Aufgaben zu linearen Abbildungen – Serlo „Mathe für Nicht-Freaks“

Wir haben hier einige Aufgaben zu den linearen Abbildungen zusammengestellt. Die Beweisstrukturen können dir helfen, andere ähnliche Aufgaben zu lösen. Hier ist zur Erinnerung nochmal die Definition einer linearen Abbildung:

Definition (Lineare Abbildung)

Sei eine Abbildung zwischen den beiden Vektorräumen und . Wir nennen eine lineare Abbildung von nach , wenn die folgenden beiden Eigenschaften erfüllt sind:

  1. Additivität: Für alle gilt, dass
  2. Homogenität: Für alle und gilt, dass

Linearität einer Abbildung zeigen Bearbeiten

Lineare Abbildungen von   nach   Bearbeiten

Aufgabe (Lineare Abbildung in den Körper)

Sei   definiert durch  . Zeige, dass die Abbildung   linear ist.

Wie kommt man auf den Beweis? (Lineare Abbildung in den Körper)

Zunächst musst du die Additivität der Abbildung zeigen und danach die Homogenität der Abbildung.

Lösung (Lineare Abbildung in den Körper)

Beweisschritt: Additivität

Seien dazu   und  .

 

Damit ist   additiv.

Beweisschritt: Homogenität

Sei   und  .

 

Damit ist   homogen und insgesamt ist   linear.

Aufgabe (Lineare Abbildung von   nach  )

Zeige, dass die Abbildung   mit   linear ist.

Wie kommt man auf den Beweis? (Lineare Abbildung von   nach  )

Es ist zu zeigen, dass für   und   gilt:

 

und weiter für  :

 

Lösung (Lineare Abbildung von   nach  )

Aktuelles Ziel: Additivität

 

Aktuelles Ziel: Skalierung

 

Aufgabe (Linearität der Einbettung)

Zeige, dass für   die Abbildung   linear ist.

Lösung (Linearität der Einbettung)

Seien   und  , sowie  . Nach Definition der Abbildung   gilt:

 

Also ist   linear.

Aufgabe (Linearität von  )

Sei   gegeben mit

 

Zeige, dass die Abbildung   linear ist.

Lösung (Linearität von  )

  ist ein  -Vektorraum. Außerdem ist die Abbildung wohldefiniert.

Beweisschritt: Additivität

Seien   und   beliebige Vektoren aus der Ebene  . Dann gilt:

 


Beweisschritt: Homogenität

Sei   und  , dann gilt:

 

Damit ist die Abbildung linear.

Wichtige Spezialfälle Bearbeiten

Aufgabe (Identität ist lineare Abbildung)

Sei   ein  -Vektorraum. Beweise, dass die Identität   mit   eine lineare Abbildung ist.

Lösung (Identität ist lineare Abbildung)

Die Identität ist additiv: Seien  , dann

 

Die Identität ist homogen: Seien   und  , dann

 

Aufgabe (Nullabbildung ist lineare Abbildung)

Seien   zwei  -Vektorräume. Zeige, dass die Nullabbildung  , die alle Vektoren   auf den Nullvektor   abbildet, linear ist.

Lösung (Nullabbildung ist lineare Abbildung)

  ist additiv: Seien   Vektoren in  . Dann

 

  ist homogen: Sei   und sei  . So folgt

 

Damit folgt, die Nullabbildung linear ist.

Lineare Abbildungen zwischen Abbildungsräumen Bearbeiten

Aufgabe (Abbildung vom Funktionenraum)

Betrachte den Funktionenraum   aller Funktionen von   nach  , sowie die Abbildung

 

Zeige, dass   linear ist.

Lösung (Abbildung vom Funktionenraum)

Die Verknüpfungen auf dem Funktionenraum sind jeweils elementweise definiert. Das bedeutet: für  ,   und   gilt, dass   und  . Insbesondere trifft das für   zu, woraus

 

und

 

folgt. Damit haben wir die Linearität gezeigt.

Aufgabe (Die Präkomposition mit einer Abbildung ist linear.)

Sei   ein Vektorraum, seien   Mengen und sei   bzw.   der Vektorraum der Abbildungen von   bzw.   nach  . Sei   beliebig, aber fest. Wir betrachten die Abbildung

 

Zeige, dass   linear ist.

Es ist wichtig, dass du dich genau an die Definitionen hältst. Mache dir klar, dass   eine Abbildung ist, die jeder Abbildung von   nach   eine Abbildung von   nach   zuordnet. Diese Abbildungen, die Elemente von   bzw.   sind, müssen selbst aber nicht linear sein, da auf den Mengen   und   keine Vektorraumstruktur vorhanden ist.

Zusammenfassung des Beweises (Die Präkomposition mit einer Abbildung ist linear.)

Um die Linearität von   zu beweisen, müssen wir wieder die zwei Eigenschaften prüfen:

  1.   ist additiv:   für alle  
  2.   ist homogen:   für alle   und  

Bei beiden Punkten ist also eine Gleichheit von Abbildungen   zu zeigen. Dazu werten wir die Abbildungen an jedem Element   aus.

Lösung (Die Präkomposition mit einer Abbildung ist linear.)

Seien  .

Beweisschritt: Additivität

Für alle   gilt

 

Damit haben wir   gezeigt, das heißt   ist additiv.

Seien   und  .

Beweisschritt: Homogenität

Für alle   gilt

 

Damit haben wir   gezeigt, was bedeutet   ist homogen.

Die Additivität und Homogenität von   bedeutet aber, dass   eine lineare Abbildung ist.

Aufgabe (Folgenvektorraum)

Sei   der  -Vektorraum aller Folgen reeller Zahlen. Zeige, dass die Abbildung

 

linear ist.

Wie kommt man auf den Beweis? (Folgenvektorraum)

Um Linearität zu zeigen, sind zwei Eigenschaften zu prüfen:

  1.   ist additiv:   für alle  
  2.   ist homogen:   für alle   und  

Die Vektoren   und   sind Folgen reeller Zahlen, d.h. sie sind von der Form   und   mit   für alle  .

Lösung (Folgenvektorraum)

Beweisschritt: Additivität

Seien   und  . Dann gilt

 

Daraus folgt, dass   additiv ist.

Beweisschritt: Homogenität

Sei   und  . Dann gilt

 

Also ist   homogen.

Somit wurde nachgewiesen, dass   eine  -lineare Abbildung ist.

Konstruktion einer linearen Abbildung aus vorgegebenen Werten Bearbeiten

Aufgabe (Konstruktion einer linearen Abbildung)

Seien  .

Zudem seien   gegeben.

Gib eine lineare Abbildung   mit   für alle   an.

Wie kommt man auf den Beweis? (Konstruktion einer linearen Abbildung)

Tipp: Verwende das Prinzip der linearen Fortsetzung!

Lösung (Konstruktion einer linearen Abbildung)

Wir sehen, dass   eine Basis des   ist, nämlich die Standardbasis.

Nach dem Satz von der linearen Fortsetzung können wir eine lineare Abbildung

  definieren durch  

Nun müssen wir nur noch überprüfen, ob   erfüllt ist. Es gilt  , daher ist

 

Damit ist die Bedingung   für jedes   erfüllt. Die Abbildung   ist nach Definition linear, also sind wir fertig.

Aufgabe (Lineare Abbildungen mit vorgegebenen Bedingungen)

Seien   und  . Gibt es eine  -lineare Abbildung  , die den Bedingungen   genügt?

Wie kommt man auf den Beweis? (Lineare Abbildungen mit vorgegebenen Bedingungen)

Als erstes sollte man überprüfen, ob die Vektoren   linear unabhängig sind. Ist das nämlich der Fall, so bildet  , wegen   eine Basis des  . Mit dem Prinzip der linearen Fortsetzung würde die Existenz einer solchen linearen Abbildung   folgen. Seien also  , mit

 

Dann müssen aber auch   und damit   erfüllt sein. Diese Gleichung hat allerdings nicht nur die "triviale" Lösung  . Tatsächlich ist die obere Gleichung für   erfüllt. Man erhält also

 

Für eine solche Abbildung   müsste dann aber   gelten, was aber

 

widerspricht.

Lösung (Lineare Abbildungen mit vorgegebenen Bedingungen)

Nehmen wir zunächst an eine solche lineare Abbildung   würde existieren. Durch die folgende Rechnung

 

sieht man, dass   gelten müsste. Das ist aber ein Widerspruch zu den anderen Bedingungen, weil mit diesen

 

gilt. Es gibt also kein solches  .


Lineare Unabhängigkeit von zwei Urbildern Bearbeiten

Aufgabe

Sei   eine lineare Abbildung und seien   und   zwei verschiedene Vektoren aus  , die beide auf einen Vektor   mit   abgebildet werden. Beweise, dass   und   linear unabhängig sind.

Wie kommt man auf den Beweis?

Wir zeigen, dass die beiden Vektoren nicht linear abhängig sein können. Angenommen   sind linear abhängig, dann gibt es ein   derart, dass  . Wir bilden nun diese beiden abhängigen Vektoren mit der linearen Abbildung   in den Vektorraum   ab. Wir erhalten dann

 

Da nach Voraussetzung   ist dies ein Widerspruch und unsere Annahme der linearen Abhängigkeit falsch.

Lösung

Angenommen   und   sind linear abhängig, dann gibt es ein   mit   und  . Da die Abbildung   linear ist, folgt:

 

Damit folgt

 

Da nach Voraussetzung   muss   sein. Dies widerspricht aber unserer Annahme  . Damit erhalten wir insgesamt einen Widerspruch zu unserer Annahme der linearen Abhängigkeit. Also sind die Vektoren   linear unabhängig.

Aufgaben zu Isomorphismen Bearbeiten

Aufgabe (komplexe  -Vektorräume)

Sei   ein endlich-dimensionaler  -Vektorraum. Zeige   als  -Vektorräume.

Lösung (komplexe  -Vektorräume)

Setze  . Wir wählen eine  -Basis   von  . Definiere   für alle  .

Wir müssen zeigen:   bilden eine  -Basis von  . Dann gilt  . Nach einem Satz folgt also   als  -Vektorräume.

Wir zeigen zunächst die  -lineare Unabhängigkeit.

Beweisschritt:   ist  -linear unabhängig

Seien   und gelte  . Wir setzen für   die Definition ein, fassen die Summen zusammen und erhalten  . Wegen  -linearer Unabhängigkeit der   gilt   für alle  . Folglich ist   für alle  . Dies zeigt die  -lineare Unabhängigkeit.

Nun fehlt nur noch ein Schritt:

Beweisschritt:   ist ein  -Erzeugendensystem

Sei   beliebig.

Da   eine  -Basis von   ist, finden wir  , sodass   gilt. Wir schreiben   mit   für alle  . Dann gilt

 

Also liegt   im  -Span von  . Dies zeigt die Behauptung.

Aufgabe (Isomorphe Koordinatenräume)

Sei   ein Körper,  . Zeige:   genau dann, wenn   gilt.

Lösung (Isomorphe Koordinatenräume)

Wir wissen, dass   für alle   gilt. Wir benutzen den Satz, der besagt, dass endlichdimensionale Vektorräume genau dann isomorph sind, wenn ihre Dimensionen übereinstimmen. Also gilt   genau dann, wenn   gilt.

Aufgabe (Isomorphiekriterien für Endomorphismen)

Sei   ein Körper,   ein endlich-dimensionaler  -Vektorraum und   eine  -lineare Abbildung. Weise nach, dass die folgenden drei Aussagen äquivalent sind:

(i)   ist ein Isomorphismus.

(ii)   ist injektiv.

(iii)   ist surjektiv.

(Achtung: Für diese Aufgabe kann es hilfreich sein, die Begriffe Kern und Bild einer linearen Abbildung zu kennen. Unter Verwendung des Dimensionssatzes wird diese Aufgabe wesentlich einfacher. Wir geben hier als Lösungsvorschlag eine Version, die ohne den Dimensionssatz auskommt.)

Lösung (Isomorphiekriterien für Endomorphismen)

(i) (ii) und (iii): Nach der Definition eines Isomorphismus ist   bijektiv, also injektiv und surjektiv. Daher gelten (ii) und (iii).

(ii) (i): Sei nun   eine injektive Abbildung. Wir müssen noch zeigen, dass   auch surjektiv ist. Das Bild   von   ist ein Untervektorraum von  . Dies kann man durch Nachrechnen überprüfen. Wir definieren nun eine Abbildung, die das gleiche macht wie  , mit dem Unterschied, dass sie per Definition surjektiv sein wird. Wir schaffen dies durch die Konstruktion:

 

Die Surjektivität kommt daher, weil jedes Element   sich als   schreiben lässt, für ein  . Außerdem ist die Abbildung   injektiv und linear. Dies kommt daher, dass   bereits diese beiden Eigenschaften aufweist. Also sind   und   isomorph. Daher haben   und   diegleiche endliche Dimension. Da   ein Untervektorraum von   ist, gilt  . Dies kann man dadurch einsehen, dass man eine Basis in   wählt. Wähle also zum Beispiel eine solche Basis mit Vektoren  . Die   sind insbesondere linear unabhängig. Das ist ein Fakt der auch in   gilt, da ja  . Und da die   und   diegleiche Dimension haben, sind die   auch in   ein maximales System linear unabhängiger Vektoren. Also bilden   auch in   eine Basis. Die beiden Vektorräume   und   müssen nun gleich sein, denn alle Elemente aus ihnen sind  -Linearkombinationen gebildet mit den  . Damit haben wir gezeigt, dass   surjektiv ist.

(iii) (i): Nehmen wir nun an   ist surjektiv. Wir müssen nun zeigen, dass   auch injektiv ist. Sei   der Kern der Abbildung  . Es handelt sich dabei um einen Untervektorraum von  , wovon man sich durch Nachrechnen überzeugt. Sei   eine Basis von  . Diese Basis kann man zu einer Basis von   ergänzen. Dazu nehmen wir die Vektoren   hinzu. Wir werden nun zeigen, dass   linear unabhängig sind. Seien also Koeffizienten   gegeben, sodass

 

gilt. Wegen der Linearität von   folgern wir:  . Das bedeutet, dass die Linearkombination

 

im Kern von   liegt. Wir kennen aber bereits eine Basis von  . Daher gibt es Koeffizienten  , sodass

 

gilt. Wegen der linearen Unabhängigkeit von   folgt nun, dass   gilt. Daher sind die   linear unabhängig. Als nächstes werden wir zeigen, dass diese Vektoren auch eine Basis von   bilden. Dazu zeigen wir, dass jeder Vektor in   als Linearkombination der   geschrieben werden kann. Sei  . Wegen der Surjektivität von   gibt es ein  , mit  . Da die   eine Basis von   bilden, gibt es Koeffizienten  , sodass

 

gilt. Wenden wir nun   auf diese Gleichung an, so erhalten wir:

 

Hier haben wir gleich die Linearität von   benutzt. Da die ersten   Elemente unserer Basis im Kern liegen, verschwinden deren Bilder. Also erhalten wir eine gewünschte Darstellung von  :

 

Somit haben wir gezeigt, dass   ein linear unabhängiges Erzeugendensystem von   bildet. Also formen diese Vektoren eine Basis von  . Wäre nun   nicht  , so wären zwei endliche Basen in   nicht gleich mächtig. Dies kann nicht sein. Daher ist  . Dies bedeutet, dass   der triviale Vektorraum ist. Daraus folgt, dass   injektiv ist.

Aufgabe (Abbildungsräume)

Sei   eine endliche Menge der Mächtigkeit   und sei   ein Körper. Wir haben gesehen, dass die Menge der Abbildungen von   nach   einen  -Vektorraum bildet. Diesen haben wir mit   bezeichnet. Zeige:  .

Lösung (Abbildungsräume)

Wir wissen schon nach einem Satz, dass zwei endlichdimensionale Vektorräume genau dann isomorph sind, wenn sie die gleiche Dimension besitzen. Also müssen wir nur zeigen, dass   gilt.

Um das zu zeigen, brauchen wir zunächst eine Basis von  . Seien dafür   die Elemente der Menge  . Wir definieren   durch

 

Wir zeigen jetzt, dass die Funktionen   tatsächlich eine Basis von   bilden.

Beweisschritt:   sind linear unabhängig

Seien   mit  , diese Summe ist die Nullabbildung. Wir wenden diese Abbildung auf ein beliebiges   mit   an. So erhalten wir:  . Aus der Definition von   folgt, dass

 .

Da   beliebig war und   für alle   gelten muss, folgt  . Wir haben also gezeigt, dass   linear unabhängig sind.

Beweisschritt:   erzeugen  

Sei   beliebig. Wir möchten nun   als Linearkombination von   schreiben. Dafür zeigen wir  , d.h.   ist eine Linearkombination von   mit Koeffizienten  . Wir prüfen nun, dass   für alle  . Sei   beliebig. Mit der Definition der   erhalten wir:

 .

Da die Gleichheit für alle   gilt, stimmen die Abbildungen in jedem Punkt überein und sind somit identisch. Wir haben also gezeigt, dass   den   erzeugen.

Damit haben wir bewiesen, dass   eine Basis von   ist. Da wir   Basiselemente von   haben, gilt  .

Aufgaben zum Bild Bearbeiten

Aufgabe (Zuordnung von Abbildung und Bild)

Wir betrachten die folgenden vier Unterräume vom Vektorraum  , gegeben als Bilder der linearen Abbildungen

  1.  
  2.  
  3.  
  4.  


Ordne diese vier Unterräume den Unterräumen   auf den Abbildungen unten zu.

Lösung (Zuordnung von Abbildung und Bild)

Zuerst suchen wir das Bild von  : Um   zu finden, können wir einen Satz von oben anwenden: Wenn   ein Erzeugendensystem von   ist, dann gilt  . Wir nehmen die Standardbasis   als Erzeugendensystem des  . Dann gilt

 

Wenden wir nun   auf die Standardbasis an.:

 

Die Vektoren   erzeugen das Bild von  . Außerdem sind sie linear unabhängig und damit eine Basis von  . Deshalb ist  . Also  .


Als nächstes wollen wir das Bild von   finden. Es ist aber auch möglich, das Bild   direkt per Definition auszurechnen, was wir hier demonstrieren werden.

 

Also wird das Bild von   von dem Vektor   aufgespannt. Somit ist  .


Nun bestimmen wir das Bild von   z.B. mit der gleichen Methode wie bei  . Das bedeutet, wir wenden   auf die Standardbasis an.

 

Beide Vektoren sind linear abhängig. Also folgt   und somit  .


Als letztes bestimmen wir noch das Bild von  . Dazu gehen wir beispielsweise vor wie bei  .

 

Das Bild von   wird also vom Vektor   aufgespannt. Somit ist   die  -Achse, also  .

Aufgabe (Bild einer Matrix)

  1. Betrachte die Matrix   und die davon induzierte Abbildung  . Was ist das Bild  ?
  2. Sei nun   eine beliebige Matrix über einem Körper  , wobei   die Spalten von   bezeichnen. Betrachte die davon induzierte Abbildung  . Zeige, dass   gilt. Das Bild einer Matrix ist also der Spann ihrer Spalten.

Lösung (Bild einer Matrix)

Lösung Teilaufgabe 1:

Wir wissen, dass das Bild   der linearen Abbildung   ein Unterraum von   ist. Da der  -Vektorraum   die Dimension   hat, kann ein Unterraum nur die Dimension   oder   haben. Im ersten Fall ist der Unterraum der Nullvektorraum, in zweiten Fall ist er schon ganz  . Also hat   nur die beiden Untervektorräume   und  . Da   gilt, ist  . Damit muss   sein.

Lösung Teilaufgabe 2:

Beweisschritt: " "

Sei  . Dann gibt es   mit  . Wir können   schreiben als  . Setzen wir das in die Gleichung   ein, erhalten wir

 

Da  , folgt  .

Beweisschritt: " "

Sei   mit   für  . Wir wollen   finden mit  . Wir definieren  . Dieselbe Rechnung wie im ersten Beweisschritt zeigt dann

 

Aufgabe (Surjektivität und Dimension von   und  )

Seien   und   zwei endlichdimensionale Vektorräume. Zeige, dass es genau dann eine surjektive lineare Abbildung   gibt, wenn   gilt.

Wie kommt man auf den Beweis? (Surjektivität und Dimension von   und  )

Wir wollen die Dimensionen von   und   gegeneinander abschätzen. Die Dimension ist über die Kardinalität einer Basis definiert. Das heißt, wenn   eine Basis von   und   eine Basis von   ist, müssen wir zeigen, dass   genau dann gilt, wenn eine surjektive lineare Abbildung existiert. "Genau dann wenn" bedeutet, dass zwei Richtungen zu zeigen sind.

Wenn wir eine surjektive lineare Abbildung   haben, müssen wir zeigen, dass die Dimension von   mindestens   ist. Nun sind Basen maximal linear unabhängige Teilmengen. Das heißt, um die Dimension nach unten abzuschätzen müssen wir eine linear unabhängige Teilmenge mit   Elemente konstruieren. Im Bild haben wir bereits eine  -elementige, linear unabhängige Teilmenge gegeben: die Basis  . Weil   surjektiv ist, können wir diese zu Vektoren   mit   liften. Nun müssen wir überprüfen, dass   in   linear unabhängig sind. Dies sehen wir, indem wir eine Linearkombination   mit   in eine Linearkombination   überführen und die lineare Unabhängigkeit von   ausnutzen.

Wenn umgekehrt   gilt, müssen wir eine surjektive lineare Abbildung   konstruieren. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung können wir die lineare Abbildung   konstruieren, indem wir angeben, was   auf einer Basis von   macht. Dafür brauchen wir Elemente von  , auf die wir   schicken können. Wir haben oben schon eine Basis von   gewählt. Daher bietet es sich an,   wie folgt zu definieren:

 

Dann wird das Bild von   durch die Vektoren   aufgespannt. Diese Vektoren spannen jedoch auch ganz   auf und somit ist   surjektiv.

Lösung (Surjektivität und Dimension von   und  )

Beweisschritt: " "

Angenommen, es gebe eine geeignete surjektive Abbildung  . Wir zeigen, dass die Dimension von   nicht größer sein kann als die Dimension von   (das gilt für jede lineare Abbildung). Wegen der Surjektivität von   folgt, dass  .

Seien also   linear unabhängig. Es gibt   mit   für  . Wir zeigen, dass   ebenfalls linear unabhängig sind: Seien   mit  . Dann gilt auch

 

woraus wegen der linearen Unabhängigkeit der   folgt, dass  . Also sind auch   linear unabhängig. Insgesamt haben wir also gezeigt:

 

Insbesondere gilt, dass eine Basis von   (eine maximale linear unabhängige Teilmenge von  ) mindestens so viele Elemente enthalten muss wie eine Basis von  , also  .

Beweisschritt: " "

Es gelte umgekehrt  . Wir benutzen, dass eine lineare Abbildung durch die Bilder der Basisvektoren schon eindeutig bestimmt ist. Sei   eine Basis von   und   eine Basis von  . Definiere die gesuchte surjektive lineare Abbildung   durch

 

Das geht, da nach Annahme   gilt. Die so konstruierte Abbildung ist surjektiv, da per Konstruktion   gilt. Da das Bild von   ein Unterraum von   ist, liegt auch der von diesen Vektoren erzeugte Unterraum, also  , im Bild von  . Dementsprechend gilt   und   ist surjektiv.

Aufgaben zum Kern Bearbeiten

Aufgabe

Sei die lineare Abbildung   gegeben. Bestimme den Kern von  .

Lösung

Wir suchen die Vektoren  , für die   gilt. Sei dafür   ein beliebiger Vektor in   für den   gilt. Wir untersuchen nun, welche Eigenschaften dieser Vektor hat. Es gilt

 

Also ist   und  . Daraus können wir schließen, dass   gelten muss. Mit anderen Worten erfüllt jeder Vektor   im Kern von   die Bedingung  . Nehmen wir jetzt einen Vektor   mit  . Dann gilt

 

Wir sehen  . Insgesamt gilt

 

Verständnisfrage: Kannst du dir   in der Ebene veranschaulichen? Wie sieht das Bild von   aus? Wie verhalten sie sich zueinander?

 
Der Kern von f

Wir haben schon gesehen, dass

 

Nun bestimmen wir das Bild von  , indem wir   auf die Standardbasis anwenden.

 

Also gilt  . Wir sehen, dass die beiden Vektoren linear abhängig sind. Das heißt, wir können das Bild mit nur einem Vektor erzeugen:  .

In unserem Beispiel sind Bild und Kern der Abbildung   Geraden durch den Ursprung. Die beiden Geraden schneiden sich nur in der Null und spannen zusammen den ganzen   auf.

Aufgabe

Sei   ein Vektorraum,  , und   eine nilpotente lineare Abbildung, d.h. es gibt ein   sodass

 

die Nullabbildung ist. Zeige, dass   gilt.

Gilt auch die umgekehrte Richtung, das heißt, ist jede lineare Abbildung   mit   nilpotent?

Lösung

Beweisschritt:   nilpotent  

Wir beweisen die Aussage durch Kontraposition. Das heißt wir zeigen: Ist  , dann ist   nicht nilpotent.

Sei  . Dann ist   injektiv, und als Verkettung injektiver Funktionen ist auch   injektiv. Mit vollständiger Induktion folgt, dass für alle   die Funktion   injektiv ist. Damit ist dann aber auch   für alle  . Da der Kern der Nullabbildung ist ganz   wäre, ist   für kein   die Nullabbildung. Folglich ist   nicht nilpotent.

Beweisschritt: Die umgekehrte Implikation

Die umgekehrte Implikation gilt nicht. Es gibt Abbildungen, die weder injektiv noch nilpotent sind. Zum Beispiel können wir

 

definieren. Diese Abbildung ist nicht injektiv, denn es gilt  . Sie ist aber auch nicht nilpotent, denn es ist   für alle  .

Aufgabe (Injektivität und Dimension von   und  )

Seien   und   zwei endlichdimensionale Vektorräume. Zeige, dass es genau dann eine injektive lineare Abbildung   gibt, wenn   gilt.

Wie kommt man auf den Beweis? (Injektivität und Dimension von   und  )

Um die Äquivalenz zu beweisen, müssen wir zwei Implikationen zeigen. Für die Hinrichtung benutzen wir, dass jeder Monomorphismus   lineare Unabhängigkeit erhält: Ist   eine Basis von  , so sind die   Vektoren   linear unabhängig. Für die Rückrichtung müssen wir mithilfe der Annahme   einen Monomorphismus von   nach   konstruieren. Dafür wählen wir Basen in   und   und definieren dann mit dem Prinzip der linearen Fortsetzung einen Monomorphismus durch die Bilder der Basisvektoren.

Lösung (Injektivität und Dimension von   und  )

Beweisschritt: Es gibt einen Monomorphismus  

Sei   ein Monomorphismus und   eine Basis von  . Dann ist   insbesondere linear unabhängig und daher ist   linear unabhängig. Es folgt also, dass   ist. Somit ist   ein notwendiges Kriterium für die Existenz eines Monomorphismus von   nach  .

Beweisschritt:   es gibt einen Monomorphismus

Umgekehrt können wir im Fall   einen Monomorphismus konstruieren: Sei   eine Basis von   und   eine Basis von  . Dann ist  . Wir definieren eine lineare Abbildung  , indem wir

 

für alle   setzen. Nach dem Prinzip der linearen Fortsetzung existiert eine solche lineare Abbildung und ist durch diese Vorschrift eindeutig bestimmt. Wir zeigen nun, dass   injektiv ist, indem wir beweisen, dass   gilt. Sei  . Weil   eine Basis von   ist, gibt es   mit

 

Damit folgt

 

Da   linear unabhängig sind, muss   für alle   gelten. Also folgt für  :

 

Wir haben gezeigt, dass   gilt und somit ist   ein Monomorphismus.