Biochemie und Pathobiochemie: Porphyrie



Definition Bearbeiten

Die hereditäre Porphyrie umfasst ein Spektrum acht verschiedener Erkrankungen, die auf Enzymdefekten innerhalb des Häm-Biosynthese-Stoffwechselweges beruhen.

Epidemiologie Bearbeiten

Die häufigsten Formen sind die Porphyria cutanea tarda (PCT) und die Akute intermittierende Porphyrie (AIP).

Ätiologie Bearbeiten

Die Porphyrien werden ätiopathogenetisch nach dem betroffenen Enzymdefekt klassifiziert. Nach dem Organsystem, in dem die Vorstufen vorwiegend akkumulieren, erhalten die Porphyrien oft den Zusatz „erythropoetisch“ (-> eher Hautsymptome) oder „hepatisch“ (-> eher viszerale und neurologische Syndrome). Außerdem können die Krankheitsbilder nach der vorherrschenden Klinik geordnet werden.

Erkrankung Enzym Gen Locus Erbgang Führende Symptomatik
Akute hepatische Porphyrie (AHP, ADP) 2) δ-ALA-Dehydratase ALAD 9q34 aut.rez. Akute Schmerzattacken ± chronische Neuropathie
Akute intermittierende Porphyrie (AIP) 3) PBG-Deaminase HMBS 11q23.3 aut.-dom. Akute Schmerzattacken ± chronische Neuropathie
Kongenitale erythropoetische Porphyrie (KEP) 4) Uroporphyrinogen-III-Synthase UROS 10q25.2-q26.3 aut.-rez. Erosive Photodermatose
Porphyria cutanea tarda (PCT), Hepatoerythropoetische Porphyrie (HPP) 5) Uroporphyrinogen-Decarboxylase UROD 6p21.3, 1p34 aut.-dom. Erosive Photodermatose
Hereditäre Koproporphyrie (HKP) 6) Koproporphyrinogen-Oxidase CPOX 3q12 aut.-dom. Akute Schmerzattacken ± chronische Neuropathie (selten auch oder nur Photodermatose)
Porphyria variegata (PV) 7) Protoporphyrinogen-Oxidase PPOX 1q22, 6p21.3 aut.-dom. Erosive Photodermatose (evtl. auch oder nur akute Attacke)
Erythropoetische Protoporphyrie (EPP) 8) Ferrochelatase FECH 18q21.3 meist aut.-rez. Akute schmerzhafte Photosensitivität

Pathogenese Bearbeiten

Bei der erosiven Photodermatose absorbieren die Porphyrine in der Haut Lichtenergie und geben diese an das Gewebe ab, was zu den Hautschäden führt.

Pathologie Bearbeiten

Leber: Siderose.

== Klinik ==

Nach den vorherrschenden Symptomen können die Porphyrien klinisch wie folgt eingeteilt werden:

  • Akute Porphyrien (AHP, AIP, HKP, PV): Attacken treten am häufigsten in der 3. Dekade aus, vor der Pubertät und nach der Menopause sind sie selten. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Mögliche Symptome: Akute - meist abdominelle - Schmerzzustände mit Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, daneben Tachykardie, Kaltschweißigkeit, Dehydratation, Hyponatriämie, Krämpfe, neurologische Störungen, dunkel gefärbter Urin, psychiatrische und neurologische Störungen. Bei HKP und PV auch Hautmanifestation möglich.
  • Rein kutane Porphyrie (KEP, PCT, EPP): Akute schmerzhafte Photosensitivität oder photosensitive Hautläsionen.

Diagnostik Bearbeiten

Akute Porphyrie:

  • Porphobilingen im Urin - Erhöht bei den akuten Porphyrien (AIP, HKP und PV), nicht jedoch bei der XLSA und Bleivergiftung.
  • δ-Aminolävulinat im Urin - Erhöht, auch bei XLSA und Bleivergiftung.
  • DD akute Porphyrie:
    • PV: Peak bei 624–628 nm in der Plasmafluoreszensemissionsspektroskopie.
    • HKP: Fäkales Koproporphyrin III : I > 2,0.
    • AIP: Fäkale Pophyrinkonzentration im Normbereich.
  • DNA-Analyse
  • Hautbiopsie ist kontraindiziert.
  • Familienscreening

Differentialdiagnosen Bearbeiten

  • Bleivergiftung

Therapie Bearbeiten

Allgemeine Therapieprinzipien, näheres siehe bei den einzelnen Formen.

  • Vermeidung von Medikamenten und Stoffen, die die hepatische Häm-Synthese (Cytochrom P450) induzieren, wie z.B. Alkohol, Steroidhormone und hepatotoxischer Substanzen.

Akute Porphyrie:

  • Beseitigung von Auslösern (Infektionen, Medikamente, Rauchen, Alkohol).
  • Schmerztherapie: Opioide
  • Antiemetika
  • Korrektur von Elektrolyt- und Wasserhaushalt.
  • Sicherung der Energiezufuhr (ggf. parenterale Ernährung)
  • Ggf. Hämin zur Suppression der Häm-Synthese

Kutane Porphyrie:

  • Schutz vor Sonnenlicht (lange Kleidung, Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme)

Komplikationen Bearbeiten

Prognose Bearbeiten

Geschichte Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten




 

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