890) in aller Munde. Für Bötticher war es jedoch nicht allein ausschlaggebender Impuls, sich intensiv mit dem Flachmuster, das ihm so am Herzen lag, auseinander zu setzen. Er wusste, dass bereits Baumeister wie Friedrich Schinkel, sein Großonkel Professor Karl Gottfried Wilhelm Bötticher und andere Berliner Architekten in vergangenen Dekaden durch Publikationen auf die Rückkehr des Flachmusters hingewiesen hatten. Während Bötticher die veröffentlichte Sammlung liturgischer Gewänder des Kanonikus Bock bewunderte, kritisierte er unvermittelt heftig die Auffassung von Friedrich Fischbach: Dieser versorge alle Webwaren- und Tapetenfabrikanten mit seinen Kompositionen, die eigentlich »… nur Kopien alter Musterwaren …« waren und »uns Jüngeren … nicht sonderlich gefielen«, besonders was seine Zimmerdekorationen mit Papiertapeten betraf. Denn es waren Tromp l’oils’ und eher Stoffimitationen denn Muster. Sein Stil: sehr zierlich, eher »frauenzimmerliches« Design. »Er produzierte viel Ähnliches« und war »… kein wirklich erfindender Künstler …«, was Bötticher für sich selbst sehr wohl in Anspruch nahm.

Georg Bötticher: Original-Compositionen zu Flachmustern, Nr. 21/48, Intarsia; Lichtdruck, 1877/78, Dresden, Georg Gilbers

Die Jungen, so auch Bötticher, liebten die kräftigeren Formen, fußten aber immer noch auf den Gewebeformen, und nach wie vor waren Stoffimitate die Losung der neu zu schaffenden Tapetenmuster. Der Inhaber der Mannheimer Tapetenfabrik, Heinrich Engelhard, hatte das sehr schnell erkannt und aufgegriffen. In dessen Auftrag kopierten Bötticher und Baer im nahen Schloss Bruchsal die Zimmerwandgestaltungen, die Damast- und Velours-Bespannungen zur Übertragung auf Papier.

Bötticher reiste im Auftrag der Firma nach München. Vier Wochen lang studierte er die »Bordüren, Farbbestimmungen der schönen Gobelins im dortigen Nationalmuseum«.

Böttichers Dessins im maurischen Stil, um 1885 für Engelhard entworfen, sind stilisierte, immer auf eine Mittelachse bezogene Formen, nicht von der Natur, von Blüten oder Blättern, sondern von den Schriftzeichen des Korans inspiriert.