Buchanfang Partielle Differentialgleichungen by Richard4321/ Die Mittelwerteigenschaft der Laplacegleichung – Serlo „Mathe für Nicht-Freaks“

Wo stehen wir Bearbeiten

Wir haben die Transportgleichung bearbeitet und dann die Fundamentallösung der Laplacegleichung betrachtet. Mit dieser haben wir eine Ganzraumlösung der Poisongleichung erhalten.

Mittelung von über die Kugeloberfläche Bearbeiten

Die Forderung der Laplacegleichung   ist unter anderem wegen der Rotationssymmetrie Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Partielle_Differentialgleichungen_by_Richard4321/ Die_Fundamentallösung_der_Laplacegleichung#Der Laplaceoperator_ist_rotationssymmetrisch so stark, dass sich eine Mittelwerteigenschaft beweisen läßt: der Funktionswert von   ist gleich dem Mittelwert-Integral über eine Kugel(oberfläche), wobei der Radius auch noch beliebig gewählt werden kann (innerhalb des Definitionsbereiches). Diese Eigenschaft verwenden wir mehrfach in Beweisen der folgenden Kapitel. Das erinnert uns an die Funktionentheorie, in der auch eine Mittelwerteigenschaft gilt, aber für die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen. Dazu benötigen wir folgenden Hilfssatz:

Satz

Sei   offen mit   und  . Sei

 

Dann gilt

 

Beweis

Wir wollen die  -Abhängigkeit aus den Integralgrenzen auf die Funktion übertragen, um leicht ableiten zu können und berechnen daher mit

 

und der Transformationsformel, siehe Mathe_für_Nicht-Freaks:_Buchanfang_Maßtheorie_by_Richard4321/_Die_Transformationsformel unter Verwenden von  

 

Für festes   ist   differenzierbar nach   und hat die Ableitung

 

Diese ist als stetige Funktion integrierbar auf   und Ableitung und Integral lassen sich vertauschen, da die stetige Ableitung auf dem kompakten   beschränkt ist Mathe_für_Nicht-Freaks: Buchanfang_Maßtheorie_by_Richard4321/ Vertauschen_von_Integral_und_Ableitung.

 

Mit   und der Transformationsformel übertragen wir die  -Abhängigkeit wieder zurück auf die Integralgrenzen, da wir schon abgeleitet haben.

 

Jetzt ist   der äußere Einheitsnormalenvektor an die Mannigfaltigkeit   im Punkt   und wir können den Satz von Gauß bzw. Stokes anwenden

 

Die Umrechnung der Volumina erfolgte wie bewiesen im Kapitel Mathe_für_Nicht-Freaks:_Buchanfang_Partielle_Differentialgleichungen_by_Richard4321/ Die_Fundamentallösung_der_Laplacegleichung

Die Mittelwerteigenschaft Bearbeiten

Diese Eigenschaft ist zentral und aus ihr leiten wir mehrere wichtige Folgerungen ab in den folgenden Kapiteln.

Satz

Sei   offen und  .

i) Falls   harmonisch ist, d.h.   in   folgt

 

ii) Falls   in   folgt

 

iii) Falls   in   folgt

 

Beweis

ii)   i): Kleiner gleich folgt automatisch aus ii). Wegen   können wir ii) anwenden auf   und erhalten nach Multiplikation mit   größer gleich

 

und damit insgesamt die Gleichheit.

ii) Aus   folgt, dass   größer gleich Null ist und damit   monoton wachsend ist:

Es gilt  

 

Mit dem Hilfssatz des Kapitels

Mathe_für_Nicht-Freaks:_Buchanfang_Partielle_Differentialgleichungen_by_Richard4321/ Die_Poissongleichung_im_Ganzraum

ist der Funktionswert von   der Grenzwert des Mittelwertintegrales über  

 

Da F monoton steigend ist, ergibt sich

 

Damit ist die erste Ungleichung bewiesen. Die zweite Ungleichung folgt durch Integration über  :

 

iii) Hier ist   streng monoton wachsend (da  ) und die beiden Kleiner-Gleich-Zeichen werden durch Kleiner-Zeichen ersetzt.

Gleichwertigkeit von "harmonisch" und Mittelwerteigenschaft Bearbeiten

Nun zeigen wir, dass "harmonisch" tatsächlich gleichbedeutend ist mit der Mittelwerteigenschaft.

Satz (Mittelwerteigenschaft)

Sei   offen und  . Dann sind äquivalent:

i)   ist harmonisch, d.h.   in  .

ii)   erfüllt die sphärische Mittelwerteigenschaft, d.h. es gilt

 

iii)   erfüllt die Mittelwerteigenschaft auf Kugeln

 

iv)   erfüllt die Mittelwerteigenschaft auf kleinen Kugeln, d.h. für alle   existiert ein  , sodass für alle  

 

Beweis (Mittelwerteigenschaft)

:

i)   ii): haben wir im Satz darüber bewiesen.

ii)   iii): Folgt mittels Integration über Polarkoordinaten

 

d.h.

 

iii)   iv) : Wähle   gemäß iii) beliebig.

iv)   i): Beweis durch Widerspruch. Annahme es gilt iv) und   für ein  , ohne Einschränkung  .

Da   ist   stetig und es gibt eine Kugel   mit   und

 

Mit dem vorherigen Satz folgt

 

ein Widerspruch zu iv).