LaTeX-Kompendium: Fehlerbehebung

Der TeX-Compiler gilt als eines der fehlerfreiesten und stabilsten Programme der Informatik. Bugs sind so selten, dass sogar eine Belohnung für ihr Auffinden ausgesetzt ist (momentan knapp 320 Dollar pro Bug, der bisher letzte wurde 1994 gefixt). Auch der LaTeX-Kernel gilt als verhältnismäßig stabil und zuverlässig, was auch für die meisten der weit verbreiteten Makropakete gelten sollte.

In der Praxis sind daher nahezu alle auftretenden Kompilierungsfehler auf Fehler im Quelltext zurückzuführen, seien es falsch geschrieben TeX- oder LaTeX-Befehle, fehlende Argumente (oder solche vom falschen Typ) oder einfach unerlaubte Kombinationen von Befehlen (z. B. falsche Verschachtelung von Umgebungen). Derartige Fehler sind relativ schnell behoben, da die Quelltextzeile, in der der Fehler bemerkt wurde, angezeigt wird.

Aber auch die externen Programme können Probleme machen, wenn beispielweise Fonts von dvips nicht gefunden werden, nicht genügend temporärer Platz verfügbar ist oder Dateirechte falsch gesetzt sind.

Hier, wie auch in allen anderen Fällen hilft dann ein Blick in die Log-Datei, in der alle Ausgaben mitprotokolliert werden. Bei großen Dokumenten kann diese allerdings recht umfangreich werden, es ist daher gut, wenn die verwendete Arbeitsumgebung (z. B. XEmacs) auftretende Fehlermeldungen (sofern möglich) gleich den passenden Stellen im Quelltext zuordnet.


Manchmal kann ein Problem nicht selbst gelöst werden und man muss andere um Hilfe bitten. Dafür muss man sich nicht schämen, man sollte aber ein wenig Eigeninitiative zeigen um die Helfer zu entlasten. Aber wie geht das?
Durch das Erzeugen eines Minimalbeispiels ermöglicht man den Helfern das eigene Problem exakt nachzuvollziehen. Diese haben somit den perfekten Ausgangspunkt um mögliche Loungen sofort zu testen. Wer nicht weiß, wie man ein Minimalbeispiel (auch VM oder englisch MWE) erstellt, kann einfach obigem Link folgen.

Mit der Zeit und wachsender Erfahrung, wird man eigene Probleme selbst lösen können.

Deutschsprachige Hilfeseiten sind die Frage-Antwort-Seite TeXwelt.de, sowie das Diskussionsforum goLaTeX. Wer sich mit der englischen Sprache wohler fühlt, sei auf TeX.Stackexchange oder LaTeX-community verwiesen.



Es gibt allerdings auch den seltenen Fall, dass man tatsächlich auf einen Fehler in einem Makropaket oder im LaTeX-Kernel gestoßen ist. Häufig äußert sich dies darin, dass Fehler schon vor dem Beginn der document-Umgebung auftreten oder direkt nach dem \usepackage-Befehl eines Makropaketes. Aber es gibt auch konkrete LaTeX-Fehlermeldungen wie "This may be a LaTeX bug", die auf einen internen Fehler hinweisen. Sollte sich TeX gar mit SIG11 und einem core dump verabschieden, stehen die Chancen dafür ziemlich gut. In solchen Fällen kann man selbst meist nicht mehr viel ausrichten, denn der Quelltext ist oftmals trotzdem völlig korrekt. Das beste ist, alles in ein Archiv zu packen und sich an jemanden zu wenden, der die LaTeX-Internas besser kennt. In der Newsgroup de.comp.text.tex findet man eigentlich immer Hilfe, und wenn es auch nur der Rat ist, das Ganze an Dante (die Deutschsprachige Anwendervereinigung TeX) zu schicken. Die haben Spezialisten für solche Fälle.

Es sei aber nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass solche Fehler wirklich extrem selten sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass 99% aller LaTeX-Anwender nie einen zu Gesicht bekommen werden. Und echte TeX-Bugs sind inzwischen so rar geworden, dass ein Lottogewinn mittlerweile wesentlich wahrscheinlicher ist.