Um sich vor dem Klettern über die Kletterrouten zu informieren, bieten sich Topographien an. Kurz werden sie unter Kletterern auch als Topos bezeichnet. Topos sind Aufzeichnungen über den Routenverlauf, Schwierigkeitsgrad, Sicherungsmöglichkeiten und alle erdenklichen weiteren Eigenschaften von Kletterrouten in einem Wandbereich - praktisch eine Landkarte für die Kletterwand. Es gibt sie sowohl in Buchform als auch digital.

Grundsätzlich sollte man immer mit der Möglichkeit rechnen, dass es Unstimmigkeiten zwischen Topos und der Realität gibt, bspw. weil zwischenzeitlich Routen erschlossen oder entfernt wurden, Topographie-Zeichnungen aus dem Gedächtnis erstellt wurden, Zugangsregelungen oder Verbote geändert wurden, einzelne Griffe oder größere Teile des Felsens herausgebrochen sind, einzelne Routen oder Sektoren den ortsansässigen Kletterern vorbehalten bleiben sollen, oder bei community-basierten Topos schlicht jemand einen Streich gespielt hat. Daher sind "ältere" Papier-Topos tendenziell weniger nützlich und dazu häufig nicht so effizient benutzbar gestaltet wie "neuere", die bspw. Schwierigkeiten farblich codieren, schnellen Zugriff über Kapitelmarkierungen am Seitenrand ermöglichen, QR-Codes für Wetter, Koordinaten oder Updates enthalten,... "Älter" kann je nach Gebiet wenige Jahre bei sehr aktiver Erschließung oder bröseligem Fels meinen oder auch mehrere Jahrzehnte bei Neurouten-Verbot und sehr solidem Fels.

Übliche Informationen in Topos

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Bei gedruckten Topos sind meistens innen in den Umschlags-Seiten Übersichtskarten der Ortschaften, Verbindungsstraßen und der verschiedenen Wände, Felsen, Türme oder Sektoren. Vorne ist normalerweise ein Inhaltsverzeichnis und hinten ein Register, oft auch eine tabellarische Übersicht aller Routen. Mit dieser kann man schnell heraus finden, in welchem Sektor für das eigene Kletter-Können eine attraktive Auswahl an Routen existiert.

Bei digitalen Topos zoomt man in einer Karte immer weiter hinein, bis man beim jeweiligen Sektor landet. Als alternative Zugriffs-Variante gibt es oft eine hierarchische Liste/Baumstruktur und meistens eine Suche, bei der man Namen, Schwierigkeit usw. vorgeben kann.

Inhaltlich gibt es zunächst eine Einführung in das Klettergebiet: Ge- und Verbote, Geschichte, Persönlichkeiten, Geologie und Natur. Ergänzend findet man meist Quellen für aktuelle Informationen, teils auch Läden mit Kletter-Material, Tipps für Regentage und den Rest des Tages neben dem Klettern, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Die kommerziellen Anbieter zahlen eine Gebühr und tragen darüber einen Teil zur Finanzierung des Betriebs digitaler Topos bzw. des Drucks von Papier-Topos und/oder der Pflege des Klettergebiets bei. Insofern ist es nach dem Kantschen Imperativ im eigenen Interesse der Kletterer, Topos nicht nur zu kopieren oder zu leihen, sondern auch immer mal eines zu kaufen, wenn man nicht direkt beisteuert, z.B. über eine Mitgliedschaft in einer IG Klettern.

Metadaten zum Sektor (Turm, Wand- oder Fels-Bereich)

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Meistens findet man folgende Informationen: Sektorname, Foto, Art der Kletterei (Traditionell/Sport/DWS/...), Schutz bei Regen, Geschwindigkeit des Abtrocknens, Ausrichtung, Neigung, Wandhöhe, Zugangsmöglichkeit, Kinderfreundlichkeit, Sperrbereiche der Wand, zeitliche Befristung des Bekletterns, Einstrahlung durch Sonne (nicht mit Ausrichtung zu verwechseln), GPS-Koordinaten des Sektors.

Oft gibt es auch Angaben zur Anfahrt und zum Parkplatz (mit Adresse und/oder Koordinaten), teils auch lokale Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten.

Metadaten zu den Routen

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Eine grafische Abbildung der Wand zeigt den Zustieg, die Routenverläufe mit Nummer, Standplätzen und teils auch Platzierung von fixen und/oder mobilen Zwischensicherungen.

Für die Details folgt eine Tabelle mit den typischen Inhalten: Routennummer, Routenname, Schwierigkeit, Absicherung bzw. Empfehlung für zusätzliches Sicherungsmaterial, Erstbegeher, Erstbegehungsjahr, Bruchfestigkeit, Besonders lohnenswert bis langweilig zu klettern, kurzer Kommentar mit klärenden Hinweisen oder Beschreibung der Route, bei digitalen Topos öfters auch Feedback- und/oder Diskussionsmöglichkeit

Arten von Topos

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  • Alpine Topos
  • Topos von Klettergärten

In Kletterhallen werden im Allgemeinen keine Topos der Routen angeboten. Dies liegt einerseits an der hohen Frequenz mit der die Routen durch Umschrauben geändert werden, andererseits sind üblicherweise am Einstieg eingeschweißte Zettel mit Informationen angebracht, die im Witterungsschutz der Kletterhalle lang genug halten. Der Routenverlauf in Kletterhallen geht meist aus der Farbkennzeichnung der Griffe hervor, d.h. ist direkt an der zu kletternden Wand markiert und aufgrund der begrenzten Höhe auch vom Einstig aus gut erkennbar. Dies macht eine Topo unnötig.

Erstellen von Topos

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Topographien gibt es in jedem Detailgrad von groben schematischen Skizzen über detaillierte Zeichnungen bis hin zu qualitativ hochwertigen Fotos. Bei schematische Skizzen braucht man bei unbekannten Felsen oft eine Weile, bis man in der Realität vorgefundene Merkmale mit der Skizze in Verbindung gebracht und sich orientiert hat. Bei Zeichnungen und Fotos gelingt dies schneller, ist aber auch nicht immer einfach. Bei Zeichnungen fällt es eher schwer, den Winkel und markante Details als identisch zu erkennen, während bei Fotos gerne einiges im Weg steht, Winkelrestriktionen oder Krümmungen einige Teile des Felsens unsichtbar lassen, was beim Zeichnen recht einfach gelöst werden kann.

Insbesondere bei digitalen, community-basierten Topos werden häufig die Routen als farblich markante Striche in das Foto hinein gezeichnet. Dies macht man idealer Weise vor Ort am Felsen, während ein Seil eingehängt ist oder die Erinnerung an die Route noch ganz frisch ist. Das geht auf Laptop oder Tablet mit Stift aufgrund des größeren Displays angenehmer und präziser als per Finger auf einem Handy. In Bereichen mit Laubbäumen sind Winter und Frühjar für das Aufnehmen der Fotos besonders geeignet.