Biochemie und Pathobiochemie: Hyperammonämie II
Definition Bearbeiten
Die Hyperammonämie II (OTC-Mangel) ist die häufigste Störung aus der Gruppe der Harnstoff-Zyklus-Erkrankungen. Betroffen ist das Enzym Ornithin-Carbamoyltransferase des Harnstoffzyklus.
Epidemiologie Bearbeiten
1 : 40.000 bis 1 : 80.000.
Ätiologie Bearbeiten
Ursächlich ist eine X-chromosomal erbliche Defizienz des Gens OTC (Xp21.1), das für die mitochondriale Ornithin-Carbamoyltransferase kodiert. Mehr als 100 verschiedene Mutationen sind bekannt.
Pathogenese Bearbeiten
Pathologie Bearbeiten
- Hirnatrophie, Gliose
Klinik Bearbeiten
- Aufgrund des X-chromosomalen Erbganges sind Männer meist stärker und früher (Neonatalperiode) betroffen als Frauen.
- Akute Hyperammonämien mit Enzephalopathie, geistiger Retardierung, neuropsychiatrischen Auffälligkeiten, Hirnödem, Koma, Tod.
- Leberzellverfettung.
- Acrodermatitis-enteropathica-artige Dermatose.
- Abneigung gegen Fleisch (Proteinintoleranz).
- Auslöser (late-onset): Operationen, Infektionen, Schwangerschaft, Valproat.
Diagnostik Bearbeiten
Labor:
- Serum:
- Erhöht: Ammoniak (Hyperammonämie), Aminosäuren.
- Erniedrigt: Citrullin, Arginin, Harnstoff.
- Urin:
- Erhöht: Orotat-Ausscheidung (Carbamoylphosphat wird von der defizienten mitochondrialen Ornithin-Carbamoyltransferase nicht adäquat verwertet und fließt daher vermehrt in den UMP-Syntheseweg, wo es von der evolutionär verwandten zytosolischen Aspartat-Carbamoyltransferase verstoffwechselt wird.)
- zur DD Organoazidurie: organische Säuren
- BGA
- Test auf Heterozygotie beii Frauen: Allopurinol-Test. Allopurinol hemmt die Orotidinphosphat- Decarboxylase im UMP-Syntheseweg. Bei OTC-Mangel mit stimulierter UMP-Synthese durch das nicht verstoffwechselte Carbamoylphosphat kommt es zu einer stark erhöhten Ausscheidung von Orotat und Orotidin.
Genetische Untersuchung
Differentialdiagnosen Bearbeiten
- Organoacidurien.
- Reye-Syndrom.
- Neonatale Leberunreife.
Therapie Bearbeiten
- Proteinarme Diät.
- Arginin-Supplement.
- Na-Benzoat oder Na-Phenylacetat.
- Dialyse.
- Lebertransplantation.
Komplikationen Bearbeiten
Akute Entgleisungen, Hirnschäden.
Prognose Bearbeiten
Geschichte Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Mendez-Figueroa H, Lamance K, Sutton VR, Aagaard-Tillery K, Van den Veyver I. “Management of ornithine transcarbamylase deficiency in pregnancy”. Am J Perinatol, 27:775–84, November 2010. DOI:10.1055/s-0030-1254240. PMID 20458665.
- E. Mönch, G. F. Hoffmann, H. Przyrembel, J.-P. Colombo, B. Wermuth und J. V. Leonard. “Diagnose und Behandlung des Ornithintranscarbamylase(OTC)-Mangels”. Monatsschrift Kinderheilkunde, 146(7), 1998.
Weblinks Bearbeiten
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